Alle halten den Atem an

Abtauchen, Attacken abwehren, den Ball versenken: Beim Unterwasserrugby geht es unter Wasser heiß her – eine Hochburg der erstaunlichen Sportart ist der TSV Malsch bei Karlsruhe

Badeanzug, Brille, Haube mit Ohrenschutz, Schnorchel und Flossen, das ist ihre Ausrüstung. So springen zwei Teams ins Wasser und schwimmen in einem Affenzahn aufeinander zu. Dann verschwinden alle für Sekunden unter Wasser, wenige Momente danach holen sie kurz Luft und tauchen erneut unter. Wieder etwas später schießen sie schwer atmend aus dem Wasser und rollen sich über den Beckenrand. Dafür springen nun ihre Wechselspieler ins Nass, tauchen unter und wieder auf. Das sind aber keine normalen Tauchgänge: Die jeweils sechs gegen sechs Spieler duellieren sich im Unterwasserrugby.

„Das ist die einzige dreidimensionale Sportart“, sagt Jochen Schottmüller, Spielertrainer beim TSV Malsch in der Nähe von Karlsruhe: „Der Gegner kann von überall kommen: von oben, unten oder von der Seite.“ Wie sein sechs Jahre jüngerer Bruder Martin spielt der 41-Jährige Unterwasserrugby seit der Jugend – und zwar äußerst erfolgreich: Mit dem TSV Malsch sind die Brüder dreimal deutscher Meister geworden und mit der Nationalmannschaft Europa- sowie Vizeweltmeister. Als „Dorfverein“ konkurriert der TSV mit Rivalen aus Stuttgart, Berlin, Duisburg oder Krefeld.
Als Jugendliche hatten sie sich zwar auch im Tischtennis und Fußball versucht, letztlich sind Jochen und Martin Schottmüller aber beim Unterwasserrugby gelandet. Anfang der 1990er Jahre hat ihr Vater Reinhard den Sport in Malsch etabliert. 

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Folglich sprangen auch die Söhne ins Wasser und sind bei diesem Sport geblieben, von dem viele nicht einmal wissen, dass es ihn gibt. Erfunden hat das Spiel ein deutscher Schwimmer vor 60 Jahren, dem es zu langweilig geworden war, nur zu tauchen. Inzwischen hat sich die Sportart bis Südamerika und Südafrika verbreitet.

Üben, üben, üben
Bei einem Training tauchen die Spieler des TSV Malsch unter Wasser bis zur gegenüberliegenden Seite des Beckens. Die Wasseroberfläche ist ganz ruhig. „20 Sekunden waren es locker“, meint einer, nachdem die Gruppe außerhalb des Wassers noch Liegestützen absolviert hat und sich für den nächsten Tauchgang bereitmacht. Gut schwimmen und tauchen können, das sind schon mal gute Voraussetzungen für Unterwasserrugby. Die nötige Kraft kommt mit dem Training, die Technik und das strategische Verständnis mit der Zeit durch üben, üben, üben. „Es dauert ein paar Jahre, bis man eine gewisse Klasse erreicht“, sagt Martin Schottmüller. Schließlich findet dieser Sport in einer Umgebung statt, die während der eigentlichen Aktionen keinerlei Kommunikation zulässt.
Bei einem Spiel tauchen die Spieler etwa alle 30 Sekunden auf, um Luft zu holen. Für Zuschauer lässt sich das Geschehen nur dann verfolgen, wenn es Schwimmbäder mit einer Glaswand gibt oder Kameras das Geschehen auf eine Leinwand projizieren. Das ist meist bei großen Meisterschaftsspielen der Fall. Dann offenbart sich Unterwasserrugby als ein körperbetontes Gerangel.

 

Fingernägel werden kontrolliert
Ziel des Spiels ist es, den Ball im gegnerischen Korb zu versenken, der von einer Stahlfassung am Boden gehalten wird. Damit auch der Ball untergeht, ist er mit Salzwasser gefüllt, was ihn schwerer macht. Er darf nur unter der Wasseroberfläche transportiert werden, per Pass oder von den Spielern geführt. Wie beim normalen Rugby ist Körpereinsatz unvermeidlich – die Spieler reißen aneinander und versuchen sich gegenseitig zu halten und zu behindern. „Rugby klingt in unserem Fall aber eigentlich zu hart“, erklärt Jochen Schottmüller. Die Verletzungsgefahr sei gering. Das Wasser dämpft die Wucht der Bewegungen. „Um Verletzungen zu vermeiden, werden vor jedem Spiel auch die Fingernägel kontrolliert“, fügt Martin Schottmüller hinzu.

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Die Spieler des TSV Malsch.

Wie eine Familie
Seit zwei Jahrzehnten schwimmt der TSV Malsch bereits in der nationalen wie internationalen Spitze mit. Zu Turnieren reisen die Spieler sogar nach Oslo, Belgrad oder Tampere. Für die Nationalspieler aus dem Verein bleiben etwa Weltmeisterschaften in Kanada und Kolumbien unvergessliche Erinnerungen. Die Begeisterung für ihren Sport setzt allerdings auch ein Engagement außerhalb des Schwimmbeckens voraus, da Sponsoren sich eher rar machen. Um die finanziellen Aufwendungen abzudecken, verkaufen die Spieler beispielsweise beim Weihnachtsmarkt Flammkuchen und Glühwein. Wer aber vom Virus des Unterwasserrugbys einmal infiziert worden ist, kommt kaum mehr davon los. „Bis etwa 50 Jahre lässt sich unser Sport gut ausüben“, betonen die Brüder.

uwr-malsch.de

Christoph Ertz 

 


Weitere Informationen
Auch wasserbegeisterte Mädchen und Jungen können bereits mit Unterwasserrugby anfangen. Der TSV Malsch sucht noch Verstärkung für sein U15-Nachwuchsteam und bietet altersgerechte Schnupperkurse und Trainings im Bundesleistungszentrum in der Sportschule Schöneck an.
Kontakt: martin@uwr-malsch.de

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