Befürchtete Löschungswelle ausgeblieben

Mehr Betriebsgründungen trotz turbulenter Zeiten

Im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe waren zum Jahresende 2022 in die Handwerksrolle 20.237 Handwerksbetriebe eingetragen – und damit 207 Betriebe mehr als im Vorjahr. Die Situation in den einzelnen Gewerken stellt sich, wie in den Vorjahren auch, sehr unterschiedlich dar. Im meisterpflichtigen Handwerk waren bei einem Bestand von 12.789 Betrieben in der Handwerksrolle 150 Unternehmen weniger als zu Jahresbeginn verzeichnet. Hier setzt sich der rückläufige Trend der Vorjahre hin zu weniger, dafür aber größeren Betrieben fort. Auffällige Rückgänge gab es in der Anlage A in den Gewerken, die 2021 wieder meisterpflichtig wurden: Bei den Fliesen-, Platten- und Mosaiklegern (minus 84) oder den Raumausstattern (minus 40). Auch bei den Gesundheitshandwerken, den Augenoptikern und Zahntechnikern, war die Zahl der Betriebe leicht rückläufig. Gute Nachrichten gibt es aber vor allem aus den Energie-Berufen: Installateure und Heizungsbauer sowie Elektrotechniker erlebten im Zuge von Klimaschutzdebatte und Energiepreiskrise einen Aufschwung. Die Zahl der Elektrotechniker nahm um 57 auf 1.274 Betriebe zu – der höchste Zuwachs im zulassungspflichtigen Handwerk. Das zweitgrößte Plus (plus zwölf) erzielten die Installateure und Heizungsbauer mit 932 Betrieben.

Wachsender Bereich
Das zulassungsfreie Handwerk, sowohl in der Anlage B1 mit seinen 43 Gewerken als auch im handwerksähnlichen Sektor mit 51 unterschiedlichen Gewerken, ist ein wachsender Handwerksbereich. In der Anlage B1 sind in den vier Land- und drei Stadtkreisen im Kammerbezirk Karlsruhe 5.441 (plus 324) Betriebe für ihre Kunden aktiv. Spitzenreiter sind die Kosmetikerinnen (1.657), dicht gefolgt von den Gebäudereinigern (1.634), beide mit deutlichen Zuwächsen (69 beziehungsweise 167). Allerdings zeigt die Vergangenheit, dass viele dieser Gründungen in Soloselbstständigkeit oder in Teilzeitbeschäftigung erfolgen und auch die Bestandsfestigkeit nicht mit Gründungen in der Anlage A, die in der Regel eine Meisterqualifikation voraussetzen, vergleichbar sind. Auch der handwerksähnliche Sektor (Anlage B2) konnte seine Betriebszahlen leicht steigern (plus 32) auf 2.007 Unternehmen zum Jahresende 2022.

Stärkere Wertschätzung des Handwerks nötig
Die befürchtete Löschungswelle in den Handwerksrollen ist trotz Energiekrise, gestörten Lieferketten oder dem Krieg in der Ukraine ausgeblieben. Zentrale Aufgabe bleibt es in den nächsten Jahren, Menschen zur Betriebsübernahme und Gründung zu ermutigen – auch in den meisterpflichtigen Gewerken. In den nächsten Jahren stehen im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe viele Betriebe allein in den meisterpflichtigen Gewerken zur Übergabe bereit. Außerdem liegen große gesellschaftliche Aufgaben vor dem Handwerk: Klimaschutz, Nahversorgung sichern, Wohnraum bauen und sanieren – all das geht nicht ohne eine stärkere gesellschaftliche Wertschätzung für das Handwerk.

Info
Der Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe umfasst die vier Landkreise Calw, Enzkreis, Karlsruhe sowie Rastatt und die drei Städte Baden-Baden, Karlsruhe und Pforzheim.