Auch Spione verschwinden irgendwann

Die Parabolantenne im Europa-Park diente einst der Überwachung im Kalten Krieg – jetzt musste sie Neuerungen weichen und wurde demontiert

Sie war ein Relikt des Kalten Krieges und ein Wahrzeichen des Europa-Park, doch nun ist sie Geschichte. Die riesige Parabolantenne neben dem Russischen Themenbereich ist noch vor der neuen Saison abgebaut und entsorgt worden. So hat der Europa-Park Platz für Themenbereich Kroatien geschaffen, der bei der Achterbahn „Euro-Mir“ entstehen wird. Ein Vierteljahrhundert war die riesige Satellitenschüssel mit ihrem oberen Durchmesser von rund 45 Metern nicht nur ein Blickfang auf dem Weg zum Hauptparkplatz, sondern für viele auch ein Rätsel. Wie ist die Antenne in den Park gekommen? Wozu dient sie? Vielleicht zur Spionage?

Die Antworten zu diesen Fragen führen zu einer benachbarten Anlage in Rheinhausen. Dort türmen sich – vom Europa-Park aus sichtbar – mächtige weiße Satellitenschüsseln auf. Früher nannte sich die Einrichtung „Ionosphäreninstitut“, doch das war nur ein Phantasiename zur Tarnung. Seit 2014 trägt sie den Titel BND-Station. Der Bundesnachrichtendienst verrät zwar auch heute noch nicht, was genau dort geschieht beziehungsweise überwacht wird. Aber zumindest hat er damit teilweise die Geheimniskrämerei beendet.

Wie in einem Agentenfilm
Der Horchposten war schon an seinem heutigen Ort, als Franz und Roland Mack Anfang der 1970er Jahren begannen, den Europa-Park aufzubauen. Über viele Jahre hatte es der Park nicht leicht mit diesem Nachbarn der verschwiegenen Art. „Seit unseren Anfängen kam es wegen des Ionosphäreninstituts immer wieder mal zu Problemen mit Genehmigungen“, erinnert sich Europa-Park-Inhaber Roland Mack. Denn um die Antennen bestehen Schutzbereiche. Hohe Bäume, Metallflächen und Gewässer können reflektieren und damit die wie auch immer geartete Arbeit der Satellitenschüsseln beeinträchtigen. So argumentierte jedenfalls das vermeintliche Institut.

 

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„Wir mussten sogar mit Messungen durch die Bundespost nachweisen, dass unsere Bauten keine Störfaktoren aussenden“, beschreibt Mack. Hinzu kam, dass sich der Nachbar viele Jahre durchaus befremdend verhielt. „Unser Jurist Willi Thoma wurde wegen des Instituts sogar ins Zentrum von München geladen, um etwas abzuklären“, erzählt Mack. Es sollte so ablaufen wie in einem Agenten-Film. „Es wird jemand mit Mantel und Hut an Ihnen vorbeilaufen, der wird Sie ansprechen, so wurde Willi Thoma instruiert – und so kam es dann auch.“

Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs entspannte sich die Beziehung. „Seither hat sich wohl die Technik verbessert und es gibt dort andere Aufträge“, vermutet Mack. „Heute kommen wir gut miteinander aus.“ Sogar so gut, dass die Station Ende der 1990er Jahre dem Park die große Radarschüssel überlassen hat. Doch wie ließ sich der Stahlgigant in den Park verfrachten? „Wir hatten damals glücklicherweise einen sehr strengen Winter, so dass wir die 2,5 Kilometer von der Station mit einem Tieflader über die gefrorenen Felder zurücklegen konnten“, erklärt Mack. „In zehn Tagen stand das Ding auf unserem Gelände.“ Der Park nutzte die drehbare Schüssel als Blickfang, der bei der ARD-Show „Immer wieder sonntags“ auch von einem Millionenpublikum am Fernseher zu sehen war. Außerdem wurden spektakuläre Lasershows auf die riesige Schüssel projiziert. Zu Spionagezwecken diente sie nicht mehr, versichert Roland Mack. Sie war nur noch Dekoration und Eventstandort.

170 Tonnen Schrott
Aber das ist nun Geschichte. An einem kalten Februarmorgen rückten Spezialisten mit Kran und weiterem schweren Gerät an, um die Antenne zu demontieren. Zwei Tage dauerte der Abbau – insgesamt 170 Tonnen Stahl und Aluminium auch aus den Aufbauten kamen in die Verschrottung. Der oval geformte Spiegel war nur der markanteste Teil der Konstruktion, die vielen sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.