HIghtech und Innovation aus Liechtenstein

Gespräch mit dem Erbprinzen Alois über die Mischung aus Demokratie und Monarchie, den schlanken Liechtensteiner Staatsapparat und Achterbahnfahrten im Europa-Park

Sie sind das Staatsoberhaupt, ist Liechtenstein mehr eine Monarchie oder eine Demokratie? Wie führen Sie das Land?
Erbprinz Alois: Gemäss der liechtensteinischen Verfassung ist das Fürstentum eine konstitutionelle Erbmonarchie auf demokratischer und parlamentarischer Grundlage. Die Liechtensteinische Verfassung verbindet dabei auf weltweit einzigartige Weise eine parlamentarische Demokratie mit einem starken monarchischen und einem starken direkt-demokratischen Element.
Das starke monarchische Element bringt insbesondere Stabilität, Kontinuität und eine langfristige Ausrichtung der Politik. Außerdem kann der Monarch eine neutrale, zwischen den Parteien vermittelnde Rolle einnehmen und sich für Minderheiten einsetzen. Die direkte Demokratie führt vor allem zu einer großen Bürgernähe der Politik, weil sie sicherstellt, dass wichtige Anliegen der Bürger frühzeitig identifiziert und angegangen werden.

Liechtenstein ist klein und doch sehr vielfältig: von einer Natur-Idylle, über viel Kunst und Kultur bis zu Hightech-Produkten. Wie ist die Wertschöpfung aus der Industrie und aus dem Finanzplatz? 
Erbprinz Alois: Wir haben mehr Wertschöpfung aus der Industrie. Nach der jüngsten Erhebung der Bruttowertschöpfung lag der Anteil der Industrie bei 42 Prozent. Der Anteil der Finanz- und Versicherungsdienstleister beträgt 11,5 Prozent, jener der teilweise ebenfalls zum Finanzplatz zu zählenden Rechtsberater, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer bei 9,8 Prozent.


Welche Rolle spielen Hightech-Produkte und innovative Branchen?
Erbprinz Alois: Die Hightech-Produkte und innovativen Branchen spielen eine große Rolle, weil unsere Unternehmen aufgrund des winzigen Heimmarktes mit ihren Produkten und Dienstleistungen auf den internationalen Märkten wettbewerbsfähig sein müssen. Da der üblicherweise starke Schweizer Franken hinsichtlich Exporte meist noch erschwerend hinzukommt, müssen unsere Unternehmen innovativ sein, um auch international attraktive Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können.

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Wie gelingt es Liechtenstein, mit einem schlanken Staatsapparat doch alle wichtigen Leistungen für die Bürger zu erbringen?
Erbprinz Alois: Mit rund 1.000 Personen ist der Liechtensteinische Staatsapparat tatsächlich auch relativ gesehen eher schlank. Alle wichtigen Leistungen für die Bürger zu erbringen, ist somit eine Herausforderung. Dies gelingt uns, indem wir einerseits regelmäßig hinterfragen, welche Aufgaben der Staat wahrnehmen soll und wie er diese am besten erbringt, sowie andererseits bei der Leistungserbringung eng mit unseren Nachbarstaaten zusammenarbeiten. Dank dieser engen Zusammenarbeit können wir zum gegenseitigen Vorteil Infrastrukturen besser auslasten und so einen wichtigen Nachteil von Kleinstaaten, nämlich die fehlenden Skaleneffekte, ausgleichen.

Könnten andere Länder etwas davon lernen?
Erbprinz Alois: Von einem regelmäßigen Hinterfragen der Staatsaufgaben, und wie diese am besten erbracht werden, können meiner Ansicht nach alle Staaten profitieren. Auch die Vorteile eines engen Zusammenarbeitens mit den Nachbarstaaten gelten grundsätzlich für alle Staaten. Relativ gesehen sind die Vorteile einer solchen Zusammenarbeit für Kleinstaaten jedoch vermutlich am größten und nur wenige Staaten sind in der glücklichen Lage, wie Liechtenstein in dieser Hinsicht, mit der Schweiz und Österreich, über zwei hervorragende Nachbarn zu verfügen.

