Text Horst Koppelstätter
Eine Lichtgestalt, die jetzt von oben leuchtet“, titelte eine Zeitung nach dem Tod des Fußballkaisers. Franz Beckenbauer war in den vergangenen Jahren mit seiner Familie immer wieder im Europa-Park. Am wohlsten fühlte er sich, wenn er inkognito bleiben konnte, was freilich nicht ganz einfach war. Europa-Park-Inhaber Roland Mack: „Franz Beckenbauer hat sich bei uns immer sehr wohl gefühlt. Er ist ein Freund der Familie Mack geworden. Wir haben viele Gespräche geführt und ich habe Franz als einen sehr sympathischen Menschen mit großem Herzen kennengelernt.“ Der Kaiser wurde nicht nur durch seine Erfolge auf dem Spielfeld berühmt, sondern vor allem auch durch sein vorbildliches Verhalten abseits des Rasens. Seine Menschlichkeit zeigte sich in seiner sozialen Verantwortung bis hin zu seiner bescheidenen Art, trotz des enormen Ruhms.
Beckenbauer engagierte sich in verschiedenen Wohltätigkeitsprojekten und setzte sich für benachteiligte Kinder ein. Die persönliche Größe Beckenbauers zeigt sich auch in seinem Umgang mit Druck und Rückschlägen. Als Spieler und später als Trainer bewahrte er stets einen kühlen Kopf und fand kreative Lösungen, um Hindernisse zu überwinden. Franz Beckenbauer wird als strahlendes Beispiel für Menschlichkeit und persönliche Größe im Fußball auch im Europa-Park in Erinnerung bleiben.
Wir haben Franz Beckenbauer zusammen mit Roland Mack bei einem früheren Besuch im Europa-Park zu einem sehr offenen und persönlichen Interview getroffen, das wir in Auszügen hier zum Andenken an den Kaiser veröffentlichen.
Haben Unternehmer und Fußballspieler etwas gemeinsam?
Franz Beckenbauer: Fußballer sind nur im Team erfolgreich, und so ist es bei vielen Unternehmen auch. Das wichtigste ist das Mannschaftsdenken. Allein kann keiner etwas ausrichten. Ein Unternehmen muss wie eine Mannschaft agieren. Da geht es auch um Risiken … bei einer Fußballmannschaft genauso wie auch bei einer neuen Attraktion hier im Europa-Park. Da gibt es schon viele Parallelen. Der FC Bayern ist mit mittlerweile über 800 Mitarbeitern selbst ein stattliches Unternehmen geworden. Als ich 1964 Profi wurde, haben wir noch in der Regionalliga gespielt, weil der FC Bayern noch nicht für die Bundesliga zugelassen war. Der Aufstieg erfolgte erst 1965. Damals gab es beim FC Bayern genau zwei Mitarbeiter: Den Geschäftsführer und seine Sekretärin.
Warum ist Deutschland 2014 Weltmeister geworden?
Beckenbauer: Weil es eine Mannschaft war! Da haben wir alle den Mannschaftsgeist gespürt. Die Brasilianer waren fast alle Einzelspieler, das war keine Mannschaft. Die Argentinier hatten einen herausragenden Top-Fußballer, das war Messi. Bei Deutschland ist ein Team Weltmeister geworden. Deutschland hat keinen Ronaldo, keinen Messi und keinen Neymar. Der Mannschaftsgeist gehört zum wichtigsten eines Fußballteams und auch eines Unternehmens.
Wenn heute die WM-Mannschaft von 1990 gegen die Weltmeister von 2014 spielen könnte. Wie würde das ausgehen, was hat sich seither verändert?
Beckenbauer: Wir waren damals ja auch ein ausgeprägtes Team, aber es wurde vollkommen anders Fußball gespielt und viel mehr mit dem Ball gelaufen. Heute spielt man miteinander. Das Tiki-Taka, das ist heute! Das hat es zu meiner Zeit in dieser Form gar nicht gegeben. Da hast du den Ball gehabt und bist gelaufen. Wenn einer frei war, wurde abgegeben, dann ist der gelaufen. Der damalige Fußball war kein solches Zusammenspiel wie heute. Deswegen lassen sich die beiden Weltmeister-Mannschaften auch nicht direkt vergleichen ...
