Gelebte Freundschaft

Die Unternehmerfamilien Bindschedler in Straßburg und Mack in Rust haben viele Gemeinsamkeiten. Seit Jahren sind beide Familien befreundet. Ein gelebtes Beispiel für die deutsch-französische Freundschaft

Pierre-Etienne Bindschedler ist Inhaber und Präsident des Baustoffspezialisten Soprema in Straßburg, der mit mehr als 3,7 Milliarden Euro Jahresumsatz zu den führenden Unternehmen in Frankreich zählt. Die Familien Mack und Bindschedler engagieren sich in Sport, Kultur und sozialen Aktivitäten. Europa-Park-Inhaber Michael Mack steht für das Sponsoring des Europa-Park beim SC Freiburg und Pierre-Etienne Bindschedler für das Sponsoring bei Racing Straßburg. Soprema eröffnet im Herbst 2022 seine architektonisch herausragende neue Firmenzentrale am Rhein in Straßburg und hatte 2018 mit einem spektakulären Mammutprojekt vor dem Straßburger Münster auf sich aufmerksam gemacht.

emotional pur traf
Pierre-Etienne Bindschedler und Michael Mack


Sie sind einer der erfolgreichsten Unternehmer in Frankreich und engagieren sich sehr stark für die Region, etwa im kulturellen Bereich. Beispielsweise haben Sie ein großes Mammut gekauft und ausgestellt. Weshalb ist Ihnen das so wichtig?
Pierre-Etienne Bindschedler: Fangen wir mit dem Mammut an, das wir vor dem Straßburger Münster mit einer Wasser- und Musik-Show ausgestellt haben. Ich bin kein Experte für ausgestorbene Tiere. Aber unser Logo ist ein Mammut, daher habe ich das Mammut-Skelett erworben. Es ist das älteste, größte und auch das Mammut, das sich in bestem Zustand befindet. 

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Pierre-Etiénne Bindschedler

90 Prozent des Skeletts sind Originalknochen und nur zehn Prozent der abgebrochenen Knochen wurden ersetzt. Soprema steht für „Société des Produits et Revêtements d‘ Etanchéité Mammouth“, eine Gesellschaft, die wasserdichte Membrane und Beschichtungen – Mammut genannt – produziert. Für Dächer, große Straßen, Bitumen ... das Logo soll keinen Elefanten, sondern ein Mammut, darstellen.

Das Mammut vor dem Straßburger Münster hat uns in der ganzen Welt berühmt gemacht, viele haben darüber berichtet: eine ganze Seite im Spiegel, in La Stampa und so weiter. Was ich verrückt fand, wenn man versucht, hart zu arbeiten, redet kein Mensch darüber, aber wenn man ein Mammut-Skelett kauft, wird man berühmt ... unser Einsatz für Straßburg und seine Umgebung ist wichtig. Viele Menschen aus Straßburg arbeiten bei uns, viele Führungskräfte von Soprema kommen aus Straßburg. Daher sind wir automatisch eng mit Straßburg verbunden. Unterstützung für Soziales und Kultur und Präsenz vor Ort bilden eine Harmonie. Es gibt auch viele Gönner, die die großen Universitäten in Straßburg unterstützen. Dadurch konnte sich die Stadt in ein leistungsstarkes Chemie-Zentrum entwickeln, was auch viermal den Chemie-Nobelpreis nach Straßburg brachte. Das ist weltweit einzigartig. Je berühmter Straßburg ist, desto besser für Unternehmen. Auch im Blick auf die Personal-Gewinnung. Wir brauchen junge Menschen.


Was verbindet die Familien Mack und Bindschedler? Wo gibt es Parallelen?
Michael Mack: Zuallererst sind wir natürlich beide Unternehmer mit dem gleichen Esprit und der Art, wie wir unsere Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern empfinden. Regional und global zu gleichen Teilen. Wir haben alle einen starken Bezug zu unserer Region. Wir haben übrigens am gleichen Tag Geburtstag.

Bindschedler: Das ist sehr schade, weil ich viele Einladungen bekomme, aber nie kommen kann.

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Michael Mack

Mack: Das ist für mich natürlich das gleiche Dilemma. Uns verbindet die Art, wie wir den Handschlag praktizieren, uns in die Augen schauen. Wir haben die Tradition des Familienunternehmens. Wir haben diese gemeinsame Wertevorstellung, die gleiche Vorstellung, was es heißt, als Familie zusammenzuarbeiten. Als ich zum ersten Mal von der Erfolgsstory von Pierre-Etienne Bindschedler gehört habe, war ich begeistert. Ich habe Pierre-Etienne als jemanden kennengelernt, der der Region etwas zurückgeben möchte. Auch unsere Frauen und Kinder sind eng verbunden. Es ist mehr als der Ansatz, Geld zu verdienen. Wir sind überzeugt, dass diese Verbundenheit über weitere Generationen und noch viele Jahre anhalten wird.

