Orte der Emotionen

Gespräch mit den beiden Hoteliers Frank Marrenbach und Thomas Mack über Stärken von Familienunternehmen, Mitarbeitermotivation, Erlebnisse, Qualität und Weinbau

Frank Marrenbach
ist geschäftsführender Gesellschafter der Althoff Hotels. Das von Thomas H. Althoff gemeinsam mit seiner Frau Elke Diefenbach-Althoff 1984 in Köln gegründete Unternehmen prägt die deutsche Hotellerie maßgeblich mit. Die Althoff-Gruppe ist inzwischen auf 18 Hotels in vier Ländern gewachsen. 2020 legte Althoff die operative Unternehmensführung in die Hände von Marrenbach, der die Althoff Hotels in der Rolle des CEO und Mitgesellschafters leitet. In seiner internationalen Karriere war Marrenbach zuvor unter anderem als CEO für die Luxushotelgruppe „Oetker Collection“ und Hoteldirektor des „Brenners Park- Hotel & Spa“ in Baden-Baden tätig.

www.althoffhotels.com

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Die Gäste zum Träumen bringen

Sie leiten beide Familienunternehmen, wo liegen die Stärken gegenüber großen Konzernen?
Frank Marrenbach: Es zeichnet sich natürlich primär durch eine ganz andere Nähe der Unternehmer zu ihrem Unternehmen und ihren Mitarbeitern aus. Zudem haben Familienunternehmen ein generationsübergreifendes Denken.

Thomas Mack: Es gibt große Unterschiede von einem börsennotierten Unternehmen oder auch einem bei einem Konzern angestellten Manager, der nur auf Zahlen getrimmt ist, zu einem Familienunternehmen. Klar müssen auch hier die Zahlen stimmen. Aber wir denken nicht in Quartalsberichten, sondern in Generationen. Das ist das, was ein Familienunternehmen ausmacht und was am Ende des Tages auch der Gast und der Mitarbeiter spürt. Da steht eine Familie mit ihrem Gesicht, mit ihrem Geld und auch mit ihrem Risiko, das sie mitbringen. Ich weiß nicht, ob ich für einen Konzern arbeiten könnte. Wir haben Familienunternehmen mit der Muttermilch aufgesogen, dieses präsent sein, ständig da sein, sich kümmern, nicht nur um der Zahlen Willen, sondern auch der Menschen Willen.

Was verbindet die beiden Unternehmen Althoff Hotels und Europa-Park, die ja auf den ersten Blick doch sehr unterschiedlich sind?
Mack: Ich glaube, man kann es vergleichen und doch auch nicht. Es verbindet uns das Thema des Qualitätsanspruchs. Wir wollen jeden Tag das Produkt besser machen. Wir denken wirklich in den kleinsten Details, um beim Gast einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Diese ständige Verbesserung, Veränderung und das „nie stehen bleiben“. Das macht es aus. Das verbindet unsere beiden Häuser.

Marrenbach: Es ist offensichtlich, wie nah sich die Unternehmen sind, in dem was sie tun. Am Ende sind wir beide in der Unterhaltungsbranche tätig. Unsere Aufgabe ist es Erlebnisse zu kreieren.
Bei uns ist final, neben dem Produkt, also dem Hotel, den Restaurants, dem Park, das wichtig, was die Mitarbeiter machen, was sie an Emotionen bewirken. Das ist ein großer Teil der Erfolgsformel.
Der Europa-Park bewegt sich in der Spitzengastronomie, hat Top-Hotels, das ist der gemeinsame Nenner. Wir schaffen Unterhaltung, wir kreieren Erlebnisse und Emotionen. In unserer Mission ist das formuliert: „Wir kreieren wunderbare Orte der Gastfreundschaft und des Genusses und bringen unsere Gäste zum Träumen.“

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Mack: Wir lassen beide unsere Gäste in andere Welten eintauchen. Ein Ort, an dem sie einfach die Seele baumeln lassen, wo sie sich vergessen können, wo sie einfach Zeit gemeinsam erleben.

Marrenbach: Genau, bei uns steht das Hotel im Zentrum. Aber heute geht das bei uns ja genauso, wenn wir beispielsweise über Gastronomie nachdenken. Wir haben gerade ein neues Konzept lanciert, „Club l ́indochine“, das ist indochina-französische Küche in Saint Tropez.

Mack: Die Hotellerie ist systemrelevant. Wir sehen, wie die Gäste wieder in den Park zurückströmen, wie sie Freude haben, lachende Kinderaugen. Der Mensch braucht solche Orte. Die virtuelle Welt kann einen realen Hotelbesuch nicht ersetzen. Das ist die wichtige Botschaft.

