Den wilden Wald draussen und drinnen erleben

Neues Besucherzentrum für den Nationalpark Schwarzwald / Gebäude präsentiert sich mit spektakulärer Architektur / Vorbild ist der natürliche Wald mit frei liegendem Totholz / Ausstellung macht Waldwildnis sogar sinnlich erlebbar / In Baden-Württembergs erstem Nationalpark wird der Natur ihren Lauf gelassen

Bäume kommen, Bäume vergehen. Auf ganz natürliche Art und Weise geschieht dies im Nationalpark Schwarzwald. Unter dem Motto „Eine Spur wilder“ wird hier auf einer Fläche 10.000 Hektar zwischen Baden-Baden und Freudenstadt der Natur ihren Lauf gelassen. Wenn ein Baum abstirbt und fällt, wird er liegen gelassen. Totholz ist dann neuer Lebensraum – zum Beispiel für Ameisen und Schmetterlinge. Ein neues Besucherzentrum für den Nationalpark macht nun diesen Lauf der Natur architektonisch und inhaltlich auf spektakuläre Weise sicht- und erfahrbar.

Dies beginnt mit dem Gebäude selbst. Es scheint sich auf einer Höhe von 900 Metern am Pass Ruhestein bei Baiersbronn an einen leicht abfallenden Hügel zu heften. Der Gebäudekomplex mit einer Nutzfläche von rund 3.000 Quadratmetern besteht aus mehreren riegelförmigen Baukörpern, die jeweils um die 60 Meter lang sind. Diese Riegel sind übereinandergeschichtet und quer sowie längs miteinander verschachtelt. Das Besucherzentrum sieht daher aus wie umgefallene Baumstämme nach einem Windwurf. Bäume kommen aber zumindest im Schwarzwald immer wieder und sie haben einen hohen Nutzen – auch das lässt der eindrucksvolle Neubau seine Besucher unmittelbar erleben. Wer ihn betritt, bekommt sogar das Gefühl, er steht im Wald. Denn hinter einer Fensterfront erstreckt sich wie zum Greifen nah der Nationalpark Schwarzwald.

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„Wir wollten viel Baumbestand erhalten und sind möglichst dicht an Bäume herangerückt“, erklären die Architekten Jörg Sturm und Susanne Wartzeck. Während der rund vier Jahre dauernden Bauarbeiten war die oberste Vorgabe, so wenig wie möglich in die Natur einzugreifen. Gebäudenahe Bäume wurden teilweise eingerüstet, damit sie nicht den Bautätigkeiten zum Opfer fallen mussten. Seit 2021 hat das Besucherzentrum eröffnet. Es hat die Waldwildnis auch ins Innere geholt und macht sie auf vielfältige und sogar sinnliche Weise erlebbar. Dies geschieht zum einen dadurch, dass Holz der alles dominierende Ausstattungsgegenstand ist. An die 1.500 Kubikmeter überwiegend einheimischen Holzes – mehr als 80 Prozent davon Weißtanne – wurden unter anderem für ein großes Foyer, Vortrags- und Schulungsräume auch für Schulklassen sowie eine Gastronomie verbaut und mit vier Millionen Nägeln festgehämmert. Auf diese Weise passend „eingekleidet“ präsentiert das Besucherzentrum aber vor allem mit einem Kino und einer Dauer- sowie Wechselausstellungen den Wald quasi zum Anfassen. Die Besucherinnen und Besucher können sehen und erleben, was passiert, wenn Natur Natur sein darf wie im Nationalpark. Zudem sind komplexe ökologische Zusammenhänge allgemeinverständlich dargestellt.

Informationen werden lebendig
Die Dauerausstellung für Jung und Alt beschreibt den Kreislauf von Werden und Vergehen bis unter die Erde. Dafür werden sowohl traditionelle Darstellungsweisen als auch modernste digitale Vermittlungsformen eingesetzt. Naturszenen mit fast unzähligen Details zu Bäumen und anderen Pflanzen sowie Tieren sind dargestellt – es gibt unglaublich viel zu entdecken. Dabei werden diese Dioramen etwa mit ausgestopften Luchsen und Spechten von Informationen über Touchscreens ergänzt. Die Seiten scheinen beim Umblättern regelrecht zum Leben zu erwachen. An etlichen weiteren Stellen gibt es Möglichkeiten, Dinge anzufassen und aktiv zu erleben. Ein Flugsimulator erlaubt es den Besuchern sogar, wie ein Raubvogel über dem Nationalpark zu kreisen.

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Die nachgebildeten Landschaften sind zudem nicht immer gleich. Die Lichtverhältnisse ändern sich, so dass der Eindruck verschiedener Tages- und Nachtzeiten entsteht. Untermahlt ist der Rundgang von typischen Waldgeräuschen, wie dem Knarzen von Bäumen und Vogelgezwitscher. Die Ausstellung führt schließlich zu einem Gebäudeteil, das in die Erde gebaut wurde. Hier zeigt sie die Tier- und Pflanzenwelt im Erdreich.

Der Blick schweift weit hinaus
Zum krönenden Abschluss gelangen die Besucher auf einen schräg stehenden, mehr als 30 Meter hohen Aussichtsturm, der über eine „Brücke der Wildnis“ mit dem Besucherzentrum verbunden ist. Hier schweift der Blick über Hügel und Wipfel weit hinaus in den Nationalpark Schwarzwald. Zum 1. Januar 2014 wurde er als Baden-Württembergs erster und bislang einziger Nationalpark gegründet. Unter anderem der Dreizehenspecht und der schnellste Vogel der Welt, der Wanderfalke, sind hier ebenso zu Hause wie die kleinste Eule Europas, der Sperlingskauz. Auch der vom Aussterben bedrohte Auerhahn findet sich hier noch. Bäume, die in Wirtschaftswäldern meist nur ein Drittel ihres natürlichen Alters erreichen, dürfen im Nationalpark mehrere hunderte Jahre alt werden – bis sie Platz machen für die nachfolgende Generation.
Der Nationalpark ist aber nicht nur Heimat und Raum für Tiere und Pflanzen, sondern auch für die Menschen. Gäste können Wandern, Radfahren, Wintersport betreiben oder einfach nur aus der Hektik des Alltags eintauchen in die Ruhe der Natur. „Wir möchten die Besucher gerne mit unserer Begeisterung für die Wildnis anstecken“, erklärt die Leiterin des Besucherzentrums, Ursula Pütz. „Und wir hoffen, dass die Leute dann auch ein stückweit achtsamer mit der Natur umgehen, wenn sie bei uns wieder herausgehen.“

Weitere Informationen
Das neue Besucherzentrum und der auf rund 900 Metern Höhe liegende Ruhestein sind ideale Startpunkte für eine Erkundung des Nationalparks Schwarzwald. Der Nationalpark bietet allerhand für Erwachsene und Familien mit Kindern, von Erlebnispfaden und Wanderwegen zum „Selbstentdecken“ über geführte Touren durch die wilde Schönheit des Schwarzwalds bis hin zu Übernachtungen im Trekking-Camp. Das Nationalparkzentrum Ruhestein ist sowohl mit dem öffentlichen Nahverkehr als auch mit dem Pkw gut zu erreichen. Es liegt etwa eine Stunde von Rust entfernt an der L87 zwischen Freudenstadt und Baden-Baden direkt an der Kreuzung, die nach Baiersbronn führt. Es wird auch von mehreren Regio-Buslinien angefahren.

Weitere Informationen zum Nationalpark Schwarzwald hier.

Christoph Ertz