Christian Freiherr von Elverfeldt (Geschäftsführer), Günter Burger (technischer Direktor) und Thorsten Köbele (Vertriebs- und Marketingleiter) bilden die Geschäftsleitung von Mack Rides. Im Interview sprechen sie über Erfolge, Herausforderungen und Entwicklungen
Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt begannen Sie mit dem Bau großer Achterbahnen. Der „Blue Fire“ katapultierte Sie direkt an die Weltspitze – wie war das möglich?
„Blue Fire“, ein Launch-Coaster, markierte den Beginn einer neuen Ära von Attraktionen. Es war eine unternehmerische Entscheidung, im Wettlauf um Höhe, Geschwindigkeit und Extravaganz unsere Produktreihe der Achterbahnen zu erweitern und erstmals in Richtung Looping-Achterbahn sowie hoher Beschleunigungen und Geschwindigkeiten zu gehen. Bis dahin waren unsere Achterbahnen die „Wilde Maus“, der „Enzian“, ein Junior-Coaster und unsere Wasserachterbahn und um ehrlich zu sein, war man damals in der Familie Mack nicht vollkommen überzeugt, ob Mack Rides tatsächlich der richtige Partner für diese neue Attraktion sei. Michael Mack, der zu dieser Zeit mit in der Geschäftsleitung in Waldkirch tätig war, hat sich damals sehr für uns eingesetzt und so die gesamte Familie schließlich überzeugen können, uns diese Chance zu geben. Dabei behielten wir stets unsere Werte im Blick: ein breites Publikum anzusprechen, eine technisch hervorragend konstruierte Fahrt zu erschaffen und nicht zuletzt die Expertise der Familie Mack als Betreiber und Hersteller einfließen zu lassen. Dies führte zum großartigen „Blue Fire Megacoaster“ im Europa-Park und weckte in relativ kurzer Zeit das Interesse anderer Betreiber, die diesen Achterbahntyp näher kennenlernen und die neuartigen Sitze, die wir erstmals verbaut hatten, erkunden wollten. Im Anschluss daran wurden Projekte wie unser „Inverted Powered Coaster“ und auch unser „Xtreme Spinning Coaster“ überhaupt erst möglich und ein ganz neues Geschäftsfeld eröffnete sich für unser innovatives Unternehmen.
Was zeichnet die Attraktionen von Mack Rides im Allgemeinen aus?
Wir versuchen, jeden Tag zu lernen und gleichzeitig herauszuarbeiten, was eine gute Attraktion ausmacht. Sie soll nicht nur den Fahrgästen weltweit Freude bereiten, sondern auch für den Betreiber über viele Jahre hinweg eine zuverlässige Investition sein. Durch den intensiven Austausch mit den Kollegen aus dem Europa-Park, aber auch durch Erfahrungen anderer Kunden weltweit, erhalten wir ständig neue Impulse, Dinge zu ändern und zu verbessern oder Ratschläge zu geben, wie wir den Betrieb unserer Anlagen für unsere Kunden erleichtern können. Das beginnt bei der Inbetriebnahme und Bedienung der Attraktionen und reicht bis hin zu Ersatzteilvorräten und Wartungsanleitungen, wobei die Sicherheit unserer Anlagen natürlich die höchste Priorität hat. Da wir auf diese Bereiche so viel Wert legen, sind wir als Hersteller in dieser Branche hervorragend aufgestellt.
Die Geschäftsleitung von Mack Rides von links nach rechts: Günter Burger (technischer Direktor), Christian Freiherr von Elverfeldt (Geschäftsführer) und Thorsten Köbele (Vertriebs- und Marketingleiter).
Welche Rolle spielt dabei der Europa-Park?
