Ohne Liebe wird es oberflächlich

Wie der fünffache Oscar-Preisträger Richard Taylor den Europa-Park bereichert / Die Filmlegende vom anderen Ende der Welt im Porträt

Sie sind erbarmungslos, geboren aus Hass. Mit anderen grausamen Kreaturen vereint Bösewicht Sauron die Orks im Romanepos „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien zu einer gewaltigen Armee. Das Ziel: die Unterwerfung Mittelerdes. Für das Kino wurden die furchterregenden Gestalten geboren aus den Computern der neuseeländischen Spezialeffekte-Firma „Wētā Workshop“ von Richard Taylor. In Peter Jacksons dreiteiliger Verfilmung von „Der Herr der Ringe“ schickten die Spezialisten beispielsweise mehr als 200.000 der im Rechner generierten Krieger in die Schlacht auf dem Pelennor.

Richard Taylor hatte die Trickschmiede unter anderem mit seiner Frau Tania Rodger 1987 in Wellington gegründet. „Unsere erste Werkstatt war unser kleines Schlafzimmer mit einem Doppelbett in der Mitte“, erinnert er sich. Anfangs fertigte Taylor Skulpturen für Filme aus Margarine. Zur Jahrtausendwende wurden er und „Wētā Workshop“ mit „Der Herr der Ringe“ weltberühmt. Neben digitalen Kompositionen wie den Orks prägten sie mit unzähligen Modellen etwa von Türmen und Festungen, 48.000 Requisiten, einer riesigen Anzahl an Make-ups und Masken die Visualisierung dieses Meisterwerks des Fantasy-Genres, das auch mehr als 20 Jahre nach dem Kinostart immer noch erstaunlich modern wirkt.

Insgesamt haben die Neuseeländer bereits an mehr als 160 Filmen mitgewirkt. Für seine bahnbrechenden Arbeiten, ebenfalls an Blockbustern wie „Der Hobbit“, „Avatar“, „King Kong“, „Thor“ oder „Black Panther“, hat Taylor zahlreiche Preise eingeheimst, darunter fünf Oscars. Mit 22 Gewinnen plus vier Ehrenauszeichnungen ist Walt Disney absoluter Rekordhalter bei den Oscars, aber kein Schauspieler hat jemals mehr als vier gewonnen. Taylor zählt demnach zu den höchstdekorierten Filmschaffenden überhaupt – und das als Nichtamerikaner. Seit 2010 darf er sich „Sir Richard Taylor“ nennen. Als ihn die Nachricht erreichte, dass er in den Adelsstand erhoben worden war, schnitt er gerade in der Küche Zwiebeln.

Weit entfernt von Hollywood ist „Wētā Workshop“ weiterhin einer der wichtigsten Kreativdienstleister der Welt. Seit mehr als 30 Jahren hat das Unternehmen Hunderttausende von Waffen hergestellt, mikroskopisch detaillierte Miniaturen, maßgeschneiderte Spezialkostüme und noch viel mehr. Heute umfasst der Firmenkomplex mit 370 festangestellten Mitarbeitern rund 14.000 Quadratmeter in einem Vorort der neuseeländischen Hauptstadt – etwa zwei Fußballfelder.

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Schaurige Masken sind eine Passion von Richard Taylor.

Einmalige Verbindung mit dem Europa-Park
In den 17 Fertigungsabteilungen, die Programmierer ebenso beschäftigen wie Künstler, Bildhauer, Modellbauer und Schmiede, entstehen aber nicht nur die verblüffendsten Wow- und Schock-Effekte für internationale Mega-Filme – sondern auch für den Europa-Park! 2023 wurde eine Zusammenarbeit geschmiedet, in der Taylor und sein Team ihr Können ebenfalls bereits für Deutschlands größten Freizeitpark zur Geltung gebracht haben. Eine einmalige Verbindung!

