Gänsehaut pur

Oscar-Preisträger Gerd Nefzer im Europa-Park

Ein Schwabe in Hollywood: Nach 2018 ist es Gerd Nefzer 2022 erneut gelungen, einen Oscar zu gewinnen: wieder in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“. Dieses mal für den vielfach preisgekrönten Film „Dune“. Als genial wird die Arbeit von Nefzer in der Branche gesehen. Riesige Sandstürme inszenierte er mit einer unglaublichen Akribie und Detailgenauigkeit. Das Ergebnis ist mehr als faszinierend und bringt ihm seinen zweiten Oscar. 

Wir treffen Nefzer im Europa-Park zum Gespräch. Der 58-Jährige aus einem kleinen Dorf bei Schwäbisch Hall lacht herzlich, plaudert mit jedem und hat keine Spur von Star-Allüren. Er ist einer der ganz wenigen deutschen Oscar-Preisträger und sagt unumwunden, manchmal könne er das selbst nicht fassen, hatte er seine Karriere doch ursprünglich mit einer Ausbildung zum Landwirt und Agrartechniker begonnen.

Und heute das: Mitten auf dem Tisch steht die goldene Statue, die Gerd Nefzer nicht aus dem Auge lässt: 34 Zentimeter hoch, 3,9 Kilogramm schwer, aus massivem Metall und mit 24-karätigem Gold überzogen: der Oscar. Im Sockel ist der Name Gerd Nefzer eingraviert. Den ersten Oscar gewann er zusammen mit John Nelson, Paul Lambert und Richard R. Hoover für die besten visuellen Effekte in „Blade Runner 2049“. Das war 2018, und jetzt nochmal 2022. Unumwunden gesteht Nefzer: „Auch heute bekomme ich noch Gänsehaut bei dem Gedanken an den Augenblick der Verleihung.“ 

Vestibulum tortor quam, feugiat vitae, ultricies eget, tempor sit amet, ante.

Wie jeder Oscar-Preisträger musste auch er unterschreiben, dass er oder seine Erben den Oscar niemals verkaufen dürfen. Ein Vermächtnis. Aber wie kommt der Oscar in das kleine schwäbische Dorf und wie kann es sein, dass Nefzer nun einen Oscar hat?

Gerd Nefzer machte in der Familie seiner Frau Karriere, die schon lange im Filmgeschäft – auch mit Spezialeffekten – ist. Mit viel Liebe zum Detail und großer Erfahrung und Ausdauer verfeinerte er mit seinem Team die Technik der Spezialeffekte. Hollywood wurde aufmerksam bis zum Oscar. Gerd Nefzer kann begeistert schwärmen von Hollywood: „So etwas hätte ich mir nie erträumt, das ist der Wahnsinn. Unvorstellbar das Filmbusiness in den USA, total verrückt die Oscar-Zeremonie!“ Dann fügt er noch in einem kleinen Nebensatz hinzu: „Es war toll, aber die Glitzerwelt ist dennoch nicht meine Welt.“ Auch mit zwei Oscars ist der Mann auf dem Boden geblieben.

Vestibulum tortor quam, feugiat vitae, ultricies eget, tempor sit amet, ante.

Unter anderem mit Nicole Kidman freut sich Spezialeffektekünstler Gerd Nefzer über seinen zweiten Oscar.

Beim Talk im Streamingdienst Veejoy des Europa-Park plaudert Nefzer aus dem Nähkästchen: „Für meinen Bereich Spezialeffekte gucken viele auch in Hollywood von ganz oben herab und sind dann immer ganz schön verwundert, was alle hier doch als deutsche Familienbetriebe zustande bringen. Viele kommen mit falschen Erwartungen her. Sie unterschätzen uns alle.“ Europa-Park-Inhaber Michael Mack nutzt die Chance: „Ich hoffe, dass dann irgendwann auch mal Gerd für eine VR-Attraktion von MackNext ausgezeichnet wird, die Special Effects macht.“ Nefzer prompt: „Aber klar, würde ich immer gerne!“

 

emotional pur sprach mit
Gerd Nefzer

Was raten Sie einem jungen Menschen, der ins Filmgeschäft will und auch mit Special Effects Karriere machen möchte, wie Sie?

Nefzer: Ich würde unbedingt empfehlen, vorher eine handwerkliche Berufsausbildung mit Abschluss zu machen. Bei vielen Special Effects wird die Planung und der Bau von Mechaniken oder Flugsimulatoren immer wichtiger. Hierfür wäre es sinnvoll folgende Ausbildungen anzustreben: Metallbauschlosser, Schmied, Automechaniker oder Mechatroniker. Ein Studium als Mechatroniker, Maschinenbauer oder ähnlichem würde natürlich noch besser sein. Ein Abschluss auf einer Filmhochschule ist auf jeden Fall auch ein guter Einstieg ins Filmgeschäft.

Vestibulum tortor quam, feugiat vitae, ultricies eget, tempor sit amet, ante.

Ist die Förderung junger Talente in Deutschland und speziell in Baden-Württemberg ausreichend?
Nefzer: Ja. Ich denke, dass Baden-Württemberg viel für die Förderung junger Talente macht. Es ist jedoch auch sehr wichtig, Projekte zu fördern, bei denen die ganzen Talente Arbeit finden und ihren Lebensunterhalt verdienen können. Da müsste mehr passieren.

Was hat sich für Sie persönlich mit dem Oscar-Gewinn verändert?
Nefzer: Eigentlich hat sich für mich persönlich nicht so viel geändert, da ich ein sehr bodenständiger Mensch bin. Dennoch bin ich megastolz darauf, den Oscar mit meinem Team gewonnen zu haben. Der Oscar hat auf jeden Fall geholfen, einem in der Politik und der Wirtschaft etwas Gehör zu verschaffen und einige Türen geöffnet, die einem normalerweise verschlossen bleiben. Man erfährt es dann wirklich an dem Abend, wenn derjenige den Zettel aus dem Kuvert zieht und sagt: „The Oscar goes to ...“. Das ist dann auch der bewegendste Moment. Wenn dann der Name kommt und man hat gewonnen – das ist einfach Glücksmoment, Gänsehaut, ganz toll.“

Was können Sie besser als die Mitbewerber, beispielsweise in den USA?
Nefzer: Das ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich haben da die schwäbischen Tugenden etwas geholfen – Sparsamkeit – Tüfteln – Fleiß, Ehrlichkeit und so weiter.

Wie waren Ihre Eindrücke im Europa-Park? Sind Sie auch schon die Achterbahnen mit VR-Brillen gefahren?
Nefzer: Ich war total beeindruckt, was die Familie Mack und ihr Team da geschaffen haben. Vor allem hat mich die Liebe zum Detail fasziniert. Mir war vorher nicht bewusst, was hinter den ganzen Fahrgeschäften für ein technisches Know-how steckt. Leider konnte ich die Achterbahnen nicht testen, aber das kann ja noch kommen.

Vestibulum tortor quam, feugiat vitae, ultricies eget, tempor sit amet, ante.