Hightech in der Mühle

Die Mönsheimer Mühle „Decker+Mönch“ verbindet modernste Technik mit traditionellem Handwerksgeschick

Seit der Römerzeit gehören Mühlen zum Landschaftsbild. Um 1860 soll es in Deutschland noch 60.000 dieser ältesten Maschinen gegeben haben, die ohne menschliche oder tierische Arbeitskraft angetrieben werden. Mit der Industrialisierung gingen viele verloren. Besonders ab den 1950er Jahren verschwanden Mühlen weitgehend. Eine Familie, die sich mit viel unternehmerischem Geschick diesem Trend widersetzt, ist die Familie Mönch. In Mönsheim bei Pforzheim betreiben Markus Mönch und sein 26-jähriger Sohn Moritz die Getreidemühle „Decker+Mönch“ – auf traditionelle wie zugleich sehr moderne Art und Weise.

Traditionell ist schon mal, dass die Mönsheimer Mühle noch immer an der Stelle steht, wo sie vor mehr als 130 Jahren gebaut wurde, mitten im Ortskern der 2.700 Einwohner zählenden Gemeinde. Seit jeher ist sie in Familienbesitz, mit Moritz Mönch inzwischen in der sechsten Generation. „In den letzten 20 Jahren haben wir die Produktion immer weiter modernisiert“, sagt er. So ist 2018 auf den Grundmauern der ursprünglichen, aber baufällig gewordenen Fachwerkmühle eine neue Lagerstätte hochgezogen worden. Drumherum verteilt sich die Mehlherstellung auf mehrere Gebäude. Früher wurde die Mühle über den Grenzbach mit Wasser angetrieben. Mittlerweile sorgen hunderte strombetriebene Motoren für das Zerkleinern und Sieben des Getreides. „Noch zu meines Großvaters Zeiten war viel mehr Handarbeit“, erklärt Moritz Mönch. Heute werden alle Vorgänge elektronisch überwacht. Dadurch kann die Mühle sogar personalfrei über Nacht laufen.

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Markus Mönch (rechts) und sein Sohn Moritz führen den Familienbetrieb in sechster Generation.

Big Brother für Getreidekörner
Wie technisiert die heutigen Müller ihrem Beruf nachgehen, kann der Besucher schon auf dem Hof beobachten. Durch eine große Fensterfront ist zu sehen, wie Säcke auf Europaletten gestapelt werden: von zwei Robotern. Bis zu sieben Tonnen in der Stunde hieven sie übereinander. Im Innern der Mühle zieht sich die eingesetzte Technik über mehrere Stockwerke. An einer Stelle vollführen Maschinen Bewegungen, die an das Kreiseln beim Hula-Hoop erinnern. Es sind Siebmaschinen, in der verschiedene Zwischenprodukte des Mahlvorgangs voneinander getrennt werden. Über Stahltreppen und begleitet von einem ständigen Zischen und Rattern führt der Weg unter anderem zu einer Art Rutsche. In einem unaufhörlichen Strom rasen unzählige Getreidekörner durch Schienen wie an einem Steilhang herunter. Jedes Korn wird dabei fotografiert, gescannt, vom Computer abgeglichen und, wenn es einen Defekt aufweist, über Druckluftdüsten regelrecht aus dem Strom herausgeschossen. „Das System schafft 22.000 solcher Ausladevorgänge pro Minute“, erklärt Mönch.

Ein weiterer Raum ist durchzogen von etlichen sich kreuzenden Röhren, die jeweils abnehmbare Deckel aufweisen. Mönch öffnet einen und greift hinein. Dann hält er Mehl in der Hand. „Unter anderem hier kommt das handwerkliche Geschick unserer Mitarbeiter ins Spiel“, erläutert er. „Der Müller muss erkennen, für welches Produkt eignet sich das? Oder muss ich die Maschine nochmal neu einstellen, um das gewünschte Endprodukt zu bekommen?“ Um die 50 verschiedene Mehle, Spezialmehle und Mehlmischungen stellt die Mühle her. „Unser Beruf ist äußerst vielfältig, der moderne Müller beherrscht Getreidekunde und Backtechnik, er ist Logistiker und hat mit Laboranalysen zu tun“, schwärmt der Müllermeister.

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Der Weg des Korns verbindet heute Handwerk mit viel Maschineneinsatz.

Vorreiter bei Spezialmehlen
100 Tonnen Mehl bringt die Mühle täglich hervor, aus Roggen, Weizen und Dinkel. Die Kunden sind größtenteils Bäcker: von kleinen Handwerksbetrieben bis zur großen Filialbäckerei. „Unsere Standardmehle vertreiben wir in einem Radius von etwa 150 Kilometern“, beschreibt Mönch. Ein weiteres Standbein der Mühle ist die Herstellung von Spezialmehlen, zum Beispiel für das Schweizer „Pain Paillasse“. „Mit den speziellen Mehlmischungen sind wir Vorreiter. Wir vertreiben sie in ganz Deutschland, zum Teil sogar ins Ausland.“ Ein drittes Standbein ist der Unternehmenszweig „Mahlwerk“, in dem die Familie neben einem Mühlenladen mit Mehl, Teigwaren, Ölen und dergleichen auch eine eigene Live-Backstube und einen Cafébereich eingerichtet hat. Rund 50 Mitarbeiter hat das Unternehmen insgesamt. „Unsere Backberater im Außendienst gehen aktiv auf Bäckereien zu und präsentieren unsere Mehle, mit denen sie durch eine lange Teigführung einen einzigartigen Geschmack sowie eine bessere Bekömmlichkeit ihrer Waren erlangen“, blickt Moritz Mönch optimistisch voraus. „Wir konnten schon viele Bäcker zum Umdenken bewegen.“ So aufgestellt, dürfte die Mönsheimer Mühle als eine von nur noch rund 550 Mühlen in Deutschland noch lange bestehen.

Christoph Ertz

moensheimer-muehle.de