Faszination Natur beim Europa-Park

Dieses Naturschauspiel gibt es schon seit langer Zeit: Wenn die Elzwiesen unter Wasser stehen, werden sie zu einem Refugium für Zugvögel. Dort finden unter anderem Silberreiher und Störche so reichhaltig Futter, dass sie regelrecht auftanken. Gestärkt machen sie sich dann auf den Weiterflug in ihre Brut- oder Überwinterungsgebiete. Dass die Elzwiesen unter Wasser stehen, hat unterdessen keine natürlichen Ursachen. Es ist menschengemacht. Vor allem, wenn es ausreichend Niederschläge im Schwarzwald gegeben hat und das Flüsschen Elz, das auch durch den Europa-Park fließt, genügend Wasser führt, finden bis zu drei Mal im Jahr Wiesenwässerungen statt.

Die Elzwiesen sind seit drei Jahrzehnten mit einer Fläche von fast 740 Hektar als Natur- und Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Das Gebiet erstreckt sich zwischen Rust, Rheinhausen und Herbolzheim entlang der Elz und ist auch Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“. Unter dieser Bezeichnung hat die EU ein insgesamt rund 1,15 Millionen Hektar großes Netz aus mehr als 27.000 verschiedenen Schutzgebieten eingerichtet, mit dem gegen den Schwund von Tier- und Pflanzenarten vorgegangen werden soll. Angelegt wurden die Elzwiesen aber bereits im 19. Jahrhundert als ein System zur Wiesenwässerung. Bis zur Erfindung des Kunstdüngers hatte dies eine große wirtschaftliche Bedeutung. Denn mithilfe der gezielten Bewässerung über Haupt-, Seiten- und Verteilungsgräben ließen sich die Erträge deutlich steigern. Dabei spielen so genannte Stellfallen eine Schlüsselrolle. Eine Stellfalle ist eine kleine Schleuse, die die Wasserstände reguliert.

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So gut wie vor 100 Jahren – Dank des Europa-Park
In den Elzwiesen sind die Stellfallen in Fassungen aus Sandstein eingelassen. Über Gewinde und Kurbeln kann von Hand eine Holzkonstruktion ins Gewässer gelassen werden, das Wasser staut sich, läuft über und verwandelt das umliegende Gebiet in eine Seenlandschaft. Das funktioniert heute so gut wie anno dazumal.

Dies hat das Naturidyll insbesondere dem Europa-Park zu verdanken – denn: „Die Stellfallen sind rund 150 Jahre alt. Entsprechend müssen sie nach und nach für hunderttausende Euro saniert oder neu errichtet werden“, erklärt Pascal Weber, Bürgermeister von Ringsheim und Vorsitzender des Wasserversorgungsverbands Südliche Ortenau, der für die Sicherung der Wasserversorgung in der Region zuständig ist. Nur so funktioniert das ausgeklügelte System dauerhaft weiter. Vor einigen Jahren bestand bei den Stellfallen allerdings ein so hoher Sanierungsbedarf, dass sogar der Fortbestand der Elzwiesen gefährdet war. Schon 2009 erklärte sich Europa-Park-Chef Roland Mack bereit, die Sanierung finanziell zu unterstützen. Aufwändig werden dabei Gewinde mit Rostschutzfarbe bestrichen, alte Sandsteine erneuert und vermoderte Holzbalken ersetzt. „Ohne den Europa-Park und das Herzblut ehrenamtlich Tätiger, wie insbesondere Wässerungsmeister Martin Weber aus Ringsheim, wäre das für uns, für das Land Baden-Württemberg oder die Grundstückseigentümer fast nicht finanzierbar und wir wären sicher nicht so weit, wie wir jetzt sind“, betont Weber die Bedeutung der privaten Initiative.

