Colmar. Die Gedenkstätte und das Museum auf dem Hartmannsweilerkopf zwischen Colmar und Mulhouse im Elsass erinnern an die schrecklichen Ereignisse im Ersten Weltkrieg mit vielen zehntausend Opfern auf französischer und deutscher Seite . Im Mittelpunkt der Präsentation stehen Ausstellungen, Filmvorführungen und eine pädagogische archäologische Ausgrabungswerkstatt sowie die Anlage mehrerer pädagogischer Schützengräben. Die Dimension der Stätte wird für junge Menschen durch neue Wege der Annäherung an die Geschichte gestärkt.
Die Gedenkstätte steht für eine der großen Tragödien unserer Geschichte. Mehrere zehntausend Franzosen und Deutsche verloren bei den erbitterten Kämpfen zwischen 1914 und 1918 ihr Leben. „Menschenfresserberg“ wird der Hartmannsweilerkopf heute noch im Volksmund genannt. Das Gedenken nach Kriegsende war mit der Errichtung eines Kreuzes (1919), der Anlage eines Soldatenfriedhofs, der Einweihung einer Krypta und des „Altars des Vaterlandes“ sowie mit der Ernennung zu einer der vier großen nationalen Gedenkstätten Frankreichs (1932) sehr französisch national und militärisch geprägt. Dem unermüdlichen Einsatz des langjährigen Tourismusdirektor im Elsass, Jean Klinkert ist es zu verdanken, dass der Hartmannsweilerkopf heute ein deutsch-französisches Mahnmal geworden ist, das vor allem auch jungen Menschen anspricht.
Klinkert: „Mein Großvater Joseph Rey (1899–1990), der 30 Jahre lang Oberbürgermeister von Colmar war, wurde nach Verfolgung und Inhaftierung in der NS-Zeit ein überzeugter Europäer, der sofort nach Kriegsende mit gleichgesinnten Deutschen Kontakt aufnahm und u. a. die erste deutsch-französische Touristikroute Grüne Straße / Route Verte mitinitiierte. Er war und ist mir, auch in meiner einstigen Tätigkeit als Tourismusdirektor im Elsass, immer ein Vorbild. Mit der deutsch-französischen Versöhnung und Freundschaftspolitik, eingeleitet durch Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, rückte auch der Hartmannsweilerkopf wieder in ein breiteres deutsch-französisches Besucherinteresse.“
Mithilfe von binational finanzierten Interreg-Programmen konnten ab 2009 die Außenanlagen historisch authentisch restauriert werden. Zum ersten Mal wurden dabei auch in der Krypta die an den Kämpfen beteiligten deutschen Regimenter genannt. Die wissenschaftliche Aufbereitung des Schlachtfeldes umfasste neben umfangreichen Restaurierungsarbeiten 45 dreisprachig gehaltene Informationstafeln entlang historischer Entdeckungswege (mehrere Dutzend Kilometer). Führungen werden auch in deutscher Sprache angeboten – eine App erschließt das Schlachtfeld mit seinen 150 unterschiedlichen Orten. Klinkert: „Der Bau einer Gedenkstätte im Elsass, die bewusst als Historial bezeichnet wird, konnte nur in einem deutsch-französischen Kontext entstehen und ist damit die erste und einzige deutsch-französische Gedenkstätte. Mein persönliches Motto dazu lautet: Nie wieder Krieg, aber Frieden, Freundschaft und Freiheit für unsere Jugend in Europa. Ab 2008 wurden auf französischer wie auf deutscher Seite Initiativen gestartet, die die avisierte Bausumme von 4,7 Millionen Euro sicherstellen sollten.“
Am 3. August 2014, auf den Tag genau 100 Jahre nach Kriegsausbruch, legten der französische Staatspräsident François Hollande und Bundespräsident Joachim Gauck den Grundstein zum Bau des Historials, flankiert unter anderem von Jugendlichen des Deutsch-Französischen Jugendwerks. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Staatspräsident Emmanuel Macron weihten das Historial am 10. November 2017 ein.
