Gespräch mit der Liechtensteiner Skirennläuferin Tina Weirather über Höhen und Tiefen, das Glück der Familie und den „Endorphin-Rausch“ im Europa-park
Tina Weirather ist eine super sympathische Spitzensportlerin aus dem kleinen Land Liechtenstein. Geboren in eine Familie von Olympiasiegern und Weltmeistern, wurde sie selbst ein Star im internationalen Skizirkus und hat bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Südkorea die Bronzemedaille im Super-G gewonnen.
Das Talent wurde Tina bereits in die Wiege gelegt. Mutter Hanni Wenzel ist zweimalige Olympiasiegerin, vierfache Weltmeisterin, Gesamtweltcupsiegerin 1978 und 1980. Papa Harti Weirather holte 1981 den Abfahrtsweltcup und krönte sich 1982 in Schladming zum Abfahrtsweltmeister. Tina sei so schlau gewesen und habe sich von beiden Elternteilen nur das Gute ausgesucht, lacht Mama Hanni Wenzel: „Vom Papa hat sie die Begeisterung für die Abfahrt und die Geschwindigkeit, von mir das Gespür für den Schnee.“
Tina Weirather, Liechtenstein
die 33-Jährige war während ihrer Aktivzeit eine ausgezeichnete Speed-Ski-Fahrerin und vor allem der Super-G gehörte zur absoluten Paradedisziplin der Liechtensteinerin. Schließlich eroberte sie im Weltcup gleich sieben Siege und dazu auch noch neun zweite und fünf dritte Plätze in dieser Disziplin. Außerdem gewann sie zwei kleine Kristallkugeln in der Super-G-Wertung und dazu gesellen sich auch noch je eine Olympia- (Bronze) und eine WM-Medaille (Silber) in dieser Sisziplin. Heute überzeugt Tina Weirather als Expertin beim Schweizer Fernsehen und kommentiert die Frauenskirennen.
Wir treffen Tina Weirather zum Interview.
Sie sind heute erfolgreiche TV-Sportkommentatorin. Wie schwierig ist es, die Leistung von den früheren Kolleginnen einzuordnen und auch zu bewerten?
Tina Weirather: Meistens fällt es mir leicht – ich sehe eine Performance und weiß ziemlich genau, wie sich die Athletin fühlt, da ich selber die ganze Bandbreite an Emotionen, Höhen und Tiefen erlebt habe und so ziemlich alle Fehler auch schon gemacht habe. Grundsätzlich ist meine Achtung vor den Athletinnen groß, weil ich weiß, wie viel Arbeit und Herzblut dahinter steckt.
Viele Jahre Höchstleistungssport haben Sie an die Weltspitze als Skirennläuferin gebracht, diese Erfolge waren aber auch mit vielen Entbehrungen verbunden. Was haben Sie für Ihr Leben vom Spitzensport gelernt, beispielsweise mentale Stärke?
Weirather: Ich weiß jetzt, dass Vieles zu schaffen ist, das anfangs utopisch erscheint. Die Grenze ist viel weiter oben, als man denkt. Mit einem guten Plan, Disziplin und Geduld kommt man weit – aber man braucht auch die richtigen Leute um sich herum, die mitziehen. Auf gewisse Dinge zu verzichten, um etwas Größeres zu erreichen, dann ist es eine große Genugtuung, wenn man das Ziel dann erreicht. Das hat mir sicher viel Selbstvertrauen gegeben – auch für ganz andere Herausforderungen im Leben nach der Karriere.
Was waren Ihre stärksten Eigenschaften als Skirennläuferin?
Weirather: Ich hatte immer ein gutes Gefühl für den Schnee. Sprich, ich spürte, wie viel Aufkantwinkel und Kantendruck es in der jeweiligen Kurve brauchte, um den maximalen Rebound bei minimaler Reibung zu erzeugen. Wahrscheinlich dachten viele, dass ich das von meinen Eltern geerbt habe. Ich denke, es lag eher am vielen Skifahren neben der Piste als Kind in Malbun, an den Rennen gegen meinen großen Bruder („Wer zuerst unten ist“) und an meiner Mama, die mir an jedem neuen Ort gesagt hat: „Zuerst den Schnee kennenlernen, und erst wenn Du ihn verstehst, Gas geben.“
Wie sind Sie mit Niederlagen umgegangen?
Weirather: Ich war schon immer jemand, der etwas verstehen musste, um es abzuhaken. Deshalb habe ich viel analysiert, mir nach jeder Niederlage viele Fragen gestellt. Auch die, die wehtun. Ich war da auch sehr hart und ehrlich zu mir selbst. Daraus habe ich meine Schlüsse gezogen. Ich hatte immer die Devise: Jeder Fehler ist erlaubt, aber nur ein Mal. Gewisse Fehler habe ich natürlich dutzende Male gemacht, das hat mich geärgert.
Sie haben eine Familie gegründet und sind nun Mama eines Sohnes. Was bedeutet dieser komplett neue Lebensabschnitt für Sie?
Weirather: Es ist sehr aufregend und etwas total anderes, als eine Karriere im Spitzensport. Da bin ich natürlich gespannt, wie wandlungsfähig ich weiterhin bin. Die Freude ist riesengroß und es fühlt sich unheimlich kostbar an.
Wie sind Ihre Pläne nach der Babypause?
Weirather: Ich bin weiterhin wöchentlich dabei beim „Podcast am Pistenrand“ – ein Skipodcast mit Marc Berthod und Michael Schweizer, der seit dem Start Anfang letzter Saison einen ziemlichen Hype ausgelöst hat und mir total Spass macht. Außerdem geht es nächste Saison zurück zum TV. Auch bei Norqain mache ich weiter. Das ist eine relativ neue Schweizer Uhrenmarke, wo ich im Verwaltungsrat mithelfen darf. Auch alle anderen Mandate mache ich, Stand jetzt, nach der Babypause weiter – mal sehen, wie ich alles unter einen Hut bekomme.
Sie sind Botschafterin für Liechtenstein-Marketing. Nehmen Sie uns mit: Was ist so faszinierend an Liechtenstein, einem der kleinsten Staaten der Erde?
Weirather: Die Berge, das Tal, die Möglichkeiten. Auf kleinstem Raum findet man hier alles. Das Sportangebot ist riesig, das Skigebiet im Malbun ist schnell zu erreichen und hat unheimlich viel Charme. Es gibt zahllose Vereine und die meisten Kinder können zu Fuß in die Schule. Es ist urban und trotzdem ländlich, die Landschaft ist grandios. Man kann sogar alle elf Gemeinden auf einem Weg durchschreiten: dem 75 Kilometer langen Liechtenstein-Weg. Umgeben von dieser tollen Natur bietet Liechtenstein aber gleichzeitig auch einen mannigfaltigen Arbeitsort mit vielen lokalen, aber auch internationalen, Unternehmen auf kleinstem Raum. Der Grad an Sicherheit und Wohlstand ist groß, wir sind politisch stabil aufgestellt und orientieren uns in vielen Dingen an der Schweiz, die, wie ich finde, eine gute Richtung vorgibt. Dennoch gehen wir in verschiedensten Bereichen bewusst und selbstbewusst unseren eigenen Weg.
Was schätzen Sie am Europa-Park? Fahren Sie gerne schnelle Achterbahnen?
Weirather: Ich liebe Achterbahnen, es kann gar nicht schnell genug sein. Im Europa-Park befindet man sich eigentlich konstant im Endorphin-Rausch – man muss sich nur gut einteilen, dann macht der ganze Tag Spaß.
weitere Informationen:
http://www.tourismus.li/
Horst Koppelstätter
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