Frau Würth, was bedeutet es für Sie persönlich, die Verantwortung für eine der größten privaten Kunstsammlungen Europas zu übernehmen – gerade auch im Hinblick auf das Lebenswerk Ihres Großvaters?
Maria Würth: Es ist für mich eine große Ehre und zugleich eine tief empfundene Verantwortung, das Lebenswerk meines Großvaters weiterzuführen. Die Sammlung Würth ist nicht nur ein kulturelles Erbe, sondern auch Ausdruck seiner Überzeugung, dass Kunst Menschen verbindet, inspiriert und zum Denken anregt. Diese Werte möchte ich bewahren und gleichzeitig mit neuen Impulsen in die Zukunft tragen.
Wie wollen Sie die Sammlung weiterentwickeln? Wird es neue Schwerpunkte geben?
Würth: Die Sammlung Würth zählt mittlerweile über 20.000 Werke aus 500 Jahren Kunstgeschichte, deshalb gilt es für uns auch häufig, eher Lücken zu schließen als vollkommen neue Felder aufzumachen. Ich sehe großes Potenzial darin, die Sammlung für das Publikum noch stärker zu öffnen, insbesondere in der Art der Vermittlung.
Die Sammlung Würth ist eng mit dem Unternehmen verbunden. Wie sehen Sie das Zusammenspiel von Kunst, Wirtschaft und gesellschaftlicher Verantwortung?
Würth: Gerade in der Verbindung von Kunst und Unternehmen liegt eine große Chance: Kunst kann Räume schaffen, in denen neue Perspektiven entstehen – auch im unternehmerischen Denken. Gleichzeitig ist sie ein starkes Signal gesellschaftlicher Verantwortung. Die Sammlung Würth steht für einen offenen Zugang zur Kunst, unabhängig von Herkunft oder Bildung – das ist ein Wert, den ich unbedingt weitertragen möchte.
Wie sehen Sie die neue Skulpturenallee in Rust, die dank der Leihgaben aus Ihrer Sammlung Würth entstehen konnte, um Menschen an der Kunst zu erfreuen?
Würth: Ich freue mich sehr über dieses Projekt. Es zeigt, wie Kunst im öffentlichen Raum wirken kann – niedrigschwellig, und zugleich inspirierend. Die Skulpturenallee in Rust ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Kunst Teil des Alltags werden kann und Menschen dort begegnet, wo sie leben und arbeiten – oder, im Fall vom Europa-Park, ihre Freizeit verbringen.
Kunst kann und muss auch polarisieren. Gibt es Werke oder Künstler in der Sammlung, die Ihnen besonders am Herzen liegen – vielleicht gerade weil sie herausfordern?
Würth: Absolut. Mich faszinieren Künstlerinnen und Künstler, die den Mut haben, unbequeme Fragen zu stellen – sei es gesellschaftlich, politisch oder ästhetisch. Beispielsweise Werke von Künstlern wie Anselm Kiefer fordern uns heraus, genauer hinzusehen und uns mit komplexen Themen auseinanderzusetzen. Gerade diese Reibung macht Kunst lebendig und relevant.
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