Nachhaltiges Bauen muss nicht teuer sein

Gespräch mit der Architektin und Prokuristin Ann-Kathrin Mack über Nachhaltigkeit in der Architektur des Europa-Park Erlebnis-Resorts

Ist der Ursprung des Europa-Park in einem Schlosspark mit jahrhundertealtem Baumbestand auch ein Stück architektonische Verpflichtung für Neubauten?

Mack: Das ist ein sehr wichtiger Aspekt. Wer heute in unseren Schlosspark geht und vor dem Schloss Balthasar aus dem Jahr 1442 steht, bekommt automatisch einen sehr hohen Respekt vor diesem mittelalterlichen Stück Geschichte. Gerade als Architektin bewundere ich die Leistung dieser Baumeister, die Jahrhunderte überdauert hat. Das muss für uns ja ein Anreiz sein, auch in der heutigen Zeit mit Substanz und Qualität zu bauen. Wir können in der Architektur viel aus der Geschichte lernen. Denn letztlich müssen wir alles mit unserem heutigen Wissen umsetzen.

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Ann-Kathrin Mack

Wie wird nachhaltige Architektur im Europa-Park Erlebnis-Resort umgesetzt?

Ann-Kathrin Mack: Nachhaltigkeit im Bau ist bei uns zum einen ganz klassisch die Verwendung von nachhaltigen Materialien wie zum Beispiel Holz. So ruht etwa das gesamte Dach unserer Wasserwelt Rulantica auf großen Holzträgern aus dem Hochschwarzwald. Wir achten grundsätzlich auf die ökologische Verträglichkeit unserer Baumaßnamen und versuchen Baumaterialien möglichst zu recyceln. Nachhaltigkeit in der Architektur ist aber viel mehr: Es ist beispielsweise auch der gute und faire Umgang mit unseren Mitarbeitern und den Firmen, mit denen wir zum Teil seit vielen Jahren Projekte umsetzen. Gemeinsamen schaffen wir im Europa-Park Welten, die Groß und Klein begeistern und den Mitarbeitern gute, vielfältige und sichere Arbeitsmöglichkeiten bieten. Dabei gehen wir verantwortungsvoll mit der zur Verfügung stehenden Fläche um und schaffen einen hochwertigen Ausgleich für die Natur. Wir wirtschaften gesund und richten unser Familienunternehmen so aus, dass es auch für kommende Generationen trägt.
 

Welche Beispiele stechen dabei besonders hervor?

Mack: Es gibt sicherlich viele Beispiele. Stellvertretend will ich den Bau der Mitarbeiterwohnungen mit Kindertagesstätte und Kindergarten sowie die umfassenden Ausgleichmaßnahmen beim Bau der Wasserwelt Rulantica nennen. Die Mitarbeiterwohnungen waren wie ein Traum für mich. Welche junge Architektin oder welcher Architekt kann seine Masterarbeit aus dem Stand heraus umsetzen. Ich durfte das: Das Mitarbeiterhaus mit Kindertagesstätte und Kindergarten habe ich ganz bewusst unter höchsten ökologischen und nachhaltigen Ansprüchen geplant und gebaut. Zur Nachhaltigkeit gehört auch das Wohl der Mitarbeiter. Deshalb haben unsere Mitarbeiterwohnungen einen sehr hohen Standard. Zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen am Ende zu zufriedenen Gästen. Und bei Rulantica haben wir in enger Zusammenarbeit mit den Behörden, der Gemeinde Rust und vielen Experten ein umfangreiches Paket an Ausgleichsmaßnahmen entwickelt und umgesetzt. Das geht weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Aus einem Acker, der in Monokultur mit Mais bepflanzt war, konnten wir ein Areal schaffen, das nicht nur Freude und Spaß bereitet, sondern einen erheblichen ökologischen Mehrwert bietet.
 

Architektur ist auch stets eine Kostenfrage und eine Frage der Ästhetik – wie lässt sich das mit Nachhaltigkeit vereinbaren?

Mack: Keine Frage: Wir sind ein Unternehmen, das wirtschaftlich denken muss. An der falschen Stelle zu sparen, wäre aber am Ende das Gegenteil von wirtschaftlich. Qualität, Ästhetik und Kosten lassen sich durchaus vereinbaren. Es ist eine Frage des Wollens. Am Ende hält ein qualitätvolles Bauwerk viel länger und ist schon deshalb viel nachhaltiger. Aber meist ist ein höherer Standard auch mit einer viel größeren Ästhetik verbunden, an der sich alle Besucher erfreuen.

Wie werden sich die Themen nachhaltiges Bauen und nachhaltige Architektur im Europa-Park weiter entwickeln?

Mack: Nachhaltigkeit hat für unsere Familie seit jeher eine sehr hohe Bedeutung. Das steckt in unserer DNA, auch beim Bauen. Unsere Unternehmen besteht nun seit fast 250 Jahren, das wäre ohne eine tiefgehende, ernsthafte Nachhaltigkeit nicht möglich. Seit nunmehr fast 20 Jahren setzen wir beispielsweise hinsichtlich der Wärmeversorgung unserer Hotels und großer Teile des Europa-Park auf regenerative Energietechnik. Sei es durch Geothermie oder, wie in der Wasserwelt Rulantica, mit Kraft-Wärmekopplung. Hierdurch haben wir es neben den Photovoltaik-Anlagen und dem Wasserkraftwerk an der Elz geschafft, heute schon fast 30 Prozent unserer elektrischen Energie selbst zu erzeugen. Ein Prozess, soviel kann man heute schon sagen, der sicherlich nicht stillstehen wird. Mit der riesigen Photovoltaik-Anlage ab 2024 wird dieser Anteil zusätzlich sprunghaft ansteigen.

Wo setzen Sie Geothermie ein?

Mack: Wir haben 2004 bei der Errichtung des Hotels „Colosseo“ auf Geothermie gesetzt. Hier haben wir unsere erste Grundwasserwärmepumpe in Betrieb genommen. Seither ist einige Zeit vergangen und wir haben den „Fluch des Bauens im Grundwasser“ heizenergietechnisch zum „Segen“ gemacht. Mittlerweile versorgen wir alle Hotels mit Ausnahme des „El Andaluz“ (hier gab es die Technik noch nicht) mit Wärme und Kälte aus Geothermie. Beim Hotel „Krønasår“ sind wir davon abgewichen, da wir mit dem Blockheizkraftwerk am Wasserpark so viel Wärme erzeugen, dass dies auch für das Hotel ausreicht. Im Sommer kühlen wir das „Krønasår“ über eine Absorptionstechnik, welche ebenfalls aus der Abwärme des Blockheizkraftwerks gespeist wird. Zurück zur Geothermie: Aufbauend aus den Erfahrungen der Hotels „Colosseo“ und „Santa Isabel“ haben wir ab 2007 auch etliche Einrichtungen direkt im Europa-Park mit Wärmepumpen basierend auf Wasser/Wasser-Technik ausgestattet. Diese Technik ist nicht zu verwechseln mit der Tiefengeothermie, die am mittleren Oberrhein leider bei fast allen Projekten bislang gescheitert ist. Da sind wir mit Geothermie aus Grundwasser derzeit noch deutlich erfolgreicher und laufen damit sowohl energetisch als auch ökologisch sehr gut.