Bindschedler: Die Familie Mack beeindruckt mich durch ihre sozialen Aktivitäten, sie bewirken immens viel für ihre Region, sind stolz auf das Erreichte. Die Region lebt vom Europa-Park, Colmar, dem Elsass. Als ich in der Schweiz geboren wurde, kannte ich eher den Europa-Park als Straßburg. Das ist ein wirklich berühmter Park. Die Leistung und der Stolz der Familie Mack sind außerordentlich. Wenn man stolz auf seine Leistungen ist, ist man viel leistungsstärker. Dies färbt sich auch auf die Jugend ab. Dies ist auch in der Industrie wichtig. Ohne Mut und Stolz erreicht man nicht viel. Ich habe ein gutes Beispiel aus dem französischen Sport, was es so nur in Frankreich gibt. Wenn ein Sportler in einer Sparte erfolgreich ist, eifern ihm zehn Jahre lang alle in dieser Sportart nach. Danach kommt wieder ein anderer, in Frankreich ändert man seine Aktivitäten ständig. Als Jean-Claude Killy im Skifahren Erfolg hat, wollten alle Erfolg beim Skifahren haben. Alain Prost in der Formel 1, Yannick Noah im Tennis ... alle hatten Nachahmer, die erfolgreich waren. Es geht um die Ambitionen. Manche eifern den Erfolgreichen auch aus Eifersucht nach.

Der Europa-Park hat der Region durch seinen Erfolg großen Wohlstand und Arbeitsplätze beschert. Das ist fantastisch. Dieser Park hat ein Niveau erreicht, der seinesgleichen sucht.

Mack: Ein Unternehmerfreund erzählte mir kürzlich vom wichtigsten Satz seines Vaters: Unternehmer lernen von Unternehmern. Das heißt, wir lernen voneinander, auch wenn wir aus unterschiedlichen Bereichen kommen. Dieser offene Austausch mit gemeinsamer Vision ist essenziell. Ich würde nie in ein Business investieren, ohne vorher das Unternehmen persönlich kennengelernt zu haben.


Soprema ist eines der größten Unternehmen in Frankreich, oder?
Bindschedler: Nicht in Frankreich, aber wir sind sehr erfolgreich. Tatsächlich ist es nicht das wichtigste, das kleinste oder größte Unternehmen zu sein. Man muss versuchen, seine Geschäfte gut abzuwickeln, die Kunden zufriedenzustellen, Möglichkeiten für den Nachwuchs zu schaffen und möglichst klimaneutral zu arbeiten. Wir haben einen Strategieplan, um unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Hier stehen wir weitaus besser da als viele andere Unternehmen, die größer sind als wir. Das ist eine schöne Herausforderung für mich. Ich bin froh, dass ich nicht mehr 30 bin. Das Thema stellt eine Herausforderung dar. Man muss wirklich alles neu aufbauen.

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Die neue Firmenzentrale von Soprema am Straßburger Hafen.

Ähnlich wie damals, als ich Soprema gekauft hatte. Damals war ich 31 und es ist aktuell eine ähnliche Situation. Damals hatte ich eher mit wirtschaftlichen und strategischen Problemen zu kämpfen. Heute stehen andere Herausforderungen im Vordergrund. Ähnlich wie beim Europa-Park, der immer an erster Stelle stand und dies weiterhin bleiben möchte.


Elsass und Baden bilden eine gemeinsame Region, wie lassen sich die Stärken gegenseitig noch besser nutzen?
Bindschedler: Wir können das inzwischen bei den Menschen sehen, die die gleiche Sprache sprechen. Sie fühlen sich eng verbunden. Ganz sicher haben wir am Rhein entlang eine Gemeinschaft, besonders zwischen Schwarzwald bis hin zu den Vogesen. Die Grenze ist der Rhein und ist eigentlich gar keine Grenze, weil wir einfach und frei von der einen zu der anderen Seite gelangen können. Das fördert auch die Verbindung zwischen den Menschen. Aber ich denke, dass die „richtigen“ Elsässer, die schon lange im Elsass leben und auch die elsässische Sprache sprechen, sehr eng mit den Menschen aus Baden-Württemberg verbunden sind. Gleiche Sprache – gleicher Dialekt ...

Mack: ... Du wurdest mit dem elsässischen Brezel d’or ausgezeichnet. Ein sehr prestigeträchtiger Preis.


Wir haben über Alemannisch und Schwizerdütsch und auch Badisch gesprochen. Was haben wir für Chancen in dieser Region hinsichtlich Kultur, gemeinsamem Potential, Technologie?
Bindschedler: Wichtig ist, nichts zu erzwingen. Die Mack-Familie hat etwas Großartiges zwischen Freiburg und Offenburg gebaut, und nun als zweiten Schritt etwas im Elsass. Aber wie gesagt, ganz ohne Druck. Die Menschen müssen fühlen, dass sie alle im gleichen Boot sitzen. Und dafür sind wir verantwortlich.

Mack: Entscheidend ist, dass es nicht nur eine unternehmerische Zusammenarbeit sein kann. Das Verhältnis zwischen der Familie Bindschedler und uns ist einzigartig. Die Dreisprachigkeit (Schwitzerdütsch, Französisch und Deutsch) hilft sicherlich auch beim gemeinsamen Mindset. Mein Opa hat immer gesagt, wie lernst Du die Sprache Deines Nachbarn am besten? Auf dem Kissen einer schönen jungen Frau. Wir müssen die Vision aufrechterhalten und daran arbeiten. Es ist wie bei einer Hochzeit. Man muss daran arbeiten, um glücklich zu bleiben. Und ich denke, dass die Familie Bindschedler und die Familie Mack hier gute Vorreiter sind und nicht nur über Dinge reden, sondern sie auch realisieren. 

Horst Koppelstätter

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