Sie waren erfolgreich als Fußballprofi, Manager, Geschäftsmann und TV-Experte. Sie könnten einen Ratgeber für Erfolg schreiben, oder?
Günter Netzer: Das kann ich so nicht bestätigen. Ich war nie besessen vom Erfolg. Wenn ich die verschiedenen Karrieren betrachte, muss ich sagen, das ist irgendwie entstanden. Ich will keine höheren Mächte bemühen, die mich geführt haben könnten, Dinge zu machen, die ich im Nachhinein nicht so richtig verstanden habe. Der Erfolg hat sich so ergeben. Es ist zwar auch mein Charakter, dass ich, wenn ich Dinge anpacke, sie optimal machen will. Aber dass es so gut ausgegangen ist, konnte ich nie prognostizieren. Da gehörten viel Glück und andere Dinge dazu.
Demnach spielt auch der Faktor Zufall eine Rolle. Was wäre beispielsweise aus Ihnen geworden, wenn Hennes Weisweiler nicht Trainer von Borussia Mönchengladbach geworden wäre?
Netzer: Dafür gibt es vielleicht andere Worte als Zufall. Manchmal ist es eine Fügung, dass so etwas passiert. Hennes Weisweiler hat Borussia Mönchengladbach gemacht, und er hat auch mich gemacht. Ich habe ihm ganz viel zu verdanken.
Welche Bedeutung hatten die langen Haare? Die Titel kamen jedenfalls erst, als die Haare länger wurden …
Netzer (lacht): … die haben wohl lange gebraucht, um zu wachsen. Aber das war kein Ausdruck in irgendeine Richtung, dass ich damit Rebellion dokumentieren wollte, oder ähnliche Dinge. Es war einfach meine damalige Freundin, die meinte, dass ich mit kurzen Haaren ziemlich bescheuert aussehe, und lange Haare würden meinem Aussehen guttun. Dem habe ich dann auch zu 100 Prozent zugestimmt.
Günter Netzer liebt schicke, schnelle Sportwagen – mit einem Jaguar handelte er sich allerdings den Ärger von gleich zwei großen Freunden ein.
In Ihrer Autobiografie schreiben Sie, dass Sie mit der Gladbacher Fohlenelf drei-, viermal im Jahr Fußball gespielt haben, wie niemand sonst auf der Welt … was muss zusammenkommen, damit so etwas möglich ist?
Netzer: Das muss dem Trainer Weisweiler zugeschrieben werden. Er hat die richtige Auswahl dafür gefunden und gefördert. Er sah mich als verlängerten Arm, und die Fügung war, dass wir Spieler hatten, die Weisweilers Gedanken umsetzen konnten. In der Theorie kann man viele gute Ideen haben, aber das Umsetzen ist ja nicht nur im Fußball das Problem.
Wen sehen Sie heutzutage am liebsten? Gibt es eine Mannschaft, die den außergewöhnlichsten Fußball spielt?
Netzer: Das lässt sich nicht miteinander vergleichen. Solche generationsübergreifenden Überlegungen habe ich nie zugelassen, heute ist eine ganz andere Zeit.
Die allermeisten Clubs, wie der HSV, bei dem Sie große Erfolge als Manager hatten, können anscheinend immer nur für eine gewisse Periode ganz oben mitspielen – warum ist das so? Ist es alles nur eine Frage des Geldes?
Netzer: Das Erhalten habe ich immer als das Schwierigste empfunden. Es gibt Verschleißerscheinungen, und den Erfolg dann zu bewahren, ist fast nicht möglich – auch in der heutigen Zeit nicht. Geld erleichtert vieles, aber es ist keine Garantie.
Günter Netzer wurde im September 1944 in Mönchengladbach geboren. Der erste „Popstar des deutschen Fußballs“ war mit der Nationalmannschaft, orussia Mönchengladbach und Real Madrid erfolgreich und blieb seinem Sport nach der Spielerkarriere als Klubmanager und Unternehmer treu.
Wenn der Erfolg im Fußball schwer kalkulierbar ist, dann war der Erfolg des Europa-Park zumindest bei seiner Gründung vor 50 Jahren auch nicht sicher. Wie kam es zur Freundschaft mit der Familie Mack und wie haben Sie den Park verfolgt?
Netzer: Es war wohl mein bester Freund Berti Vogts, der mich das erste Mal in den Europa-Park mitgenommen hat. Ich weiß aber nicht mehr, wann das war. Die Macks sind echte Pioniere, die mir den höchsten Respekt abnötigen. Solche Ideen in die Tat umzusetzen – behutsam und fürsorglich, ohne Hasardeure zu sein –, das ist Unternehmertum in Reinkultur. Der Europa-Park hat sich über die Jahre stetig verbessert.
Sie hatten auch immer ein Faible für das Schöne – gibt es im Europa-Park Dinge, die Ihrem Schönheitssinn entsprechen?
Netzer: Naja, das ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Es ist richtig, ich bin ein ästhetisch denkender und lebender Mensch. Natürlich sehe ich die wunderschönen Details im Europa-Park, dass man hier Dinge vorangetrieben hat, die jeden Besucher in eine andere Welt eintauchen lassen. Man kommt hier hundertprozentig auf seine Kosten. Die Familie Mack hat genau den Nerv getroffen, zwischen Schönheit, Wohlfühlen und gleichzeitig dem Abenteuer.
Zumindest wurde noch keine Achterbahn lila lackiert, wie es mal ein Freund von Ihnen mit einem Auto gemacht hat.
Netzer: Sie spielen auf die alte Geschichte mit meinem Jaguar E an. Ich habe ihn an Franz Beckenbauer verkauft und er dann an Wolfgang Overath, der ihn doch tatsächlich lila lackieren ließ. Das ist bis heute ein Stachel in meinem Innersten. Das Auto hat allein schon in seiner Präsenz für Schönheit gesprochen, das musste man nicht verändern. Beckenbauer und Overath waren unfähig, das Auto zu fahren. Ich habe sie immer Ignoranten genannt.
Was aber der Freundschaft nicht geschadet hat ...
Netzer: ... nein, das waren Scherze, Fußballer sind nicht so schnell beleidigt.
Günter Netzer mit der Familie Mack im Europa-Park.
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