Marrenbach: Da bin ich fest davon überzeugt. Heute Morgen stand ich hier im Europa-Park mit einer Familie mit zwei Kindern im Aufzug und die Kinder wollten unbedingt in den Park. Sie sollten erst noch frühstücken, aber die beiden wollten sofort los. Wenn du dieses Bild, die Emotionen siehst ...

Ein Blick nach vorne: Was ist die Zukunftsperspektive? Sehen Sie beide eine gute Zukunft für das Geschäftsmodell „Erlebnisse“ im Hotel?
Mack: Wie schon erwähnt, bin ich fest davon überzeugt, dass die Hotellerie oder Gastronomie eine ganz starke Zukunft vor sich hat. Das Thema Mitarbeiter allerdings spielt eine große Rolle und genau da ist das Familienunternehmen wieder im Vorteil. Es schafft einen Wohlfühlort auch für die Mitarbeiter, nicht nur für die Gäste. Man fühlt sich dazugehörig, man kann mitbestimmen. Es entsteht eine Art Community, zu der man gerne hingeht. Man hat Freude am Arbeiten, die Freunde sind da. Die Zeiten, in denen der Mensch einfach irgendwo hingeht, um Geld zu verdienen, sind vorbei. Wir müssen da umdenken, interessante Arbeitsmodelle miteinfließen lassen, die die Mitarbeiter abholen. Dann, glaube ich, hat die Gastronomie und Hotellerie eine wunderbare Zukunft.

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Marrenbach: Der Arbeitsplatz muss mehr sein als Stätte des Broterwerbs, er muss auch ein geistiges Zuhause sein. Das hat mal ein väterlicher, sehr christlicher Freund zu mir gesagt. Das war ihm wichtig. Es hat mich mein Leben lang begleitet, weil natürlich das Unternehmen auch ein sozialer Ort ist. Es bettet Mitarbeiter in ein soziales Gefüge ein, es gibt den Mitarbeitern Rhythmus, Zugehörigkeit, Identifikation und Identität. Ich halte es für wesentlich, dass Unternehmen und Unternehmer diese Rolle auch spielen.
Der zweite Schritt ist persönliches, quantitatives, aber auch qualitatives Wachstum. Man sagt, die junge Generation möchte keine Karriere mehr, aber das ist nicht meine Beobachtung. Zudem glaube ich, jede Generation ist die beste, jede hat ihre eigenen Herausforderungen, Ansichten und Blicke. Jede möchte perspektivisch ein gutes Leben führen. Dazu gehört auch Sinnhaftigkeit – wirst du in einem Unternehmen wahrgenommen? Gute Führung ist das A und O. Das ist schwierig, wie wir alle wissen.
Man muss natürlich aber anerkennen, dass wir vor großen Herausforderungen stehen, was den Mitarbeitermangel betrifft. Die aktuelle Verfügbarkeit von guten Mitarbeitern ist unglaublich gering. Mir kommt das manchmal vor wie eine Glasdecke. Man denkt über Möglichkeiten, über Chancen, nach, aber der limitierende Faktor ist heute gar nicht mehr so das Geld, die finanziellen Möglichkeiten, sondern die Mitstreiter.

Mack: Das kann ich nur unterstreichen.
Für mich war schon immer wichtiger, den Menschen zu sehen und nicht die Ausbil- dung dahinter. Natürlich ist eine Ausbildung wichtig, aber das Fachliche lässt sich auch beibringen.
Aber wie finden wir auch die Führungskräfte, die dieses Wissen und die Wertschätzung bis nach unten, bis zum einfachsten Mitarbeiter, durchbringen. Das treibt mich schon um. Wie schafft man es, diese DNA in der achten Generation, die wir jetzt sind, an die nächste Generation weiterzugeben. Wir haben gleichzeitig einen riesigen Generationenwechsel, nicht nur in der Familie, sondern auch unter unseren Mitarbeitern. Da müssen wir es schaffen, dieses Feuer wieder zu entfachen, dass die Leute sagen: „Ich bin stolz für diese Unternehmen, für diese Familie, zu arbeiten.“ Hier haben wir auch nochmal einen großen Unterschied zwischen Familienunternehmen und beispielsweise börsennotierten Unternehmen.

