Per Schulterwurf ins Glück

Gespräch mit der Olympiasiegerin im Ringen Aline Rotter-Focken über die Geheimnisse des Ringens, ihre neue Heimat in Triberg im Schwarzwald, das Engagement für die Kinderkrebsnachsorgeklinik Katharinenhöhe und ihre Begeisterung für den Europa-Park und Achterbahnen

Es war Emotion pur: Aline Rotter-Focken hat im Sommer 2021 Sportgeschichte geschrieben. „Per Schulterwurf ins Glück“ jubelte der ARD-Reporter aus Tokio: Die 31-Jährige ist die erste deutsche Olympiasiegerin im Frauenringen. Selbst wenn sie nach Monaten darüber spricht, ist die Emotion greifbar zu spüren. Bei der Siegerehrung in Tokio flossen Tränen, die Sportlerin sagt unumwunden: „Das bedeutet mir alles.“ Inzwischen ist die Krefelderin zu ihrem Mann nach Triberg in den Schwarzwald gezogen. Jan Rotter ist ebenfalls ein Spitzenringer, der vor Olympia trotz Pandemie unermüdlich mit seiner Frau trainierte.

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Wir treffen die Goldmedaillengewinnerin zum Interview im Europa-Park, wo sie zur Botschafterin für die Kinderkrebsnachsorgeklinik Katharinenhöhe im Schwarzwald ernannt wird. Europa-Park-Chef Roland Mack ist begeistert von der „sympathischen Ausnahmesportlerin“, die sich nun auch um kranke Kinder kümmert. Eine Gruppe der Katharinenhöhe in Schönwald besuchte in dieser Zeit auf Einladung von Marianne Mack den Europa-Park. Die Katharinenhöhe ist eine Nachsorgeeinrichtung für schwer krebskranke und herzkranke Kinder und Jugendliche. Der Verein „Santa Isabel e.V. – Hilfe für Kinder und Familien“ mit der ersten Vorsitzenden Marianne Mack unterstützt die Einrichtung bereits seit zehn Jahren ganz gezielt mit wertvollen Projekten vor Ort und einer ganz besonderen Spendenaktion, bei der schon über 1,8 Million Euro gesammelt wurden.

Als Aline Rotter-Focken die Klinik in ihrer neuen Heimat besuchte, war sie sofort angetan von der familienorientierten Krebsnachsorgeklinik, in der die kleinen Patienten gemeinsam mit ihren Geschwistern und Eltern wieder aufleben, zueinander finden, wieder Kraft, Hoffnung und Zuversicht schöpfen können. Aline Rotter-Focken: „Die Arbeit der Katharinenhöhe hat mich wirklich sehr beeindruckt. Daher freue ich mich sehr über diese ehrenvolle Aufgabe.“ Auch der Leiter der Katharinenhöhe,Stephan Maier, war sofort begeistert über die Unterstützung: „Aline war direkt sehr interessiert an unserer Einrichtung und den täglichen Herausforderungen. Und vor allem – die Chemie zwischen uns hat gleich gestimmt.“ Als kleine Starthilfe überreichte Marianne Mack im Namen von „Santa Isabel e.V.“ Aline Rotter-Focken und somit der Katharinenhöhe einen Scheck über 10.000 Euro: „Wir hoffen, den Kindern mit der Spende in dieser besonders schwierigen Zeit ein kleines Lächeln auf die Gesichter zaubern zu können“, so Marianne Mack.

Weitere Informationen zur Katharinenhöhe hier und zu „Santa Isabel e.V. – Hilfe für Kinder und Familien“ hier.

Können Sie uns mitnehmen in die Welt des Ringens: Was muss eine erfolgreiche Ringerin oder ein Ringer beherrschen?
Aline Rotter-Focken: Das spannende am Ringen ist, dass wir alle total verschieden sind, mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen, wir aber doch nahezu alle motorischen Fähigkeiten vereinen müssen. Dazu zählen: Technik, Taktik, Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination, mentale Stärke und vieles mehr. Ringen ist eine sehr komplexe Sportart und durch die weltweit sehr unterschiedlichen Ringstile einfach sehr anspruchsvoll. Es gewinnt in der Regel nicht einfach die Stärkste, sondern diejenige, die all diese Fähigkeiten am besten zusammenbringt.

Was sagen Sie einem Laien: Wo liegt das Geheimnis des erfolgreichen Ringens?
Rotter-Focken: Auf jeden Fall im Kopf. Der Kopf ist unsere größte Waffe, kann leider aber auch unser größter Feind sein. In einer Zweikampfsportart passiert so viel bewusst, aber auch unterbewusst, sodass man auch lange nicht alles kontrollieren oder steuern kann. Hinzu kommt, dass über das körperliche Training und dessen Effektivität sehr viel bekannt und das auch das täglich Brot eines Athleten ist, wobei das mentale Training für den Kopf noch immer extrem unterschätzt und auch einfach super individuell ist. Da funktionieren nicht bei allen die gleichen Techniken.

