Historische Grablege

Ein Friedhof im Freizeitpark?

Natürlich denkt man bei Deutschlands größtem Freizeitpark zunächst mehr an Spektakel. Doch die Besucher des Europa-Park finden dort auch Plätze, um zur Ruhe zu kommen. Ein solcher Platz ist zum Beispiel der kleine Friedhof. Er liegt inmitten des Parks, aber kaum einer der rund sechs Millionen Besucher im Jahr ahnt etwas davon. Die Marien-Kapelle fällt dem Besucher meist gar nicht auf. Sie ist der offenen Grabkirche der Grafen von Böcklin nachempfunden. Gebaut wurde sie 1954 und 1955 und im Juli 1955 unter starker Beteiligung der Ruster Bevölkerung eingeweiht. Der Europa-Park wurde erst 20 Jahre später, am 12. Juli 1975, eröffnet.

Ein letzter Wunsch
Der letzte Stammherr von Rust, Freiherr Ruprecht Ludwig Böcklin (1875-1955), hatte den Wunsch, dass die Böcklinsche Grabstätte vom Ruster Gemeindefriedhof in den Park von Schloss Balthasar verlegt wurde. 1948 schrieb er: „Besondere Freude hatte ich an dem Anblick vom Finkenbuck auf den Kaiserstuhl und die Vogesen, wo St. Odilien und Hohkönigsburg zu sehen sind. Ich beschloss deshalb, meine Angehörigen vom Friedhof auf den Finkenbuck umzubetten, damit sie in eigener Erde ruhen. Dort will ich auch selbst begraben sein. Böcklin erbaute eine Kapelle und ließ sich dort in einem Sarg aus dem Holz einer Eiche beerdigen, die er zu seinen Lebzeiten im Taubergießen hatte schlagen und zurechtsägen lassen.

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Heute liegt die Kapelle beim holländischen Dorf nahe der populären Fahrt „Piraten in Batavia“. An der Außenwand der Marien-Kapelle und drumherum befinden sich die Grabtafeln und Grabsteine der Böcklins und ihrer Verwandten. Auch wenn der Friedhof selbst nicht mehr in Betrieb ist, so wird die Kapelle von der „Kirche im Europa-Park“ immer noch genutzt. Und auch die Grablege ist attraktiv bepflanzt, sodass der Betrachter den Eindruck gewinnen könnte, es handle sich hier noch um einen aktiven Friedhof. Auf einer Grabtafel heißt es: „Hier ruhen in Gott vereint Carla Reichsfreifrau Böcklin von Böcklinsau, geboren von Bergen, geboren New Brighton/USA, am 4. März 1894, gestorben Rust, 8. März 1954. Let none who pass by here weep, he giveth his beloved sleep. Ruprecht Ludwig Reichsfreiherr Böcklin von Böcklinsau, geboren in Mannheim, 21. Juni 1875, gestorben in Herbolzheim, 16. Dezember 1955.“ Über der Eingangstür der Kapelle ist folgende Inschrift zu lesen: „Sancta Maria 1954 ora pro nobis.“ Heute sind Kapelle und Grablege umgeben von hohen Zypressen und befinden sich im Holländischen Themenbereich. Bis 1991 im Skandinavischen Themenbereich die Norwegische Stabkirche gebaut wurde, feierte der bekannte „Zirkuspater“ Heinz-Peter Schönig (1926-2003) alljährlich in der Marien-Kapelle einen Gottesdienst mit und für die Artisten. In dieser Kapelle wurden übrigens auch Michael und Thomas Mack getauft.

Andreas Wilhelm, langjähriger Diakon der „Kirche im Europa-Park“: „Die Übergabe der Madonna aus Luxemburg durch den Luxemburger Erzbischof Kardinal Hollerich war eine tiefe Aussage für diesen Ort. Die Präsenz einer Madonnenfigur, die als „Trösterin der Betrübten“ erst einmal „mit aushält“, was die Schwere auch beispielsweise der Coronazeit uns aufbürdet, und die zugleich in dieser Schmerzlichkeit nicht stehen bleibt, bei all den gemachten Erfahrungen, sondern neues Vertrauen in die vor uns liegende Zeit zu schenken vermag.
Dies zeichnet diese Oase (inmitten des vorbeiziehenden Park-Publikums) aus, nicht umsonst hat über den Sommer schon die eine oder andere Mutter zum Stillen ihres Kindes diese Sitzgelegenheit unter den schönen Rosenranken vor der Böcklinskapelle für sich entdeckt.“

hok/red