Die Möglichkeit, ein Schaufenster für uns als Attraktionshersteller zu sein, war eine der Grundlagen für die Entstehung des Europa-Park. Mittlerweile geht es jedoch um viel mehr, was uns immense Wettbewerbsvorteile verschafft und einfach Spaß macht. Mit dem Europa-Park haben wir die Gelegenheit, Ideen und Innovationen zu entwickeln und die Zusammenarbeit zwischen kreativem Schaffen und Ingenieursleistung zu erleben und auszubauen. Die Entwicklung verrückter Ideen und ihre Umsetzung in Zusammenarbeit mit unseren Ingenieuren gelingt uns in dieser Konstellation einzigartig. Zudem bleibt der Europa-Park, als einer der weltweiten Top-Parks und dem führenden Park in Europa, ein herausragendes Aushängeschild und eine hervorragende Präsentationsplattform für unsere Produkte. Unsere Kunden können sich direkt an die Kollegen in Rust wenden und aus erster Hand detaillierte Informationen, Ratschläge und im besten Fall sogar Schulungen sowie Trainings für ihr Personal erhalten. Außerdem können wir unseren Kunden natürlich neben guten Gesprächen auch einen Ort bieten, den jeder einfach gerne besucht.
Corona, Energie, Kriege – die Zeiten sind gerade besonders herausfordernd. Wie beeinflussen diese Rahmenbedingungen Mack Rides?
Natürlich müssen auch wir uns diesen Veränderungen, sei es bei der Beschaffung von Rohmaterial, der angespannten Lage am Arbeitsmarkt oder den globalen Marktsituationen in unseren Absatzregionen, ständig stellen. Wie wir in den letzten Jahren mit Corona, dem schrecklichen Krieg in der Ukraine und der damit verbundenen Energie- und Lieferkettenkrise leider wieder erfahren mussten, treten diese Veränderungen oft sehr plötzlich und ohne Vorwarnung auf, so dass nur wenig Zeit für Anpassungen bleibt.
Aber als Unternehmen, das bereits seit fast 250 Jahren am Markt ist und sich in dieser Zeit noch viel größeren Herausforderungen und Veränderungen stellen musste und somit seine Stärke aus der Verbindung von Tradition und Innovationkraft zieht, sind wir gut aufgestellt, jegliche Herausforderung anzunehmen. Krisen verlangen Veränderungen und geben damit auch Chancen für neue Produkte und Dienstleistungen. Außerdem haben wir im Haus dermaßen viel Know-how aufgebaut, dass wir in Krisenzeiten den Fokus auf unsere Eigenfertigung legen können, um in guten Zeiten wieder mehr Zukaufmöglichkeiten zu nutzen. Gerade während der beiden Corona-Jahre hat sich diese Strategie mehr als bewährt und uns vor Kurzarbeit oder, schlimmer noch, Entlassungen bewahrt.
Wie begegnen Sie den gegenwärtigen Herausforderungen?
Gerade auch im Hinblick auf unsere Absatzmärkte erleben wir aktuell starke Veränderungen. Durch die chinesische Immobilienkrise und die daraus resultierenden stagnierenden Entwicklungsprojekte für neue Freizeitparks hat sich dieser Markt stark verkleinert. Auf der anderen Seite entwickelt sich der Markt im Nahen Osten weiter. Nach den Vereinigten Arabischen Emiraten, speziell Dubai und Abu Dhabi, hat nun auch Saudi-Arabien begonnen, in Freizeitparks zu investieren. Ein Hintergrund ist wohl, dass man den großen Anteil an jungen Menschen in ihrer Freizeit im Land halten will, da diese aktuell dort kaum Möglichkeiten haben und somit das Land verlassen. Mack Rides bleibt aber auch weiterhin fokussiert auf die Kunden, die uns aufgrund unserer eigenen Geschichte besonders am Herzen liegen: familiengeführte Parks. Über Jahrzehnte haben wir Freundschaften aufgebaut und gepflegt, die auch heute für unser unternehmerisches Handeln von großer Bedeutung sind, wobei wir natürlich auch die „Großen“, also Park-Gruppen, nicht aus dem Auge verlieren.
Neben der Aufgabe, immer wieder neue Märkte und Kunden zu gewinnen, sind wir froh, über einen Stamm treuer Kunden zu verfügen, denen wir uns mit viel Engagement und Freude widmen. Auch ist es oft sehr bewegend zu erleben, wie sich kleinere familiengeführte Parks freuen, eine Anlage aus dem Hause Mack Rides zu bekommen. Nicht zu unterschätzen ist außerdem unsere sehr breite Produktpalette, die sich über Achterbahnen und Wasserbahnen, Rundfahrgeschäfte, mediengestützten Attraktionen und Dark-Rides erstreckt. Somit können wir fast jeden Wunsch und Trend bedienen, ohne von einer Produktart abhängig zu sein.
