„Irgendwann etwas Eigenes“

Sophie Grimmig hat als erste Vertreterin aus dem Kammerbezirk bei der Junioren- Weltmeisterschaft der Konditoren teilgenommen. Was sie dabei erlebte und weshalb sie die Backstube einem Uni-Hörsaal vorzieht, verrät die 23-jährige Jungkonditorin im Interview

Wie sind Sie zum Beruf der Konditorin gekommen?
Sophie Grimmig: Ich habe schon immer gerne gebacken. Nach dem Abi überlegte ich, was ich studieren sollte und stellte fest, dass ich darauf gar nicht so große Lust hatte. Es hat dann mit der Ausbildung bei der Konditorei Böckeler in Bühl geklappt, was sehr gut war. Dort konnte ich die gesamte Bandbreite des Berufs kennenlernen.

Sie haben nach der Gesellenprüfung sogar an der Junioren-Weltmeisterschaft der Konditoren 2023 in Taiwan teilgenommen – als erste aus dem Kammerbezirk. Wie kam es dazu?
Grimmig: Ich bin zwar eigentlich Vize-Bundessiegerin geworden, aber der Deutsche Konditorenbund wählte mich für die WM aus, weil ich mehr mit Zucker gearbeitet habe als der Sieger. Zucker spielt bei der WM eine große Rolle.

Was haben Sie bei der WM erlebt?
Grimmig: Noch als Gesellin habe ich mich vorbereitet und stand teilweise 20 Stunden in der Backstube. Später konnte ich mich mit Hilfe von Sponsoren und dem Konditorenbund ganz auf die Vorbereitung konzentrieren. Auch die Konditorei Böckeler hat mich sehr unterstützt, wo ich immer in der Backstube üben konnte. Man muss vier Sorten Pralinen machen, ein Schaustück aus Zucker, Marzipanfiguren und zwei Torten mit Schokoladendekor. Das weiß man vorher. Aber einige Aufgabenstellungen ergeben sich erst vor Ort.

Sie wurden Vierte – ausgerechnet der Zucker wurde etwas zum Verhängnis.
Grimmig: Ja, die meisten Teilnehmer kamen aus Asien, aber es war auch jemand aus Brasilien dabei. Und das Problem war, dass ausgerechnet mein Zuckerstück zusammengefallen ist. Ich hatte im Gegensatz zu den anderen etwas sehr Filigranes erarbeitet ... und das hielt der hohen Luftfeuchtigkeit in Taiwan nicht stand.

Jetzt sind Sie zur Weiterqualifizierung in Spanien – lernt man als Konditorin nie aus?
Grimmig: Ich mache ein Praktikum bei einer Konditorei in Sevilla, nach Barcelona will ich auch noch. Je mehr man sieht, umso besser.

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Ein Studium ist demnach eher nicht mehr Ihr Ziel, oder?
Grimmig: Genau, ich habe zwar noch sehr viele Pläne, aber ein Studium schwebt mir aktuell nicht vor.

Konditorin ist zwar kein klassischer Männerberuf, doch der Männeranteil überwiegt. Was sollte eine Frau in diesem Beruf mitbringen?
Grimmig: Tatsächlich wird der Nachwuchs immer weiblicher. In meiner Lehre waren wir 13 Frauen und nur zwei Männer im Jahrgang. Bis vor einigen Jahren war es noch ganz anders, deshalb sind heute die meisten Vorgesetzten männlich. Es ist in diesem Beruf überhaupt kein Problem, als Frau zu arbeiten. Wenn es mal einen schweren Sack Mehl gibt, nimmt man sich halt einen Rollwagen. Man muss sich natürlich beweisen, um ernst genommen zu werden. Aber es gibt als Frau nichts, was ich nicht erreichen könnte.

Wie sehen Sie allgemein die Situation von Frauen im Handwerk?
Grimmig: Ich habe großen Respekt vor Frauen in klassischen Männerberufen. Dort müssen Frauen noch viel mehr Durchsetzungsvermögen beweisen. Natürlich haben Männer mehr Kraft, aber das Handwerk ist so facettenreich und mit der modernen Technik gibt es so viel Hilfestellung, dass es heute für Frauen sehr gut möglich ist, im Handwerk zu arbeiten – vor allem, wenn man mit Geschick und Einfallsreichtum rangeht.

Was sind Ihre weiteren Ziele?
Grimmig: Erstmal die Weiterbildung im Ausland, gerne auch noch im Hotelbereich, und für 2024 bin ich bereits zum Meisterkurs angemeldet. Und irgendwann etwas Eigenes, das wäre sehr schön.

Christoph Ertz 

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Info
Die 1932 gegründeten Böckeler Confiserie und Kaffeehausbetriebe GmbH gehören mit rund 130 Mitarbeitern im Bühler Stammhaus sowie Filialen in Karlsruhe, Baden-Baden und Ettlingen zu den größeren Konditoreien in Deutschland. Jungkonditorin Sophie Grimmig hat bei Böckeler ihre Lehre absolviert. Zur Weiterbildung ist sie nun im Ausland. „Sophie hat nicht nur ein wahnsinniges Talent, sondern auch großen Ehrgeiz“, sagt Geschäftsführer Stefan Böckeler.
boeckeler.org