Grüsse aus dem Huhniversum

Besucher begeistert von Peter Gaymanns Ausstellung im Europa-Park: „Da lachen ja die Hühner“

Das hat es noch nie gegeben bei einer Ausstellung im Europa-Park: Tag für Tag ertönt immer wieder ein schallendes Lachen durch die hohe Halle des „Baltic Café“ im „Blue Fire Dome“. Manchmal entschuldigen sich die Besucher bei den Umstehenden fürs laute spontane Lachen. Anlass sind die Bilder des Cartoonisten Peter Gaymann, der mit seinem herrlichen Humor und Witz die Menschen sofort für sich einnimmt. Der Ausstellungstitel „Da lachen ja die Hühner“ passt perfekt. Am Ende werden mehr als 100.000 Besucher in der Ausstellung mit 80 Bildern und vielen Objekten von Peter Gaymann gezählt.

 

Der Freiburger Kunsthistoriker Stefan Tolksdorf bringt es bei der Vernissage auf den Punkt: „Das Huhn als Repräsentant des Menschlich-Allzumenschlichen, gleichsam das Huhn in uns. Unser aller Huhn. Ein echter Selbstläufer. Es wird Peter Gaymann zeitlebens wohl nicht mehr aus den Klauen lassen. Gaymann hat gelernt dem (goldene Eier legenden) Huhn dankbar zu sein. Wie sagt er doch immer: Das Huhn hat mich ausgesucht, nicht ich das Huhn. Will sagen: Das Publikum hat sich aus Gaymanns gezeichneter Menagerie in der Badischen Zeitung ausgerechnet dieses nette Tierchen zum Liebling erkoren.“

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Europa-Park-Inhaber Roland Mack: „Peter Gaymann ist ein Meister darin, den Menschen den Spiegel vorzuhalten, ohne sie zu verletzen. Ich schätze diesen Humor! Er hat auch speziell für diese Ausstellung eine ganze Reihe toller Zeichnungen aus dem Europa-Park geschaffen, wo er im Sommer tagelang mit Block und Stift unterwegs war. Ohne Witz und Humor wäre unser Alltag nur halb so schön. Das erleben wir auch täglich im Europa-Park. Als ich Peter Gaymann das erste Mal getroffen habe, ist der Funke sofort übergesprungen. Ein Freiburger Bobbele wie ich, der zwar inzwischen nach Bayern gezogen ist, aber heute ist er wieder hier. Peter Gaymann und Europa-Park passen perfekt zusammen.

Die Reihe „Kunst im Europa-Park“ hat im Jahre 2007 mit einer Ausstellung mit Bildern von Marc Chagall „Die Magie des Zirkus“ begonnen. Keine geringere als die Enkelin von Marc Chagall, Meret Meyer, hat die Ausstellung kuratiert. Ich erinnere mich noch gut, wie skeptisch die Chagall-Enkelin zunächst war: Was? Eine Ausstellung im Europa-Park?, fragte sie mich. Doch schon nach kurzer Zeit war klar: das funktioniert und wurde ein großer Erfolg.

Seither zeigen wir – mit Ausnahme der Unterbrechung durch Corona – Jahr für Jahr großartige Künstler wie James Rizzi, Tomi Ungerer, Janosch, Otto, Raymond Waydelich und viele mehr. Ich glaube wir haben damit gerade in der Winterzeit den Nerv der Besucher getroffen.“

Höhepunkt der Vernissage im Europa-Park war die Live-Performance von Gaymann, bei der er in nur wenigen Minuten eine humorvolle Weihnachtsszene zeichnete. Das Bild wird für den „Förderverein für krebskranke Kinder e.V. Freiburg“ versteigert. Und nochmal Stefan Tolksdorf: „Bewundernswert ist der treffsichere Strich und das zeichnerische Arrangement, ebenso der zielgenaue Wortwitz, und es fragt sich unwillkürlich: Was ist zuerst da? Bild oder Text, Henne oder Ei? Gaymanns Antwort: Mal das eine, mal das andere. Wichtige kreative Ressource sind jedenfalls seine Skizzenbücher, die selbst aussehen, wie frisch ediert. Was ihm einfällt, gerinnt darin bereits zur Szene. Das heißt, die wichtigste Vorarbeit geschieht im Kopf.

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„Verrückte“ Blickwinkel
Peter Gaymann verfügt über eine schier unerschöpfliche Fantasie. Und natürlich auch über die für einen Humoristen unverzichtbare Fähigkeit, die Welt aus einem etwas leicht angeschrägten, in bestem Sinn „verrückten“ Blickwinkel zu sehen. Damit verbunden und eine conditio sine qua non: das gerüttelte Maß Selbstironie. Es ist gewissermaßen eine Lebensentscheidung, das Leben in humoristischer Spiegelung, gewissermaßen aus Menschhuhn-Perspektive zu betrachten und das Bekannte durch eine entscheidende Nuancenverschiebung noch bekannter erscheinen zu lassen. Unübersehbar natürlich auch der große Freund Tomi Ungerer, dessen Vielseitigkeit und Variabilität unser Zeichner bewundert, dessen Frösche – nebenbei bemerkt – aber niemals die Popularität der Gaymannschen Hühnern erreichten. Gaymanns zeichnerischer Humor streift bisweilen den britischen, etwa wenn er ein Huhn, das gerade von einem Koch auf der Massagebank mit Marinade eingerieben wird, beiläufig fragen lässt: Sind Sie überhaupt Masseur?“

petergaymann.de

Peter Gaymann – Veejoy

Cartoon
Referenzpunkt für den Zeichner Peter Gaymann ist die Geschichte des Cartoons. Der zunächst ironisch gemeinte Begriff stammt aus der britischen Satirezeitschrift „Punch“, die erstmals Dialoge zwischen den Protagonisten unter die Zeichnung druckte. Die Textblase ist übrigens noch älter und taucht erstmals auf politischen Karikaturen des frühen 19. Jahrhunderts auf. Vom ersten regulären Comic „Yellow Kid“ (ab 1895) ganz zu schweigen.

Im Deutschen populär wurde das Wort „Cartoon“ als Bezeichnung für den intelligenten Bildwitz Ende der 50er Jahre durch den Zürcher Diogenes-Verlag, insbesondere seines erstmals 1956 erschienenen Cartoon-Kalenders. Entscheidende Impulse empfing die Kunstform dann in den 1960er und 1970er Jahren durch die Zeichner der Neuen Frankfurter Schule, namentlich F.W. Bernstein („Das Wichtigste ist das Warten auf den zweiten Einfall“, „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“), Robert Gernhardt, Clodwig Poth, Hans Traxler und F. K. Waechter. Das Forum dieser Zeichner und Autoren, die Satirehefte „Pardon“ und „Titanic“ inspirierten auch den jungen Peter Gaymann. Unübersehbar indes ist der Einfluss der französischen Schule, mit deren Urvater im 19. Jahrhundert Honore Daumier und allen voran wohl Jean Jacques Sempe, dem Erfinder des „Kleinen Nick“.

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Peter Gaymann mit der Familie Mack.