Lebensraum für gefährdete Vogelarten
Heute sind die Elzwiesen weiterhin in der Lage, ihre Wirkungen zu entfalten – etwa für den Naturschutz. Denn derart schonend bewirtschaftete Wiesen bieten Heuschrecken, Käfern, Wildbienen und vielen anderen Kleintieren Lebensraum. Zudem sind sie Futterquelle und Brutplatz nicht nur von Zugvögeln, sondern auch für heimische, selten gewordene Vogelarten, wie dem Großen Brachvogel oder dem Kiebitz. Insgesamt sollen dort schon rund 175 Vogelarten beobachtet worden sein.
In den Elzwiesen ist zudem ein Tiefbrunnen in Betrieb, der zur Trinkwasserversorgung in der Region beiträgt. Dieses Thema der Wasserversorgung sorgte in den letzten Jahren für einige Diskussion. Stimmen wurden laut, der Europa-Park und die 2019 eröffnete Wasserwelt Rulantica nähmen den umliegenden Orten das Wasser weg. Doch hydrologische Untersuchungen bestätigen, dass dies keineswegs der Fall ist. Mit seinen 80 Milliarden Kubikmeter Wasser (Quelle: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg) sei der Oberrheingraben generell der größte Grundwasserspeicher Mitteleuropas.

Jährlich bis zu 7,5 Millionen Kubikmeter fürs Grundwasser
Dazu tragen die Elzwiesen wiederum erheblich bei. Aktuell sind es vier Trinkwasserbrunnen, die die Orte Kappel-Grafenhausen,
Rust, Ringsheim und Ettenheim sowie zu einem sehr großen Teil Mahlberg mit Trinkwasser versorgen. Ab 2023 soll ein fünfter Tiefbrunnen dazukommen. Dann sind es 2,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser, die jährlich gefördert werden, deutlich mehr als verbraucht werden. 2021 lag der Verbrauch der Gemeinden insgesamt bei 1,9 Millionen Kubikmetern. Rulantica darf davon 150.000 Kubikmeter verbrauchen, benötigte 2021 de facto aber nur gut die Hälfte, 80.000 Kubikmeter. Der Europa-Park kam auf 350.000 Kubikmeter aus dem Wasserbezug. 

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„Wir gehen davon aus, dass die Trinkwasserversorgung der gesamten Region durch den fünften Brunnen für viele Jahres stabil gesichert ist“, erklärt Weber. „Selbst den kurzfristigen Ausfall eines Brunnens können wir dann durch kluges Brunnenmanagement kompensieren.“

Dass aber in der Region um Europa-Park und Rulantica Wasser in so ausreichendem Maß zur Verfügung steht, ist auch auf die alten Elzwiesen und die Renovierung ihrer Stellfallen zurückzuführen. Jedes Mal, wenn sie geflutet werden, sickert aus ihnen die riesige Menge von rund 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser ins Grundwasser – macht bei drei Wiesenwässerungen im Jahr insgesamt 7,5 Millionen Kubikmeter. „Wenn die Sommerwässerung, wie in den letzten Jahren, aufgrund der Trockenheit vermehrt nicht stattfinden kann, sind es trotzdem noch rund fünf Millionen Kubikmeter Wasser, die dort versickern. Also rund doppelt so viel, wie der Verbrauch im Verbandsgebiet“, erläutert Weber – und weit, weit mehr als Europa-Park und Rulantica benötigen. Ein weiterer Punkt kommt sogar noch hinzu: „Die Elzwiesen sind außerdem für die Qualität des Wassers äußerst wichtig“, so der Wasserversorgungsverbands-Vorsitzende. „Sie wirken wie ein riesiger Filter, sodass wir aus dem dortigen Gebiet sehr weiches und absolut nitratarmes Wasser bekommen. Deshalb ist eine teure und aufwendige Aufbereitung nicht nötig. In den Elzwiesen kommen also Naturschutz, Artenschutz und Trinkwasserversorgung bestens zusammen.“

Christoph Ertz

naturzentrum-rheinauen.eu