Meditation auf der Monsterwelle

Begegnung mit dem Big-Wave-Surfer Andrew Cotton

Aufregender als Nazaré“, sagte Andrew Cotton als einer der Stargäste bei der offiziellen Eröffnung der Rennrutsche „Vikingløp“ im Rutschenturm „Nordiskturn“ der Wasserwelt Rulantica. Doch das dürfte eher einer gewissen Bescheidenheit im Auftreten – dem typisch britischen Understatement – geschuldet sein. „Vikingløp“ ist zwar die größte Speed-Rutsche Europas, mit der acht Gäste gleichzeitig auf insgesamt 1.500 Rutschenmetern um die Wette rutschen. Aber sie ist ein Spaß für beinahe jedes Alter. Andrew Cotton hat dagegen schon Erfahrungen mit der Materie Wasser gemacht, die nur ganz wenige überhaupt in Angriff nehmen würden. Der 1982 an der südenglischen Küste geborene Familienvater ist einer der weltbesten Big-Wave-Surfer. Riesige Monsterwellen sind sein Element!

In den 2010er Jahren machte er gemeinsam mit Surf-Ikone Garrett McNamara Nazaré in Portugal zu dem Big-Wave-Hotspot schlechthin. An dem Ort zwischen Lissabon und Porto türmen sich an – für Surfer – guten Tagen die Wassermassen mehr als 20 Meter hoch auf. 2014 surfte sich Cotton in das Guinness-Buch der Rekorde, als er dort eine fast 24 Meter hohe Welle ritt – also nicht viel weniger als der bis 30 Meter in die Höhe ragende „Nordiskturn“ von Rulantica. Vor Nazaré erlitt er aber 2017 auch seinen härtesten Sturz: Beim Surfen auf einer 18-Meter-Welle brach sich der Engländer einen Lendenwirbel. Er kämpfte sich zurück, trainierte hart und war ein Jahr danach wieder zurück in den Monsterwellen. Mit emotional pur hat Andrew Cotton über seine Leidenschaft gesprochen und machte ein unerwartetes Eingeständnis für einen Mann, der sich solch einem Extremsport verschrieben hat.

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Was ist so faszinierend am Big-Wave-Surfen?
Andrew Cotton: Es ist viel mehr als nur das Surfen. Es ist ein Traum. Man ist Teil eines größeren Ganzen, mit anderen, die so sind, wie man selbst. Es ist niemals nur ein Job. Ich kam zum Surfen schon als Kind und es hat sich dann immer mehr entwickelt. Die Freude daran wurde größer und größer.

Wie ist es, eine Monsterwelle zu reiten?
Cotton: Schnell, voller Adrenalin. Natürlich ist auch Angst dabei, Stress, Anspannung ... aber ... dies alles zu überwinden, das ist die Leistung dabei. Dann kommt der Moment, wenn du mit einer Welle runterkommst, das passiert fast in Zeitlupe. Es ist wie in einer Meditation. Das ist es, weshalb du immer mehr davon willst.

Wie wird man in so einem Extremsport richtig gut?
Cotton: Es ist wie in allem: wiederholen, wiederholen, wiederholen, es immer wieder tun. Big-Wave-Surfen ist ein Marathon, man steigt nicht einfach auf ein Board und ist gut darin. Es braucht sehr viel Zeit und Hingabe. Für mich ist es pure Leidenschaft.

Und Sie haben Ihre beste Welle schon erlebt?
Cotton: Nein, die beste Welle ist immer die nächste.

Aber Sie haben auch schwere Verletzungen erlitten, besonders 2017, als Sie sich den Rücken brachen.
Cotton: Ehrlich gesagt, ich hatte noch nie einen schlechten Moment. In jedem Sport kommt es zu Verletzungen, das gehört einfach dazu. Auch wenn es natürlich eine schwere Verletzung war, war es für mich nur eine Verletzung.

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Dachten Sie nicht ans Aufhören?
Cotton: Nein, nie. Es war auch eine Situation, in der ich viel über mich lernen konnte. Ich kam daraus stärker hervor. Wenn ich aufgegeben hätte, wäre das nicht der Fall gewesen. Ich weiß jetzt, dass ich sogar Motivation aus schlechten Zeiten ziehen kann.

Was hat Sie in den Europa-Park geführt?
Cotton: Ich trat als Speaker beim „Cloudfest“ im Europa-Park auf, der weltweit größten Messe und Konferenz der Cloud- und Hosting-Industrie. Ein wunderbarer Anlass, um meine Leidenschaft zu teilen.

Über was sprechen Sie bei solchen Vorträgen?
Cotton: Über die Reise meines Lebens. Als ich mit 16 die Schule verließ, habe ich schon davon geträumt, ein professioneller Surfer zu werden. Aber es war ein jahrelanger Weg bis dahin, zwischenzeitlich habe ich zum Beispiel als Klempner gearbeitet, was ein guter Job war. Aber irgendwann setzte ich alles auf eine Karte. Darüber spreche ich, über das Glück, die richtigen Leute kennenzulernen, zum passenden Moment am richtigen Ort gewesen zu sein. Aber auch über Tiefpunkte, Verletzungen, und daraus wieder hervorzukommen. Ich habe nie meinen Traum aufgegeben, es ist wie ein Feuer in mir. Die Dinge aus den richtigen Gründen zu tun, das ist meine Geschichte. Daraus kann sich natürlich jeder herausziehen, was er möchte, aber vielleicht ist es auch inspirierend.

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Sie wirken auch mit bei der Dokumentations-Serie „100 Foot Wave“ des US-Senders HBO – um was geht es dabei?
Cotton: Im Mittelpunkt steht mein Freund Garrett McNamara, aber auch ich und andere Big-Wave-Surfer kommen vor. Es geht ums Surfen, aber mehr noch um unser Leben, unsere Leidenschaft, das, was hinter den Kulissen passiert, die Erfolge, genauso wie die Tiefschläge. Ein Kamerateam begleitet mich gerade seit Monaten auf Schritt und Tritt, auch hier im Europa-Park. Es gibt kein vorgefertigtes Skript, es wird einfach gezeigt, was ich erlebe. Vielleicht werden in der fertigen Staffel Szenen aus dem Europa-Park zu sehen sein.

Wie finden Sie Deutschlands größten Freizeitpark?
Cotton: Als ich hier ankam und die ganzen Achterbahnen in der Sonne glänzen sah ... wissen Sie, viele denken, dass ich ein absoluter Adrenalin-Junkie sein muss. Aber das bin ich überhaupt nicht. Vor Achterbahnen habe ich einen riesigen Respekt. Ich bin schon Achterbahnen gefahren, so ist es nicht, aber sie sind nicht unbedingt mein Ding. Der Europa-Park ist aber ganz sicher ein Ort, den es lohnt zu besuchen. Leider habe ich nicht genügend Zeit, um alles zu sehen. Aber das ist ein guter Grund, um wiederzukommen.

andrewcotton.co.uk

Christoph Ertz

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Von links: Bob-Olympiasieger Beat Hefti, Sänger Marc Terenzi, Rennrodel-Weltmeisterin Anna Berreiter und Andrew Cotton