Werte in der virtuellen Welt

Physische Ausstellung mit digitalen NFT-Kunstwerken im Europa-Park

International feiert die Kunstwelt NFTs (Non-Fungible Token), also eine neue Form digitaler Kunst. Eine der weltweit ersten physischen Ausstellungen von NFTs war im Europa-Park anlässlich der weltgrößten Cloud Computing Messe (Cloudfest) zu sehen. Mehr als 7.000 Besucher aus 70 Ländern trafen sich bei dieser Messe und Konferenz der Cloud- und Hosting-Industrie.


emotional pur sprach mit einem der Organisatoren,
Frank Neidig

Wie können Sie einem Nichtfachmann erklären, was NFTs sind?
Frank Neidig: Es ist unmöglich, NFTs zu erklären, ohne vorher auf die Blockchain-Technologie einzugehen: NFTs sind digitale Eigentumsnachweise, wie Bitcoin auch, allerdings verfügen sie im Gegensatz zu der berühmten Kryptowährung über zusätzliche individuelle Daten und sind deshalb jeweils einzigartig, unteilbar und eben nicht austauschbar (non fungible)! Kryptowäh- rungen, wie Bitcoin und Ethereum, sind in der realen Welt mit ebenfalls austauschbaren Vermögenswerten wie Aktien, Anleihen oder Cash vergleichbar. NFTs hingegen entsprechen in der realen Welt eher Vermögensklassen wie Immobilien, Schmuck oder Kunst und sind nicht austauschbar. Die Definition von NFTs hat also erst einmal nichts direkt mit Kunst zu tun. Aufgrund seiner besonderen Eigenschaften wird der NFT aber zu einem hervorragenden Medium für jegliche Art digitaler Kunst.

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„Reise der Neugier“ von Jacob Adlington

Was entgegnen Sie einem klassischen Kunstsammler, der nichts von dieser Kunstform hält?
Neidig: Ich stelle üblicherweise eine Gegenfrage: Ist es gerechtfertigt, dass digitale Künstler, also Künstler, die keinen Pinsel oder andere physische Instrumente zur Ausübung ihrer Kunst verwenden, einen geringeren Wert haben? Beim NFT handelt es sich ja nicht selbst um Kunst, sondern eben nur um ein neues Medium, so wie zum Beispiel Leinwand, Papier und Bronze althergebrachte Medien für Kunst sind. NFTs geben den digitalen Künstlern erstmals die Möglichkeit der echten Verknappung ihrer Kunst und damit den Sammlern auch die Chance auf einen Wertzuwachs. Im Übrigen ist das drittteuerste Kunstwerk eines leben Künstlers aktuell ein NFT des amerikanischen Digital-Künstlers Beeple, das vor gut einem Jahr für knapp 70 Millionen US-Dollar von Christie ́s versteigert wurde.

Wie war das Interesse beim Cloudfest an den NFTs?
Neidig: Wir wussten natürlich, dass das Publikum auf dem Cloudfest technikaffin und aufgeschlossen ist. Viele setzen sich bereits seit längerem mit der Krypto-Technologie auseinander. Einige Interessierte besaßen bereits NFTs. Der Großteil der Gespräche hat uns jedoch gezeigt, dass in Deutschland, und vermutlich in Europa generell, noch viel Pionierarbeit geleistet werden muss. Bei meinem Besuch der „Art Basel“ in Miami im Dezember vergangenen Jahres waren NFTs das ganz große Thema und an jeder Ecke zu finden. Sie wurden sogar auf großen Anzeigetafeln überall in der Stadt beworben. Ich glaube, die USA sind uns hier ein bis zwei Jahre voraus.

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Wenn nun ein Interessent ein Kunstwerk erwirbt, wo ist das Kunstwerk am Ende? In einer Datenbank? Oder kann der Käufer das Kunstwerk auch täglich sehen?
Neidig: Das ist das Besondere an der Blockchain. Sie gehört niemandem und ist eine dezentrale Technologie, das heißt das Kunstwerk befindet sich entweder direkt auf der Blockchain oder es wird auf eine bestimmte Stelle in dezentralen Dateisystemen verwiesen. Es ist also für jeden sichtbar, allerdings besitzt nur der Eigentümer den Schlüssel, um es zu bewegen, zu verkaufen oder gar zu zerstören. Mit NFTs bekommt „Eigentum“ eine neue Bedeutung, es wird erweitert um die Möglichkeit, dass mir etwas in der virtuellen Welt gehört.

Weshalb haben Sie das „Flux Collective“ gegründet, was sind die Ziele?
Neidig: Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen bin ich fest davon überzeugt, dass digitale Assets und insbesondere NFTs zukünftig ein integraler Bestandteil unseres Lebens sein werden. Kunst auf der Blockchain ist erst der Anfang von vielen weiteren Anwendungsmöglichkeiten. Durch die Krypto-Technologie hat die Menschheit es geschafft, in der virtuellen Welt, also unabhängig von der realen physischen Welt, Werte zu erzeugen. Aufgrund der Dezentralität der Blockchain unterliegen diese Werte keiner Jurisdiktion, nur ich habe Zugriff, solange ich gut auf meine Zugangsdaten aufpasse. Das ist ein großer Vorteil in einem sonst sehr unsicheren, inflationären Umfeld.
Zum anderen möchten wir den vielen digitalen Künstlern endlich zu der Anerkennung verhelfen, die sie längst hätten haben sollen, indem wir sie auf dem Weg in die Blockchain unterstützen. Außerdem wollen wir interessierten Menschen einen einfachen Zugang zur Technologie bieten, Ängste nehmen, vor den Gefahren schützen und insbesondere Künstler und Sammler zusammenbringen. Mit anderen Worten: Wir wollen die digitale Zukunft und das oft diskutierte Metaverse beziehungsweise Web 3.0 aktiv mitgestalten!

Welche Rolle spielt dabei der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020?
Neidig: So negativ wie die Pandemie auch erscheinen mag, sie hat in vielen Bereichen unseres Lebens für einen unglaublichen Digitalisierungs-Schub gesorgt. Viele Menschen saßen wortwörtlich zu Hause und haben ihr Geld über digitale Kanäle ausgegeben, weil es in der realen Welt nicht mehr möglich war. Ich kenne viele Kunstsammler, die in den vergangenen zwei Jahren so viel Geld für Kunst ausgegeben haben, wie nie zuvor. NFTs sind das exakte Abbild des gesehenen Bildes, können sofort übertragen werden, benötigen dabei keine logistischen Aufwendungen wie Porto, Verpackung oder Zölle und sie brauchen auch keine Pflege.

Horst Koppelstätter

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Frank Neidig

Frank Neidig ist Kapitalmarktexperte und verantwortet bei einer deutschen Privatbank in Düsseldorf für Anlagen in liquide alternative Investments. Neben seiner beruflichen Tätigkeit ist er seit 2012 Krypto-Investor, aber auch leidenschaftlicher Kunstsammler. Als Mitglied des gemeinnützigen Vereins „Culture without Borders e.V.“ in Kaarst, mit der Nähe zur berühmten Kunstakademie in Düsseldorf, unterstützt er Künstler auf ihrem Weg zum Erfolg und seit einiger Zeit auch auf ihrem Weg in den Krypto-Space und das Metaverse. Mit dem von ihm gegründeten „Flux Collective“ kuratiert er NFT-Kunst und stellt diese auch physisch aus.

misa.art

(Titelbild: „Jenseits von 2022“ von Johann Castell)