Duale Partner

Michaela Nübling: Vom Housekeeping im Europa-Park zur Professorin

Zurück zu den Wurzeln heißt es für Michaela Nübling mit ihrer neuen Aufgabe als Professorin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg. Denn dort startete sie ihren Werdegang mit dem dualen Studium in Hotel- und Gastronomiemanagement und mit dem Europa-Park in Rust als dualem Partnerunternehmen.

emotional pur sprach mit
Michaela Nübling

Sie sind von Endingen in alle Welt gezogen und haben internationale Erfahrungen gesammelt. Wo steht nach Ihrer Einschätzung der deutsche Tourismus im weltweiten Vergleich?
Michaela Nübling: Egal, wohin in der Welt Sie reisen und wen Sie treffen: Deutschland ist ein sehr beliebtes Reiseland und verzeichnete bis zur Pandemie, wie auch der weltweite Tourismus, ein kontinuierlich positives Wachstum. In Deutschland ist gerade auch der inländische Tourismus sehr stark. Mit und nach der Pandemie hat sich das noch verstärkt. Das bringt natürlich auch Herausforderungen mit sich. Im Tourismus eine sozial und ökologisch nachhaltige Balance für alle Beteiligten zu schaffen, gehört dabei zu den Kernthemen der Branche.

Wo haben wir Stärken beim Tourismus gegenüber beispielsweise den USA?
Nübling: Seit meiner Rückkehr aus den USA bin ich ein noch größerer Deutschland-Fan. Denn auf dieser um ein Vielfaches kleineren Fläche gibt es eine Fülle an Kultur, Geschichte und Tradition: vom Wattenmeer über das Elbsandsteingebirge, von Schlössern und Burgen hin zu Naturerlebnissen und Städtereisen, auch für jüngere Zielgruppen – mit und ohne Familie – attraktiv. Für mich persönlich ist außerdem die wundervolle kulinarische Tradition sehr wertvoll. Wir haben eine grandiose Wein-, Brot- und Bierkultur und eine authentische, traditionsreiche, regional geprägte Küche.

Sie waren selbst im Europa-Park tätig, was fasziniert Sie an diesem Freizeitpark-Resort?
Nübling: Schauen Sie sich um ... es ist einfach schön hier. Das Resort bietet ein unvergleichliches, generationsübergreifendes Angebot für Familien, aber auch für Geschäftsreisende. Kontinuität, gepaart mit Professionalität und Leidenschaft, hoher Innovationsfähigkeit sowie unternehmerischem Mut, einer großen Liebe zum Detail ... all das aus der Hand einer Familie. Meine Faszination ist ungebrochen und ich würde mich heute wieder für das duale Studium und den Europa-Park als Partnerbetrieb entscheiden.

Sie sind an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Ravensburg Partner des Europa-Park. Warum ist das duale Studium so erfolgreich?
Nübling: Das duale Konzept ist so erfolgreich, weil junge Menschen Bildung unisono mit beruflicher Praxis erleben. Für die Partnerbetriebe der DHBW ist es eine Chance für langfristige Personalbindung und Entwicklung zukünftiger Führungskräfte. Studierende des betriebswirtschaftlichen Studiums profitieren von der umfassenden berufspraktischen Erfahrung, da sie frühzeitig herausfordernde Aufgaben übernehmen können und auch wertvolle Soft Skills wie Flexibilität und Belastbarkeit erlernen. Für mich persönlich sind gerade meine Erfahrungen in den USA ein unschlagbares Argument für ein duales Studium – nicht zuletzt auch wegen der finanziellen Unabhängigkeit und dem egalitären Zugang zu Bildung. Das war sehr wichtig für mich als die Erste, die in meiner Familie studiert hat!

Wo sehen Sie Ansätze, das teilweise dramatische Personalproblem in der Hotel- und Gastronomiebranche in den Griff zu bekommen?
Nübling: Das ist ein komplexes Problem. Denn was für eine große internationale Hotelkette funktionieren kann, lässt sich nicht immer auf einen kleinen Mittelstandsbetrieb übertragen. Ein Ansatz könnte aus der Politik unterstützt werden: Bürokratieabbau zur Förderung gezielter Zuwanderung von Arbeitskräften und Auszubildenden aus dem nicht-europäischen Ausland.

Außerdem ist Wertschätzung ein zentrales Thema – besonders zur Mitarbeiterbindung. Zuhören, Interesse zeigen, informieren oder zeitnah Rückmeldung auf eine Nachfrage geben. Es gibt tolle Betriebe, die das bereits erfolgreich umsetzen! Allerdings sehe ich beim Thema Wertschätzung auch den Gast in der Pflicht: Es ist Zeit, von der „alles, schnell, billig“-Einstellung Abstand zu nehmen und in der Hotellerie und Gastronomie für gute Qualität faire Preise zu bezahlen. 

Horst Koppelstätter

dhbw.de