Echte Handwerks-Kunst

Bernhard Binder arbeitet mit hartem Stein und zartem Fingerspitzengefühl / Meisterhaft auch als Ausbilder

„Lieber ein guter Handwerker als ein mittelmäßiger Ingenieur.“ Dieser Erkenntnis verdankt Steinmetz- und Bildhauermeister Bernhard Binder aus Kuppenheim seinen heutigen Erfolg. Statt zu studieren, besuchte der gebürtige Schwäbisch-Haller nach der Gesellen- und Wanderzeit die Meisterschule in Freiburg – und stand erst einmal vor dem Nichts. Frischgebackener Meister mit kleiner Familie, voller Energie und ohne Geld – uninteressant für die Banken. Im Jahr 2005 bot sich dann in Kuppenheim die Chance, einen winzigen Betrieb zu übernehmen. Der damals 32-Jährige nutzte sie mit Begeisterung, bedeutet für ihn doch die Arbeit mit hartem Stein, Staub und Schmutz, aber auch viel Fingerspitzengefühl, die Umsetzung einer über 2.000-jährigen Handwerks-Kunst mit modernen Mitteln, aber ohne Fertigelemente oder gar Roboter.

„Wir machen hier alles in Handarbeit, das ist unser Alleinstellungsmerkmal“, betont er voller Stolz. Bevor beispielsweise seine Auszubildenden am Computer ihre Entwürfe gestalten, wird gezeichnet. Dann erst entsteht ein Modell, meistens aus Ton. Und jeder Arbeitsschritt wird dokumentiert. Steinmetze beziehungsweise Steinbildhauer haben ein breites Betätigungsspektrum: Zu den Arbeiten am Bau kommen vor allem Restaurierungsarbeiten und nach wie vor Aufträge bei der Grabgestaltung.

In Stein gehauene Schönheit
Bernhard Binder hat bei der Restaurierung der Karlsruher Pyramide, der Fassade des Baden-Badener Festspielhauses und in zahlreichen Kirchen der Region in Stein gehauener Kultur ihre Schönheit zurückgegeben. Für die noch laufende Restaurierung der Turmfassade der Heilig-Kreuz-Kirche in Bietigheim wurde der Betrieb mit dem zweiten Platz beim renommierten Peter-Parler-Preis ausgezeichnet. Eigene Kreativität ist hier allerdings nicht gefragt: Minutiös werden Fehler vorangegangener Restaurierungen oder umweltbedingte Schäden nach alten Vorlagen beseitigt. Als Bildhauer erarbeitet Binder dagegen mit dem Auftraggeber seine künstlerische Umsetzung eines Brunnens, einer Statue oder eines Grabschmucks.

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Von der Handwerkskammer ausgezeichnet
„Man wächst an seinen Herausforderungen“, meint der Chef eines 13-köpfigen Teams, darunter drei Auszubildende, denen er frühzeitig so viel Verantwortung wie möglich überträgt. Die Handwerkskammer Karlsruhe zeichnete ihn 2022 für seine besonderen Leistungen als Ausbilder aus, als dritte Bundessiegerin kehrte Janina Jammerthal vom Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks zurück. Sie ist nicht der einzige weibliche Steinbildauer in Binders Werkstatt. Auf der Homepage verblüffen die Bilder von fünf jungen Frauen, die gemeinsam mit ihren Kollegen in die Kamera strahlen. Keine Ausnahme, stellt Binder klar, in vielen Betrieben beweisen mittlerweile Frauen – oft Abiturientinnen – ihre besonderen Fähigkeiten im Umgang mit Sandstein, Granit oder anderem Naturgestein. Ob Mann oder Frau: Als wichtigste Voraussetzung für den Erfolg sieht Binder, natürlich neben handwerklichem Geschick und Sinn für Form und Proportionen, genau die „krankhafte Neugier“ auf alles, was mit Stein machbar ist, die ihn selbst noch immer umtreibt.

steinmetz-binder.de

Irene Schröder