Welche Entwicklungen erwarten Sie und wie werden sich die Attraktionen der Zukunft verändern?
Zunächst sind wir überzeugt, dass es die klassische Achterbahn, also das reale Erlebnis von Geschwindigkeit und Adrenalin, auf jeden Fall weiter geben wird. Dabei scheint es wohl auch unausweichlich zu sein, dass sich der Trend zu höher, schneller, weiter und noch extremer mit Schlagworten wie „Instagrammable“ oder „Engagement Rates“ weiter fortsetzt. Dieser Herausforderung haben wir uns mit manch spektakulärer Bahn bereits gestellt und haben mit der neuen Achterbahn „Voltron Nevera“ im Europa-Park erneut etwas Außergewöhnliches entwickelt und gebaut. Trotz dieser Tatsache sind wir unternehmerisch der Meinung, dass es doch die Familien sind, auf die ein Großteil unserer Kunden jetzt. Die Kunden wünschen daher Attraktionen, die nicht nur von den „jungen Wilden“ genutzt werden, sondern auch möglichst viele Familien erreichen. Auch hier werden wir weiter unseren Fokus setzen. Unsere Technologien und Simulationsmethoden verbessern sich stetig, und wir können mittlerweile jeglichen Anspruch bedienen und dabei ständig neue und spannende Produkte sowie Effekte entwickeln. In Zusammenarbeit mit unseren Freunden und Kollegen von Mack One und VRCoaster sind wir außerdem bei einem weiteren wichtigen Standbein sehr stark aufgestellt: Fahrgeschäfte, die Technologien wie VR, XR oder klassische Medien einbeziehen und somit eine neue Dimension zwischen Fahrgeschäft und Erlebnis schaffen. Mit unserem patentierten „Eatrenalin“-Konzept konnten wir sogar etwas völlig Neues umsetzen und dabei großartige Erfahrungen in der Zusammenarbeit der Mack-Gruppe machen, als Hersteller des Fahrsystems in Zusammenarbeit mit Medientechnik und Gastronomie. Sowohl das hochinnovative Fahrsystem als auch die gastronomische Idee haben bereits zu mehreren renommierten und auch internationalen Preisen geführt. Getreu unserem Motto „Die weite Welt ist unser Feld“ werden wir gemeinsam mit unseren Partnern diese revolutionäre Idee in die Welt tragen.
Worauf dürfen sich die Kunden von Mack Rides besonders freuen?
Wir stehen derzeit kurz vor der Einführung vieler neuer Prototypen und spannender Anlagen, die in den kommenden Jahren oder bereits 2024 in verschiedenen Parks weltweit für das Publikum eröffnet werden. Zum Beispiel im Bereich unserer Marke „Tacumeon-Rides“, also medienbasierten Fahrgeschäften, haben wir mit unserem „Airific“ bereits einen bedeutenden Schritt gemacht. Der Bau unseres ersten Flying-Theatres für einen Park in Vietnam, welches eine Haupt-Anforderung der Betreiber, eine möglichst hohe Kapazität zur Verfügung zu stellen, in den Fokus rückt, ist bereits eine großartige Erfolgsgeschichte. So konnten wir schon nach kurzer Zeit zwei weitere Anlagen erfolgreich vertreiben. Hierbei nutzen wir den Filmvorführraum optimal aus, indem wir die Anlage drehen können, um auf der einen Seite den Film zu zeigen, während wir auf der anderen Seite die Zeit nutzen, um die Gäste aus- und einsteigen zu lassen. Außerdem wird im kommenden Jahr unser patentiertes „Rocking Boat“ erstmals in Europa in See stechen und ursprüngliche Bootsfahrten mit großen Drops, Rafting-Elementen und spannenden Passagen kombinieren. Auch dieses Produkt wird bei unseren Kunden neue Maßstäbe setzen und wird aktuell noch von den Mack-Ingenieuren zum Leben erweckt. Als Highlight freuen wir uns natürlich über unseren „Voltron Nevera“, den ersten „Stryker Coaster“ – eine Achterbahn mit dem ersten „Beyond-vertical-Launch“ und dem stärksten Abschuss einer Mack-Achterbahn. Auf jeden Fall bleibt es spannend mit und bei Mack Rides ...
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