Schmiedekunst sogar für eine Tropeninsel

Die Pfeifferschmiede steht für Tradition und entpuppt sich zugleich als Handwerksunterneh- men voll auf der Höhe der Zeit

Kling – Kling: Wer eine Schmiede besucht, erwartet eigentlich ein typisches metallisches Geräusch. Kling – Kling: So ertönt es seit Jahrhunderten, wenn ein Schmied ein erhitztes Stück Eisen in einer Zange festklammert und mit einem Hammer darauf klopft. Auch wer zur Pfeifferschmiede in Birkenfeld-Obernhausen bei Pforzheim kommt, fühlt sich in Zeiten versetzt, als Schmiede noch ein alltäglicher Anblick waren und Pflüge, Beile, Äxte oder Sensen herstellten – und sogar das Zähneziehen übernahmen. Der Betrieb ist in einem 1814 erbauten Vierseitenhof untergebracht, was ihm schon von außen ein besonderes Flair verleiht.


Doch aus der Pfeifferschmiede dringt der metallische Klang wie zu Urgroßvaters Zeiten eher selten: „Nur ein paarmal im Jahr“, sagen die Firmeninhaber Kathrin (Titelbild: Zweite von links) und Dominic Süsser (Titelbild: VIerter von rechts). Dann haben Kunden beispielsweise schmiedeeiserne Geländer, Tore oder Zäune in Auftrag gegeben. Einzigartig sollen sie aussehen, mit besonders dicken Metallstäben und ganz individuell gebogenen Zierelementen. Dominic Süsser beherrscht auch das dazu notwendige ursprüngliche Handwerk. „Gerade für denkmalgeschützte Projekte werden noch handgeschmiedete Türbeschläge, Kerzenleuchter oder Kunstobjekte benötigt, die wir detailgetreu herstellen“, erklärt der Schlossermeister.

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Ebenso bewandert ist er im Hufbeschlag und damit in einer weiteren uralten Schmiede-Aufgabe. Hierzu ist Süsser regelmäßig unterwegs, um Pferdehufe mit neuen Eisen zu beschlagen. „Die Landkreise Karlsruhe, Rastatt und Enzkreis sind ein regelrechtes Pferdeland“, erklärt er. „Allein in Langensteinbach gibt es mehrere Aussiedlerhöfe mit hunderten Pferden insgesamt.“

Diese klassischen Arbeiten bilden aber nur eine Seite der Medaille. Denn darüber hinaus ist die Pfeifferschmiede ein auf dem neuesten Stand eingerichteter Handwerksbetrieb, der alle nur erdenklichen Ausprägungen in der Metallbearbeitung erledigen kann. In der Werkstatt entstehen Balkon- und Treppengeländer, Vordächer, Sichtschutzzäune oder Gartentore. Hinzu kommen Balkonkonstruktionen, Carports, Treppen und Handläufe. Kantteile und Blechbearbeitung gehören ebenfalls zum Know-how. Auch für die Industrie ist die Pfeifferschmiede im Einsatz und stellt unter anderem aus speziellen Edelstählen Materialwagen, Gehäuse und Maschinengestelle her. „Teile von uns werden sogar auf der Tropeninsel La Réunion in der Rohrzuckerindustrie eingesetzt“, beschreibt Kathrin Süsser. „In der Kombination von Schlosser- und Schmiedearbeiten und der daraus resultierenden Vielfalt dürften wir einzigartig in der Region sein.“ 

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Die gelernte Metallbauerin und ihr Mann haben den Betrieb, der 1975 von Kathrin Süssers Vater Albrecht Pfeiffer als Einmann-Schlosserei und -Hufschmiede gegründet wurde, immer mehr erweitert. Elf Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen heute. Großen Wert legt der Betrieb auf die eigene Ausbildung. „Wir haben schon Kammer- und Innungssieger gestellt“, berichtet das Inhaberpaar, deren 20-jähriger Sohn Lukas bereits Metallbau gelernt hat und in absehbarer Zeit in den Betrieb einsteigen soll.

„Den Fortschritt nie aus den Augen verlieren“
Ein wesentlicher Schlüssel für die erfolgreiche Entwicklung liegt in der beständigen Investition in modernste Maschinen. „Fast so, wie wir das Geld verdient haben, haben wir es wieder in Technik gesteckt“, betont Dominic Süsser. „Das ist sehr wichtig, um leistungs- und konkurrenzfähig zu bleiben. Wir haben mit einer Handbiegemaschine angefangen, jetzt verfügen wir unter anderem über eine CNC-gesteuerte Abkantbank.“ Besonders jedoch die voranschreitende Lasertechnik ermöglicht es, immer individuellere Wünsche der Kunden zu verwirklichen – und effizienter zu arbeiten. „Man zeichnet eine Kontur am CAD, überspielt es an die Maschine und kann sie dann laufen lassen“, beschreibt der Inhaber. „Wir sind ein klassischer Handwerksbetrieb, dürfen den Fortschritt aber nie aus den Augen verlieren.“ Das gilt selbst für Themen, die über die Kerntätigkeiten hinausgehen. Gerade wird im Betriebsgelände eine Hackschnitzelheizung eingebaut. „So können wir auf Gas verzichten“, erläutert er. Die Selbstversorgung mit Strom übernimmt bereits eine PV-Anlage auf dem Dach.

Eigentlich immer Anfang April öffnet die Pfeifferschmiede ihre Tore für das Event „Handwerk erleben“. Firmengründer Albrecht Pfeiffer hat die inzwischen zweitägige Messe, bei der sich noch etliche weitere regionale Betriebe präsentieren, 2008 gestartet. Rund 3.000 Besucher kamen zuletzt, allerdings fiel die Veranstaltung seit 2020 coronabedingt aus. Wenn die Zeiten wieder so sind, dass die Pfeifferschmiede Handwerk auf diese Weise erlebbar machen kann, ertönt sicher auch ein „Kling-Kling“, wenn traditionelles Schmieden an der lodernden Esse gezeigt wird. Aber davon sollte sich niemand täuschen lassen: Das Unternehmen in dem schmucken, mehr als 200 Jahre alten Anwesen beherrscht die Handwerkstradition ebenso gut, wie den Einsatz technischer Mittel auf der Höhe der Zeit.

Christoph Ertz

pfeifferschmiede.de