Wenn heute die WM-Mannschaft von 1990 gegen die Weltmeister von 2014 spielen könnte. Wie würde das ausgehen, was hat sich seither verändert?
Beckenbauer: Wir waren damals ja auch ein ausgeprägtes Team, aber es wurde vollkommen anders Fußball gespielt und viel mehr mit dem Ball gelaufen. Heute spielt man miteinander. Das Tiki-Taka, das ist heute! Das hat es zu meiner Zeit in dieser Form gar nicht gegeben. Da hast du den Ball gehabt und bist gelaufen. Wenn einer frei war, wurde abgegeben, dann ist der gelaufen. Der damalige Fußball war kein solches Zusammenspiel wie heute. Deswegen lassen sich die beiden Weltmeister-Mannschaften auch nicht direkt vergleichen ...
... was waren denn die gravierenden Unterschiede?
Beckenbauer: Wenn die Spieler von damals genau so mit wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgebildet gewesen wären wie heute, wär das etwas ganz anderes. Wir haben doch vor dem Spiel noch Schweinsbraten gegessen ...
Sie machen Witze, das glaube ich nicht ...
Beckenbauer: ... doch das stimmt wirklich. Da sagt jeder Ernährungswissenschaftler heute, das gibt‘s doch gar nicht. Aber wir haben auch Fußball gespielt! Damals war das einfach eine andere Art. Der „Bulle“ Franz Roth hat vor jedem Spiel, kurz bevor wir rausgegangen sind, noch ein großes Stück Kuchen gegessen. Der hat das gebraucht. Und noch ein anderer Punkt: Wir haben ja auch manchmal sinnlos trainiert. Was wir an Kraft verpulvert haben, manchmal für Nichts ... heute ist alles wissenschaftlich aufgebaut. Damals, als ich Teamchef war zwischen 1984 und 1990, habe ich einen Leistungsphysiologen geholt, den Professor Heinz Liesen. Der hat mir geraten, mache weniger im Training, gib den Spielern mehr Zeit zum Erholen. Ich antwortete: Heinz, wir wollen Weltmeister werden, ich muss die aufs Maximale vorbereiten, das ist kein Spaziergang. Ja, sagte er, aber glaube mir, weniger ist besser. Ich habe ihm damals nicht ganz geglaubt und mich so in der Mitte eingependelt. Die Steigerungsläufe, die wir gemacht haben, den Berg rauf ... da konnte man eine Woche fast nicht mehr laufen hinterher. So war das halt. Heute geht das ganz anders: Belastung, Pause, Belastung, Pause ... und dennoch sind die Spieler heute konditionell sehr gut drauf, weil sie weniger Kraft im Training brauchen.
Zurück zu Ihrem persönlichen Erfolg. Wenn Sie zurückblicken, müssen Sie sich da nicht manchmal zwicken und fragen, was habe ich eigentlich alles erreicht?
Beckenbauer: Ich bin nur dankbar. Ich habe eigentlich alles mitgemacht. Vom Beginn der Bundesliga bis zum heutigen Tag bin ich auf dieser Welle mitgeschwommen. Und das ist alles stetig nach oben gegangen. Ich war dabei. Ich konnte auch einiges dazu beitragen ... als Spieler, als Trainer ... und ich war nicht ganz unwesentlich beteiligt daran, dass die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland vergeben wurde. Deutschland hatte nach dieser WM ein anderes Erscheinungsbild in der Welt. Das war weit mehr als nur Fußball. Übrigens auch 2014: Einen besseren Werbeträger als die deutsche Nationalmannschaft gibt es gar nicht. Wer soll das sonst machen? Die Politiker vielleicht? Sicher nicht. Das kann nur der Sport und da wiederum der Fußball. Ja, der Europa-Park ist übrigens auch so ein Werbeträger. Hier werden Menschen aus der ganzen Welt angezogen.