Was haben Sie aus dem Spitzensport auf Ihr tägliches Leben übertragen können?
Rotter-Focken: Sehr viel. Das Ringen hat mich eigentlich alles Wichtige im Leben gelehrt. Respekt, Disziplin und Fleiß, Freundschaft, Teamgeist, jeden Menschen oder auch Gegner genauso zu nehmen, wie er ist, und vor allem den Umgang mit Herausforderungen und Drucksituationen. Es gibt nichts im Leben, was mich jemals so körperlich und mental herausgefordert hat wie der Sport. Weder irgendwelche Prüfungen, noch das Sprechen vor 10.000 Menschen oder ein Fallschirmsprung.

Was ist Ihnen im Augenblick des Goldmedaillengewinns durch den Kopf gegangen?
Rotter-Focken: Daran kann ich mich ehrlich gesagt nicht mehr gut erinnern. Das alles passiert so im Flow, dass man es selbst nicht greifen kann. Ich glaube, mein erster Blick ging gleich zu meinem Trainer und der Gedanke war: „Oh mein Gott, wir haben es geschafft!“

Wie können Sie Ihr Wissen, Ihre Erfahrung, jetzt an den Nachwuchs weitergeben?
Rotter-Focken: Ich war bereits eine Zeitlang nebenher Trainerin einer Mädchengruppe in meinem Heimatverein. Das war aber natürlich zunehmend schwerer, das mit all den privaten Reisen und Wettkämpfen unter einen Hut zu bekommen. Deshalb habe ich damit erstmal wieder aufgehört, was aber sicher kein Abschied für immer ist. In den letzten Jahren habe ich aber regelmäßig verschiedene Vereine und deren Kids im Training besucht oder Camps abgehalten. Auch das möchte ich in Zukunft unbedingt weitermachen.

Nun sind Sie ja aus dem Rheinland zu Ihrem Mann nach Triberg gezogen. Wie gefällt Ihnen das Leben im Schwarzwald?
Rotter-Focken: Mir gefallen der Schwarzwald, das Leben dort und vor allem die Leute sehr gut. Natürlich ist es ein Riesenunterschied zum Rheinland, welches ich auch von Herzen liebe und schätze, aber ich denke, ich komme mittlerweile ganz gut klar.
Am Anfang bin ich jedoch schon öfter mal mit meiner „rheinischen Schnauze“ aufgefallen und musste lernen, dass die Dinge ohne Autobahn und Flughafen in der Nähe einfach langsamer gehen ... dafür wird man aber tagtäglich mit unglaublichen Aussichten und der Ruhe der Natur entschädigt. Es hat Beides etwas und ich will mich nicht entscheiden, was ich schöner finde. :-)

Sie engagieren sich als Botschafterin für die Katharinenhöhe, eine Nachsorge-Einrichtung für schwer krebskranke und herzkranke Kinder in Schönwald im Schwarzwald. Was sind die Beweggründe?
Rotter-Focken: Ich habe schon etwas länger einen Bezug zur Katharinenhöhe. Ich habe selbst Sport studiert und wollte gerne in der „Katha“ als Sporttherapeutin anfangen. Da die Kinder aber während ihres Aufenthalts dringend Beständigkeit brauchen, war klar, dass ich das mit meinen sportbedingten Abwesenheiten nicht leisten kann.
Trotzdem ist mein Interesse nicht abgeebbt, da ich der Meinung bin, dass diese Kinder und deren Familien schon so viel Negatives erfahren haben, dass sie ganz dringend viele neue positive Erfahrungen brauchen. Dabei wollte ich einfach mithelfen. Und als dann nach Olympia über eine Mitarbeiterin und Freundin die Anfrage kam, ob ich die Kids nicht mal mit meiner Goldmedaille besuchen möchte, kam mir die Idee, mich so auch längerfristig zu engagieren.

Was gefällt Ihnen im Europa-Park, wo Sie ja offiziell zur Botschafterin der Katharinenhöhe ernannt wurden? Fahren Sie gerne Achterbahnen oder andere Fahrgeschäfte?
Rotter-Focken: Ja, ich liebe den Europa-Park. Ich bin immer am liebsten alles Wilde wie die Achterbahnen gefahren, merke aber mittlerweile, dass mir die ruhigeren Fahrgeschäfte und vor allem halt das Ambiente und die wunderschöne Dekoration zu jeder Jahreszeit noch viel mehr gefallen. Es ist ein Riesen-Park, bei dem man aber an jeder Ecke spürt, dass es ein liebevoll geführtes Familienunternehmen ist und das finde ich echt außergewöhnlich!

Das Gespräch führte Horst Koppelstätter

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