Das Fürstentum ist eines der kleinsten Länder der Welt und hat eine jahrhundertelange Tradition, Sie stehen da in einer großen Verantwortung als Erbprinz und künftiger Fürst, Liechtenstein möglichst gut an die nächste Generation zu geben.


Wie gelingt das?
Erbprinz Alois: Neben dem üblichen Tagesgeschäft eines Staatsoberhauptes versuche ich mir genügend Zeit zu nehmen, mich mit den langfristigen sowie für die Zukunft des Landes grundlegenden Fragen auseinanderzusetzen. Dazu tausche ich mich mit Experten zu den jeweiligen Themen, Politikern, Vertretern von Wirtschaftsverbänden und Interessenverbänden aus dem In- und Ausland aus. Sobald ich die für Liechtenstein notwendigen Schritte identifiziert habe, beginne ich einen Dialog sowohl mit diesem Personenkreis als auch mit der breiteren Bevölkerung.

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Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Erbprinz Alois: Die größten Herausforderungen für die Zukunft von Liechtenstein sehe ich momentan auf internationaler Ebene vor allem in einer zunehmend unsicheren Geopolitik und der damit zum Teil verbundenen Zunahme an Protektionismus. Mehr auf regionaler Ebene sind es die Herausforderungen der demographischen Entwicklung mit ihren Folgen, wie dem großen Fachkräftemangel oder den stark ansteigenden Kosten für Pflege, Altersvorsorge und Gesundheitsvorsorge. Die Digitalisierung ist eine weitere Herausforderung, die zwar einerseits viele Chancen bietet, andererseits aber auch speziell im Bereich der sozialen Medien mit erheblichen Gefahren verbunden ist. Schließlich konfrontiert uns auch der Klimawandel mit zahlreichen Fragen, auf die wir rasch und nachhaltig Antworten finden müssen, insbesondere bei der Reduktion des CO2-Ausstoßes und der Sicherstellung einer stabilen Versorgung mit erneuerbarer Energie.

 

Der neue Themenbereich Liechtenstein zählt aus dem Stand heraus zu den sehr beliebten Plätzen im Europa-Park. Wie beurteilen Sie die Kooperation von Liechtenstein mit dem Europa-Park? 
Erbprinz Alois: Das freut mich sehr. Diese Kooperation ist für beide Partner interessant. Für den Europa-Park dürfte sich dieser Erfolg aus unternehmerischer Sicht auszahlen und für Liechtenstein ist es eine gute Gelegenheit, unser wunderschönes Land darzustellen und Besucher aus ganz Europa über Liechtenstein zu informieren, die sonst zum Teil nur schwer zu erreichen sind.

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Meinungsaustausch im Schloss Vaduz, hoch über dem Fürstentum Liechtenstein: Erbprinz Alois und Europa-Park-Inhaber Roland Mack.

Wann werden Sie sich den Liechtensteiner Themenbereich persönlich anschauen?
Erbprinz Alois: Leider war ich bis jetzt noch nie im Europa-Park. Ich hoffe aber, bald die Zeit zu finden, nach Rust zu kommen.

Fahren Sie auch gerne Achterbahnen?
Erbprinz Alois: Als Jugendlicher bin ich gerne Achterbahnen gefahren. Auch meine Kinder machen das gerne.

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Horst Koppelstätter

Das Fürstentum Liechtenstein ist nur 25 Kilometer lang und zwölf Kilometer breit. Der sechstkleinste Staat der Welt. Dass man aber auch auf geringer Fläche Großes leisten kann, beweist das Land an der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz eindrücklich. Liechtenstein ist bekannt für seine Hightech-Produkte und innovativen Branchen. Befestigungssysteme, Fahrzeugbau, Dentalprodukte, Steckverbindungen, Heiz- und Klimalösungen, Oberflächentechnik und Nahrungsmittel werden unter anderem in diesem kleinen Land produziert und dank der Zollunion mit der Schweiz und der Mitgliedschaft im europäischen Wirtschaftsraum in alle Welt exportiert.