Mack-Attraktionen im Miniaturformat

Europa-Park-Mitarbeiter Christian Maier baut Züge aus Deutschlands grösstem Freizeitpark als Modelle nach

Es surrt, dann ist ein leichtes Knacken zu hören. Darauf folgt erneut das Surren, bald wieder unterbrochen von dem Knackgeräusch. So geht es eine ganze Weile, wenn Christian Maier Teile für ein neues Modell per 3D-Druck entstehen lässt. „Um die 300 Einzelteile kommen zusammen“, erklärt er. „Allein der Drucker ist an die 150 Stunden beschäftigt.“ Von links nach rechts und wieder zurück bewegt sich der Druckkopf und druckt aus verflüssigtem Kunststoff Chassis, Unterböden oder Achsen. Oft erstellt Maier daraus Modelle von Zügen einer Attraktion im Europa-Park. „Ich baue auch Flugzeugmodelle, doch aus dem Park will ich alle Züge im Miniaturformat haben“, beschreibt er seine Passion. „Besonders jene, an denen ich selbst tätig war.“ Seit 2016 arbeitet Maier im Europa-Park, gegenwärtig vor allem als Ride-Operator beim Fjord-Rafting.

„Eurosat“ für den Garten
Gerade gilt die Tüftelleidenschaft des 54-jährigen Freiburgers dem Modell der rubinroten und mit einer raketenartigen Spitze versehenen Züge der Dunkelachterbahn „Eurosat – Can-Can Coaster“. 1,50 Meter lang soll es werden. „Das kommt in den Garten“, sagt der Miniaturbauer. „Samt angedeuteter Schiene.“ Auch Züge der von Europa-Park-Gründervater Franz Mack entwickelten ursprünglichen „Eurosat“ und der „Euromir“ sowie von der Holzachterbahn „WODAN – Timburcoaster“ hat er schon nachgebildet. Diese aber in den Formaten „1:12“ und „1:24“ – „damit sie hinter Vitrinen an die Wand passen.“ Sein Modell der 2020 eröffneten Familienattraktion „Snorri Touren“ hatte er sogar schon „betriebsbereit“, als das Original noch nicht in Produktion war. „Michael Mack hatte Prototyp-Zeichnungen auf Twitter gepostet, damit habe ich losgelegt“, erzählt er. „Mein Design stimmt zu etwa 90 Prozent.“

Die Tüftelei des Park-Mitarbeiters umfasst natürlich viel mehr als 3D-Druck. Bis dahin hat Maier unter anderem detaillierte Konstruktionspläne ausgearbeitet – anhand von Fotos und Zeichnungen, die er entweder selber macht oder sich bei anderen Modellbauenthusiasten besorgt. „Es gibt noch weitere Park-Fans, die sich gerne Modelle von Fahrgeschäften ins Wohnzimmer stellen“, sagt er. Um im Planen und Ausarbeiten seiner Nachbauten möglichst gut zu sein, hat er sich sogar CAD- und 3D-Zeichnen beigebracht. Auch die 3D-Drucker „tuned“ er für seine Zwecke. „Die laufen nicht so einfach aus der Schachtel heraus, sondern sind erst richtig einsetzbar, wenn man sie mit speziellen Düsen und Luftkanälen versieht.“ Auch Schleifen und Ausspachteln gehören dazu. „Diese Arbeiten nehmen wieder mehrere hundert Stunden in Anspruch.“

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Christian Maier

Respekt vor „Made by Mack“
Neben dem 3D-Druck frönt Maier seinem Hobby mit Papier, Pappe, Plastik und Holz – klassisch handbearbeitet oder gefräst. Schon als kleiner Junge fing er an, Kirmes-Teile nachzubauen. Und schon lange gilt seine Aufmerksamkeit den Attraktionen von Mack Rides, dem Stammunternehmen der Europa-Park-Familie Mack. Auch Klassiker wie das Rundfahrgeschäft „Musikexpress“ hat er schon nachgebaut. „Gerade in den 70er und 80er Jahren waren auf den Jahrmärkten wahre Kolosse am Start“, ist er beeindruckt. „Wenn man sich so intensiv mit Mack beschäftigt, spürt man regelrecht die Qualität und das Made in Germany.“

Dass er heute sogar Mitarbeiter des Europa-Park ist, hat jedoch weniger mit seiner Modellbauleidenschaft zu tun, als vielmehr mit seinem früheren Beruf. 23 Jahre war Maier Rettungssanitäter. Irgendwann kam er auf Idee, „einfach mal das Gegenteil von menschlichem Leid erleben zu wollen“. Einer Eingebung folgend verschickte er morgens um vier seine Bewerbung. Als Park-Mitarbeiter hat er seither fast täglich auch im wahren Leben mit den Dingen zu tun, die er so gerne im Miniaturformat bei sich zu Hause hat.

Christoph Ertz