Alles begann mit einer überraschenden Begegnung. Michael Mack präsentierte vor einigen Jahren eine Achterbahn von Mack Rides auf der „IAAPA Attractions Expo“, der Fachmesse für die Attraktionen-Industrie in Orlando (Florida). Ein Mann begutachtete den ausgestellten Coaster auffallend intensiv. „Ich dachte schon, er käme von einem Mitbewerber“, beschreibt Mack. Ob er helfen könne, fragte der geschäftsführende Gesellschafter des Europa-Park. Er sei so begeistert von der Technik, meinte der Fremde. „Hinterher stellte sich heraus, dass es Richard Taylor war“, erläutert Mack. „Es entwickelte sich eine Freundschaft, er und seine Familie kamen nach Rust und lernten den Park kennen, mit seinen Kindern haben wir Pizza auf der Terrasse gebacken.“

Aus der Zusammenarbeit mit Taylor sind bereits zwei Attraktionen entstanden. So wurde durch die Verbindung die Geschichte für das Yullbe-Erlebnis „Dr. G – Victory on Venus“ entwickelt. In dem zehnminütigen Virtual-Reality-Abenteuer werden die Gäste als mitspielende Akteure auf den Planeten Venus katapultiert, wo ein Krieg um Kolonien tobt. Sie müssen es mit gigantischen Spinnen, unheimlichen Flug-Aliens und einem riesigen Tausendfüßler aufnehmen.

Menschenähnlicher Nikola Tesla
Der weitere Beitrag aus dem fernen Neuseeland ist auf dem Vorplatz der neuen Achterbahn „Voltron Nevera powered by Rimac“ zu bewundern. „Wir führen hier ernsthafte wissenschaftliche Experimente durch“, hebt dort der legendäre Physiker Nikola Tesla hervor. Aber Moment – der Erfinder des Wechselstroms, der mit seinen Ideen unter anderem unsere Stromnetze, Fernseher und Telefone prägte, ist doch bereits 1943 verstorben. Und jetzt fuchtelt er entschieden mit den Armen und rollt die Augen. Der Ruster Tesla ist ein Animatronic – eine mechanisch, pneumatisch und elektronisch gesteuerte Figur. Mit einem 60-köpfigen Team hat Taylor den Prototypen geschaffen. Mit seinen mehr als 60 mechanischen Gelenkpunkten, 2.000 Einzelteilen und einer menschenähnlichen Haut aus Silikon gilt die Figur als „Animatronic der Zukunft“.

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Der fast schon lebensechte Nikola Tesla im Kroatischen Themenbereich ist ein Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Taylors Unternehmen „Wētā Workshop“ und der Familie Mack.

Leidenschaft ist entscheidend
Taylor und die Familie Mack vereint eine sehr ähnliche Herangehensweise an das eigene Tun: „Ohne Liebe wird es oberflächlich – egal, ob es sich um einen Film oder einen Freizeitpark handelt. Das merken die Menschen“, betont Taylor. Für ihn ist es entscheidend, dass die Besucher des Europa-Park die Leidenschaft spüren, die hinter jedem Detail steckt – sei es das Handwerk, das Storytelling oder die Hingabe der Mitarbeiter. „Auch beim Film geht es im Kern darum, dass die Zuschauer eine Beziehung mit den Charakteren aufbauen. Die Effekte, die Kreaturen, die digitalen Kompositionen sind nur Teil einer Geschichte.“ Mittlerweile im 60. Lebensjahr angelangt, führt Taylor bei „Wētā Workshop“ weiterhin die verschiedenen Teams – „jeden Tag mit hochgekrempelten Ärmeln“, wie er sagt. „Ich sehe die Welt noch immer durch eine rosarote Brille, deshalb lädt meine Kreativität stets schnell wieder auf“, so Taylor. Seine Ideen, Tricks und Techniken werden daher sicher auch in Zukunft – neben der Filmindustrie – weiter den Europa-Park bereichern.

Michael Mack im Gespräch mit Richard Taylor: Hier geht es zum Video

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