Die Rusterin Margita Rein – genannt „Schlappe-Gita“ – über ihre fünf Jahrzehnte mit dem Europa-Park
Margita Rein ist ein Ruster Original. Im Ort des Europa-Park nennt sie jeder nur „Schlappe-Gita“. An einer Fastnacht vor langer Zeit kam der Name auf, dabei ist es geblieben. Anfang der achtziger Jahre heiratete „Gita“ den Schuhmacher Wolfgang Rein, dessen Familie über Jahrzehnte ein Schuhgeschäft im Ortskern betrieben hat – nur wenige Schritte vom Europa-Park entfernt. Seither ist sie ein freundschaftlicher Begleiter der Familie Mack. „Ganz ehrlich“, sagt sie, „anfangs hielten viele das Ganze für eine Spinnerei. Aber den meisten wurde schnell klar, wie sehr sie vom Europa-Park profitieren.“
So übernachten längst nicht alle Park-Besucher in den Hotels der Familie Mack. In Rust – und in den umliegenden Gemeinden – lautet das Motto: Wer eine Besenkammer leer stehen lässt, ist selber schuld. Gita Rein und ihr Mann haben sogar ein Gästehaus gebaut. Sie bieten neun Zimmer für eine bis sechs Personen an. Viele Gäste von „Gitas Haus“ kommen aus der Schweiz. Und auch bei Menschen mit Behinderung oder Jugendgruppen hat sich die besonders herzliche und offene Art des Ruster Ehepaars schon längst herumgesprochen.
„Rust lebt vom Park“, betont Gita Rein. Direkt oder auch indirekt, denn Rust kann es sich zum Beispiel leisten, auf Kindergartengebühren zu verzichten, einen für die Fahrgäste kostenfreien Rust-Bus durch den Ort fahren zu lassen und Schülern das Geld für den Transport zu weiterführenden Schulen zu bezahlen. Vereine erhalten von der Familie Mack regelmäßig neue Trikots oder Instrumente. Außerdem ist für die Ruster der Eintritt in den Europa-Park frei.
Ihr Gästehaus hat das Ehepaar Rein gebaut, weil ihm der Internethandel das Schuhgeschäft immer mehr kaputt gemacht hat. Das heißt, nicht ganz, denn der Europa-Park ist weiterhin ihr Kunde, so wie es quasi der Fall ist, seit er 1975 seine Tore in Rust eröffnet hat. In den Anfangsjahren entspannte Liesl Mack (1922-2004), Ehefrau von Park-Gründer Franz Mack, gerne im Laden der Reins von ihrer Arbeit an der Kasse: „Bei Euch ist es immer so schön ruhig.“ Neun, zehn, zehneinhalb, vier, viereinhalb, fünf – Gita Rein kennt die Schuhgrößen aller Macks auswendig. Und noch heute bezieht der Europa-Park die Arbeitsschuhe der Mitarbeiter über die Familie Rein. Auch die stark beanspruchten Schuhe von Tänzerinnen macht Schuhmacher Wolfgang Rein weiterhin im Reparatur-Fall wieder einsatzfähig.
Noch nie gab es ein „Nein“
„Wenn es Dich nicht gäbe, müsste man Dich erfinden“, beliebt Roland Mack gerne über Gita Rein zu sagen. Sie sei das „Sprachrohr“ der Gemeinde. Gita Rein ist eine Erscheinung, die man nicht übersehen kann. Schiefe Blicke oder etwaige Anmerkungen aufgrund ihrer markanten Leibesfülle kontert sie mit ihrem trockenen Humor: „Ich bin so dick, weil mein Herz einfach mehr Platz braucht.“
Immer wieder werden Schicksale an sie herangetragen: Familien mit kranken Kindern, bei denen das Geld für teure Behandlungen fehlt. Oder Kinder, die über den Kinderschutzbund vermittelt werden. Solche Gesuche übermittelt sie an den Europa-Park. Noch nie habe sie ein „Nein“ zu hören bekommen. „Besonders Marianne und Mauritia Mack helfen mit ihren sozialen Vereinen gerade dort, wo die Bürokratie Menschen in Not oft nicht weiterbringt.“
Die Rusterin mit Europa-Park-Mitinhaber Jürgen Mack.
Thomas Mack assistiert bei der Anprobe
Gita Reins Lieblingsgeschichte aus ihren fünf Jahrzehnten mit Deutschlands größtem Freizeitpark? Vor einigen Jahren klingelt sehr spät das Telefon. Thomas Mack ist dran: „Kannst Du helfen?“ Während einer Gala mit dem früheren amerikanischen Präsidenten Bill Clinton ist der Begleiterin eines bekannten Piloten der Absatz ihrer Stöckelschuhe abgebrochen. Eine mittlere Katastrophe – wie soll das Paar jetzt noch den feierlichen Abend genießen? „Ich habe schnell verschiedene Schuhe zusammengepackt, Thomas hat dann unter einem Tisch bei der Anprobe assistiert. Daraus ist eine Freundschaft mit dem Piloten entstanden.“
Christoph Ertz
Informationen: www.gitas-haus.de
Insgesamt gibt es in Rust nach Angaben der Gemeinde 250 Beherbergungsbetriebe. Sie bieten im Jahr hunderttausenden Gästen zusätzlich zum Europa- Park Erlebnis-Resort Schlafgelegenheiten in Hotels, Ferienwohnungen und Appartements. Eine Übersicht ist zu finden bei der Tourist-Information Rust: www.rust.de/zu-gast-in-rust
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