Rust in den 1970er-Jahren: ein kleines Fischerdorf mit rund 2.500 Einwohnern, landwirtschaftlich geprägt, beschaulich. Dass dieser Ort einmal jährlich Millionen Besucher aus aller Welt anziehen würde – das konnte sich niemand vorstellen. Und doch nahm mit der Eröffnung des Europa-Park 1975 durch Franz und Roland Mack eine Geschichte ihren Lauf, die das Dorf für immer verändern sollte.
Im Film „50 Jahre Heimat der Emotionen“ blicken Ruster Zeitzeugen zurück. Er ist als Beitrag zum 50-jährigen Jubiläum des Europa-Park von der Gemeinde Rust produziert worden und führt zurück zu den heute fast unglaublichen Anfängen, als der Park nur durch viel unternehmerischen Mut und Durchhaltevermögen werden konnte, was er inzwischen ist: der größte Freizeitpark Deutschlands und einer der erfolgreichsten in der ganzen Welt.
Zeitzeugen blicken zurück:
Bernhard Schoch, früherer Gemeinderat, hat beim Bau geholfen: „Gefällte Bäume haben wir wie die einstigen Schwarzwaldflößer über die Elz ins Sägewerk gebracht.“ Doch viele dachten, ein Freizeitpark in der Provinz – das kann nur schiefgehen. Die Medien fragten: „Wer fängt das Fischerdorf auf, wenn es scheitert?“ Immerhin herrschte im Gemeinderat Optimismus – wenn auch niemand das wahre Ausmaß ahnte.
Hans Wegmann, heute 100 Jahre alt und ehemaliger Grundschulleiter, war bei der entscheidenden Sitzung 1973 dabei: „Viele Gemeinderäte sind erschrocken, als Franz Mack sagte, er hoffe auf 300.000 Besucher im Jahr. Es wurden Dias gezeigt, eine Kleinbahn war zu sehen, die gibt es heute noch, und ein großer See. Da ist doch gar kein See, meinten wir. Dass der ausgehoben werden konnte, haben wir uns nicht vorstellen können.“
„Ich liebe den Herrn Mack“
Die Vision der Familie Mack prägte das Miteinander in Rust. Martin Spoth etwa, Sohn des damaligen Bürgermeisters Erich Spoth und viele Jahre Hauptamtsleiter, beschreibt das rasante Wachstum: „In vergleichbaren Gemeinden macht man vielleicht vier Bebauungspläne im Leben – ich habe rund 40 erstellt. Alles war totales Neuland.“ Als er seiner Enkeltochter erklärte, wer den Europa-Park gebaut habe, entgegnete sie: „Ich liebe den Herrn Mack.“
Bernhard Schoch
Hans Wegmann
Martin Spoth
Ewald Scherer
Auch Ewald Scherer, der 1975 als Gärtner aushalf, erzählt Anekdoten aus der Aufbauzeit. Freigänger aus dem Gefängnis Kenzingen arbeiteten beim Bau mit, schmuggelten Musikkassetten und tauschten sie gegen Bier: „Einmal habe ich sie im Kleinbus zurückgefahren, der Motor ist abgesoffen. Lass uns in die Kneipe, dann schieben wir an, schlugen sie vor. Doch ich habe gestartet und gestartet, der Motor sprang an und ich hielt nirgendwo mehr. Es waren zwei richtig schwere Jungs darunter, sagte man mir hinterher.“
Karl-Heinz Debacher
Helene Metzger
Franz Gruninger
„Von diesem Baron profitieren wir“
Helene Metzger, über 90, erzählt vom gesellschaftlichen Wandel. Früher gab es den Baron Boecklin. „Als Kind musste ich einen Knicks machen, wenn er zu meinem Vater in die Schreinerei kam. Er trug Knickerbocker mit langen Strümpfen, da waren Löcher drin.“ Später sei Roland Mack in der Region als neuer „Baron“ belächelt worden. Doch sie betont: „Von diesem Baron haben wir profitiert.“ Jahrelang reinigte sie Tischdecken des Parks in ihrer Wäscherei, heute vermietet sie eine Ferienwohnung. „Die Familie Mack hat sehr viel für die Gemeinde und die Region getan, leider schätzen das einige nicht“, betont Helene Metzger.
Nicht zuletzt spielte der Park auch in der Schule eine Rolle. Karl-Heinz Debacher, einst Rektor, berichtet, wie Lehrer durch Kinder von Künstlern aus Brasilien oder der Ukraine plötzlich zu Integrationsprofis wurden und ihnen in Extrastunden Deutsch beibrachten. Franz Gruninger, langjähriger Gemeinderat, bringt es auf den Punkt: „Es gab keine Sitzung ohne Europa-Park als Thema.“ Am Eröffnungstag 1975 sei auch die Familie Mack vom Besucheransturm überwältigt gewesen. Aber als man am Abend das Geld auf einem großen Tisch gezählt habe, sagte Franz Mack nur: „Das ist die Zukunft.“
Park-Gründer Franz Mack: Als er erklärte, er hoffe auf 300.000 Besucher im Jahr, konnte sich das niemand wirklich vorstellen.
Die Dokumentation „50 Jahre Heimat der Emotionen“, in der langjährige Einwohner von Rust über die enge Verbindung des Europa-Park zum einstigen Fischerdörfchen berichten, ist auf der Streaming-Plattform Veejoy zu finden: www.veejoy.de/filme/50-jahre-heimat-der-emotionen
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