Wo sind die ganzen Menschen hin, die vorher in der Gastronomie oder im Hotel gearbeitet haben?
Marrenbach: Wir haben diesen Mangel ja nicht nur in der Hotellerie oder bei Euch in der Freizeitparkindustrie. Ich habe mit einem Anwalt gesprochen, der ebenfalls sagte: „Ich kriege mein Büro nicht besetzt.“ Überall. Aber was heißt das?
Da muss man zunächst einmal ein Stückchen höher gehen. Es zeigt sich, dass ein Land wie Deutschland Zuzug braucht. Wir brauchen eine qualifizierte Zuwanderung nach Deutschland. Wir brauchen Leute mit der richtigen Einstellung. Das ist natürlich eine Aufgabe, die eine Bundesregierung hat. Wege finden, dass Mitarbeiter zu uns kommen.
Nächster Punkt – wo wohnen die Mitarbeiter? Wir müssen zunehmend Mitarbeiterhäuser bauen, weil Wohnraum ist knapp und teuer. Die Gehälter, trotz der berechtigten Lohnsteigerungen, sind immer noch nicht sehr hoch, so dass sich Mitarbeiter häufig keine vernünftige Wohnung leisten können. Auch die steigenden Energiekosten sind natürlich ein Riesenthema.

Mack: Das stimmt. Vor allem auch der Wunsch nach einer Vier-Tage-Woche ist schön, aber es funktioniert nicht. Wir brauchen eigentlich eine Sechs-Tage-Woche, um mit dem verfügbaren Personal alles zu stemmen.

Ihre beiden Unternehmen haben eine Affinität für Wein: Sie haben beide Weingüter erworben, Althoff in der Ortenau und Mack im Elsass. Wie kam es dazu?
Marrenbach: Da darf ich jetzt im Namen von Thomas Althoff sprechen, der das Weingut erworben hat. Es ist seine lebenslange Passion. Thomas Althoff hat über 20 Jahrenach einem passendem Weingut gesucht und ist nun in der Ortenau mit Schloss Ortenberg fündig geworden. Thomas Althoff ist ein leidenschaftlicher Verfechter von exzellenter Dienstleistungskompetenz und zudem ein sehr guter Kaufmann. Auf dieser Basis hat er vor 40 Jahren die Althoff Hotels gegründet. Mit seinem Chancenblick und einer gehörigen Portion Risikobereitschaft hat alles begonnen und diese Eigenschaften prägen bis heute unser Unternehmen. 

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Er sagte damals: „Die meisten mir bekannten Unternehmen haben entweder kluge Lösungen für die Probleme ihrer Kunden entwickelt oder sind schlichtweg ihrer eigenen Leidenschaft gefolgt.“
Hier ist Thomas Althoff ein wunderbares Beispiel für beide Ansätze.
Ich finde es toll, wie er sich sofort unternehmerisch diesem Weingut widmet. Natürlich besteht die Leidenschaft für die Kunst des Weinanbaus, aber gleichzeitig fragt er sich:Was kann ich verbessern, was geht effizienter und auch ökologischer.

Mack: Bei uns sieht das ähnlich aus. Das Weingut haben wir nicht gesucht, das hat eher uns gefunden. Trotzdem ist es ebenfalls mit einer großen Leidenschaft verbunden. Es eint uns, dass wir Wein als unglaublich tolles Naturprodukt sehen.
Gleichzeitig ist es auch ein unglaublich gutes Synonym für ein Familienunternehmen. Es läuft ebenfalls in Generationen. Was ich heute säe, wird vielleicht in 20, 30 Jahren der Top-Wein. Oder anderes Beispiel: Ihr wollt Euer Weingut perspektivisch in ein Burgunderweingut umbauen, das braucht ja Zeit, da hat vielleicht erst die nächste Generation etwas davon. Deswegen finde ich Wein und auch dieses Weingut, das seit dem 12. Jahrhundert besteht, sind ein wunderbares Bild für unser Familiennunternehmen. Gleichzeitig hat hier unsere Familienstiftung einen Ort gefunden, um sich zu treffen, um das Unternehmen weiterzuführen und vielleicht die nächste Generation einzubringen. Es steht perfekt für Generationen. Man kann den Kindern, die bei der Ernte dabei waren, erklären, dass das die Trauben sind, die gepresst werden und in das Fass kommen, in dem sie drei Jahre liegen. Erst dann werden sie in Flaschen gefüllt, in denen sie nochmal reifen können. Wenn man dann die Flasche in zehn Jahren aufmacht, dann kann man sagen: „Weißt Du noch damals? Da warst Du dabei.“

Sie sind beide sehr erfolgreiche Hoteliers. Was ist Ihr Erfolgsrezept? Was würden Sie einem Neuling in der Hotelbranche raten? Gibt es sowas?
Marrenbach: Überlege gut, ob Du Dich darauf einlassen möchtest. Und wenn Du Dich darauf einlässt, ist das eine wahnsinnig spannende Reise.
Mack: Genau. Man muss immer neugierig bleiben. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht irgendetwas Neues lerne. Man will jeden Tag besser werden.

Horst Koppelstätter