Zwischen Achterbahn und Emotion

Wie Vincenzo De Biase den Europa-Park zum Weinparadies macht / Ein Leben für den Wein / Mehrere hunderttausend Flaschen im Jahr

Von außen wirkt die Szenerie fast surreal: Während draußen Familien kreischen, wenn die Achterbahn „Voltron Nevera“ durch die Loopings jagt, herrscht im Untergeschoss des Hotels „Colosseo“ eine fast meditative Stille. Hier liegt die „Enoteca di Siena“, der Weinkeller des Europa-Park Erlebnis-Resorts. Und mittendrin: Vincenzo De Biase, gerade vom Schlemmer Atlas zum „Sommelier des Jahres“ gekürt. Seine Bühne ist kein Gourmettempel in Paris, kein Rückzugsort in den Alpen. Es ist Deutschlands größter Freizeitpark. Und doch hat De Biase hier eine Weinwelt aufgebaut, die sich hinter keinem Sternehaus verstecken muss.

Wer ihm begegnet, erlebt einen Mann mit leiser Stimme, aber großer Präsenz. Charme und italienische Höflichkeit trägt er so selbstverständlich wie seinen Maßanzug. Aufgewachsen in den Hügeln Süditaliens, war Wein für De Biase kein Luxus – sondern Teil des Alltags. Schon als Kind schickte ihn der Vater in den Keller, um die passende Flasche zum Mittagessen zu holen. Eine frühe Schulung in Verantwortung und sensorischem Feingefühl. Heute betreut der 59-Jährige sechs Weinkeller, sieben Restaurants und eine Karte mit rund 400 Positionen – von Baden bis Bordeaux, von Südtirol bis Südafrika. Dass sich dieser Aufwand lohnt, zeigen Auszeichnungen, aber auch die Hochachtung von Gästen aus aller Welt. De Biase ist längst eine feste Größe im Europa-Park – und ein gefragter Ansprechpartner für Weinliebhaber aus Politik, Wirtschaft und Sport.

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Sommelier in der Achterbahnwelt?
Als er 2007 als weltweit erster festangestellter Sommelier in einem Freizeitpark begann, wurde er belächelt. „Ob ich den Wein an der Achterbahn ausschenken wolle, hat man mich gefragt“, erinnert er sich. Heute redet darüber niemand mehr. Vielmehr wird seine feine Sensorik geschätzt, sein Gespür für Menschen und die Kunst, Geschichten in Wein zu verwandeln.
Denn De Biase ist kein elitärer Verkoster, sondern Gastgeber mit Herz. „Ich will nicht nur den Wein erklären, sondern auch den Menschen verstehen, der ihn trinkt“, sagt er. Für ihn ist Sommelier-Sein auch eine Schule für Menschenkenntnis. „Es gibt sehr unterschiedliche Gäste – und alle sind für mich wichtig.“

Prominenz mit Geschmack
Im Laufe der Jahre hat De Biase viele prominente Persönlichkeiten beraten – Staatschefs, Sportstars, Künstler und Unternehmer. „Viele kennen sich gut mit Wein aus. Man kommt leicht ins Gespräch – und wenn die Chemie stimmt, bleibt man in Kontakt.“ Diskretion ist für ihn Ehrensache, aber die Freude, mit Menschen auf Augenhöhe über Genuss zu sprechen, ist spürbar. Etwa mit Günther Jauch, der selbst Weinberge bewirtschaftet, oder mit der Fußball-Legende Franz Beckenbauer.

Trotz aller Erfolge ist Vincenzo De Biase bescheiden geblieben. „Ich bin sehr dankbar, dass Roland und Thomas Mack mir mit der ganzen Familie immer wieder die Chance gegeben haben, mich weiterzubilden und zu beweisen. Sie haben mich gefordert und motiviert – das ist großartig. Ich habe für die Unternehmerfamilie Mack eine riesige Wertschätzung.“ Sein Weg zum Chef-Sommelier ist auch eine Geschichte von Vertrauen.
Zum 50-jährigen Jubiläum des Europa-Park hat er sich etwas Besonderes ausgedacht: Einen genau 50 Jahre alten Wein, den sich schon US-Präsident Ronald Reagan zu seiner Amtseinführung kredenzen ließ: „Jean Leon Cabernet Sauvignon“ aus dem spanischen Penedes, Jahrgang 1975. Eine absolute Rarität. Der Tropfen steht inzwischen auf der Weinkarte des „Colosseo“.

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Auch Franz Beckenbauer ließ sich von Vincenco De Biase beraten.

Trends im Blick, Vielfalt im Glas
Wie sieht De Biase den Trend zu weniger Alkohol? „Ich beobachte das sehr genau. Wir bieten auch alkoholfreie Alternativen an, haben Bioweine und spannende Neuentdeckungen im Sortiment. Aber ich bin überzeugt: Der Beruf des Sommeliers wird nicht verschwinden. Wir sind die Genussmanager.“ Natürlich stemmt er all das nicht alleine. „Ich sehe mich auch als Ausbilder. Nur wer versteht, was er einschenkt, kann es auch überzeugend präsentieren.“ Einmal im Monat veranstaltet er interne Seminare – nicht nur über Rebsorten, sondern auch über Philosophie und Haltung. Denn: „Wein ist Kultur.“ Ob Trüffelmenüs, Weinreisen nach Piemont oder vertikale Verkostungen – De Biases Handschrift ist unverkennbar. Seine Events sind mehr als Kulinarik. Sie sind Erlebnisse.