Welche Rolle spielt bei diesen Erfolgsgeschichten der Faktor Glück?
Beckenbauer: Ja, Glück hat auf die Dauer nur der Tüchtige. Das sehen wir auch beim Weltmeisterteam von Jogi Löw. Die Mannschaft ist klasse, aber Götze einzuwechseln und er schießt das Tor in der Verlängerung, das war Glück!
Und für Ihren persönlichen Erfolg?
Beckenbauer: Du musst gut sein, Du musst überzeugt sein, Du musst Leidenschaft haben und hart arbeiten für Deine Aufgabe. Wer sich mit seinem Job nicht hundertprozentig identifiziert, sollte es sein lassen. Wenn es immer heißt: Elfmeterschießen, das ist reine Glücksache. Nein, das stimmt nicht, das ist hart erarbeitet. Training, Training, jeden Tag. Ich bedanke mich übrigens jeden Tag für viele Dinge. Ich hatte ein Jahrhundertleben. Wo ich überall war, wen ich alles kennengelernt habe, was ich alles gemacht habe, dazu bräuchte man eigentlich mehrere Leben.
Sind Sie ein gläubiger Mensch?
Beckenbauer: Ja.
Was gefällt Ihnen im Europa-Park besonders gut? Sie waren früher kein so großer Freund von Freizeitparks, stimmt das?
Beckenbauer: Das gab‘s ja früher gar nicht. Bei uns in München gab es die „Auer Dult“, einen traditionsreichen Markt, das war‘s dann. Die Tatsache, dass wir jedes Jahr mit der Familie hierher kommen, sagt ja schon viel aus, dass es uns super gefällt. Dieser Europa-Park ist einzigartig. Ein Familienbetrieb, der zum Weltunternehmen wird. Das muss erst einmal gelingen. Unglaublich, was die Familie Mack da geleistet hat. Da waren auch viele Zweifel und Hindernisse auf dem Weg zum Erfolg. Am Ende waren es die Hartnäckigkeit und der Wille, die den Erfolg gebracht haben. Das ist einfach stark! Solch ein Familienunternehmen ist ja wie eine Fußballmannschaft: Teamgeist, Risikobereitschaft, Durchsetzungsfähigkeit und auch Führungspersönlichkeiten wie Roland Mack müssen optimal zusammenkommen.
Gibt es etwas, was Sie als eine Leitlinie für das Leben sehen?
Beckenbauer: Ich glaube, dass einem der Sport unheimlich viel helfen kann. Die Werte, die wir in der Gesellschaft haben sollen, lernt man im Sport nahezu automatisch: Fairness, Disziplin, Ordnung, Freundschaft, Ausdauer, Solidarität, Respekt, der Umgang miteinander ...
Was fällt Ihnen zum Europa-Park ein?
Beckenbauer: Die Familie Mack hat eine einzigartige Erfolgsgeschichte geschafft, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Das ist kein amerikanischer Konzern, sondern ein Familienbetrieb. Das ist nochmals ganz anders zu bewerten.
Ich bin fasziniert von den unglaublich vielen Details im Park, von der Freundlichkeit und Herzlichkeit der Mitarbeiter, da spüre ich an jeder Stelle Herzblut. Das ist Arbeit, Wertschätzung für Menschen, Liebe und Hingabe. Das ist Freude pur! Hut ab! Das ist Arbeit, Wertschätzung für Menschen, Liebe und Hingabe. Das ist Freude pur! Hut ab! Ich sage: Liebe Familie Mack, Europa-Park – das ist Euer Verdienst! Ihr habt es geschafft, aus einer Achterbahn ein Weltunternehmen zu machen. Diese ganze Entwicklung ist untrennbar mit Eurem Namen verbunden. Toi, toi, toi … alles Gute für die nächsten Jahre, das wünsche ich Euch!
Herr Beckenbauer,
vielen Dank für das Gespräch!
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