Neuer Hafen für „Käpten Jo“

Weshalb rund 1.000 Seemanns-Utensilien aus einem legendären Schweizer „Ozeanriesen“ im Europa-Park vor Anker gegangen sind

Wer ist nur dieser „Käpten Jo“? Unter anderem Steuerräder und andere Seemanns-Utensilien im Fjord-Restaurant des wiederaufgebauten skandinavischen Themenbereichs zieren seinen Namen. Ist das eine Figur aus einem Abenteuerroman? Oder ein neuer Held im Geschichtenuniversum von Mack Media? Für viele Besucher wird der nach Südseeromantik klingende Name ein kaum lösbares Rätsel bleiben. Für die allermeisten Gäste aus der Schweiz aber führt er zu einem Aha-Erlebnis: „Käpten Jo, das war doch Josef Schupp!“ Der wiederum betrieb bis zu seinem Tod das einzigartige Restaurant „Käpten Jo‘s Aarfähre“ in der 1.600 Einwohner zählenden Gemeinde Biberstein im Kanton Aargau. „Er wurde tatsächlich mit Käpten Jo angesprochen“, erklärt Stephan Hercher, Leitung „Thematisierung und Dekoration“ des Europa-Park. „Sein Restaurant war in der Schweiz eine regelrechte Institution.“

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Die neuen Besitzer der „Aarfähre“, Christian und Peter Frei, mit Europa-Park-Inhaber Roland Mack (von links) und dem ehemaligen „Käpten Jo“-Taucher.

„Piratenfrass“ mit Blitz und Donner
Anfang der 1970er Jahre hatte „Käpten Jo“ ein traditionelles Fischlokal in ein Erlebnisrestaurant verwandelt. Nach einem Umbau sah die vorherige Fischerstube aus wie ein Ozeanriese auf einem Trockendock. Sein großes Schiff staffierte der Schweizer Käpten – der in jungen Jahren tatsächlich zur See gefahren war – mit unzähligen Seefahrer-Utensilien aus. Gäste aus der ganzen Schweiz kamen insbesondere, um den „Piratenfrass“ zu erleben. Bei dem Gemeinschaftsdinner mit sieben deftigen Gängen „auf hoher See“ wurde die Einrichtung mit Seemannsstimmung sowie simuliertem Blitz und Donner regelrecht zum Wackeln gebracht.

 

Doch warum schippert der Käpten heute in Rust, etwa 150 Kilometer von seinem angestammten Gewässer entfernt? Nach dem Tod ihres Vaters führten Sohn Markus und Tochter Irene den nachgebauten Ozeanriesen noch einige Jahre weiter, gingen aber 2019 in Rente. Die Brüder Christian und Peter Frei kauften das Anwesen und suchten eine Lösung für die originelle Seemannseinrichtung. „Da der Verkauf einzelner Stücke zu aufwendig gewesen wäre, wurde recht schnell der Europa-Park als Käufer des gesamten Pakets ins Gespräch gebracht“, berichtet Hercher. „Ich war sogar selber mal Gast im Käpten Jo’s und wusste gleich, was das für eine tolle Dekoration war.“

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Stephan Hercher

Autokran nötig
Und so sind schließlich rund 1.000 Gegenstände aus der eidgenössischen Restaurant-Legende im Europa-Park gelandet, darunter alte Urkunden, Kompasse, Sextanten, Abzeichen und Flaggen. Sechs LKW-Transporte waren nötig, um „Käpten Jo’s“ Hinterlassenschaften nach Rust zu transportieren. Ein großer Autokran hievte sogar drei jeweils 1,5 Tonnen schwere Rettungsboote und einen mehr als zwei Tonnen wiegenden Anker auf einen Tieflader. „Die Boote haben wir auf dem künstlichen See beim Hotel Krønasår festgemacht“, sagt Hercher. „Die meisten Utensilien sind im Fjord-Restaurant zu sehen, aber auch in der Wasserwelt Rulantica und bei den neuen Piraten in Batavia gehören welche zur Dekoration, so beispielsweise ein großes spektakuläres Schiffsmodell im Zugangsbereich der Piraten.“ Die Erinnerung an den Schweizer „Käpten Jo“ lebt somit weiter – in Rust.

Christoph Ertz

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