Heute ist der Hartmannsweilerkopf mit seinem Museum und der Gedenkstätte ein wichtiges Ziel vor allem für junge Menschen aus Frankreich und Deutschland. Jährlich besuchen in der Sommersaison insgesamt über 100.000 Menschen den Hartmannsweilerkopf. Rund ein Drittel sind junge Menschen, die mit ihren Schulklassen oder mit ihrer Familie kommen. Mehr als 300 Schulklassen sind das jährlich. Rund 25 Prozent der Besucher sind aus Deutschland und der Schweiz.
Der frühere Bundespräsident Christian Wulff sagte kürzlich bei einem Besuch des Hartmannsweilerkopf: „Die Sinnlosigkeit von Kriegen als totales Versagen der Diplomatie und die Brutalität und Unmenschlichkeit dieser zermürbenden Schlachten im 1. Weltkrieg machen sprachlos. Und dann fasziniert das Museum und der Gedenkort als gelungene eindringliche Warnung: Nie wieder! Nie wieder Nationalismus! Nie wieder Krieg! Unsere französischen Freunde haben in den vergangenen Jahren aus dem französischen Gedenk- und Trauerort einen europäischen Ort vor allem für Franzosen und Deutsche gemacht, wo auf französischem Boden auch die deutsche Flagge einträchtig weht. Das habe ich einfach als großartig erlebt. Frieden muss immer wieder neu gestiftet werden. 20 Jahre nach dem 1. Weltkrieg gab es damals schon wieder einen Weltkrieg. Dies darf sich nicht wiederholen. Heute ist die Europäische Union unser Glücksfall in der blutigen Geschichte unseres Kontinents.“
Wolfgang Schäuble und Roland Mack besuchen Hartmannsweilerkopf
Auf Einladung von Europa-Park Inhaber Roland Mack stattete der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble der Gedenkstätte Hartmannsweilerkopf bei Colmar einen privaten Besuch ab. Die Gedenkstätte und das Museum auf dem Hartmannsweilerkopf zwischen Colmar und Mulhouse im Elsass zeigen aktuell eine Sonderausstellung „Vom Gegner zum Feind: Deutsch-französische filmische Blicke auf den großen Krieg“. Insbesondere die Darstellung der deutsch-französischen Beziehungen in Filmen, die den Ersten Weltkrieg zum Schauplatz haben, steht im Mittelpunkt. Schirmherr und Förderer sind Roland Mack und das Unternehmen Europa-Park.
Seit mehr als einem Jahrhundert bemühen sich französische, deutsche, aber auch ausländische Regisseure, die deutsch-französischen Beziehungen insbesondere durch Dokumentar- und Spielfilme darzustellen, die den Ersten Weltkrieg als Schauplatz haben. Das Elsass diente als Kulisse für mehrere symbolträchtige Werke, die die deutsch-französischen Beziehungen und den Ersten Weltkrieg in den Mittelpunkt stellen. Die wichtigsten unter ihnen sind La grande Illusion (1937), das von Jean Renoir zwischen Colmar und der Haut-Koenigsbourg gedreht wurde, und Jules et Jim (1962), das Meisterwerk von François Truffaut, der seine Kameras in der unmittelbaren Umgebung des Hartmannswillerkopfes aufstellte.
Im Namen der deutsch-französischen Freundschaft wurde mit Wolfgang Schäuble und Jean Klinkert, dem Präsidenten der Gedenkstätte, ein Kranz in der Krypta des Nationaldenkmals niedergelegt. Die Abgeordnete und ehemalige Ministerin des Departements Haut-Rhin, Brigitte Klinkert, die seit Anfang der 1990er Jahre mit Wolfgang Schäuble in Kontakt steht, war ebenfalls vor Ort, um ihn zu begrüßen. Die Kommentare von Wolfgang Schäuble hinterließen einen tiefen Eindruck: "Was für ein Unsinn ein solcher Krieg, und 100 Jahre später sind die Menschen nicht klüger geworden".
Schäuble besuchte die bedeutende historische Stätte zu ersten Mal. Er betonte, es sei unglaublich wichtig, dass sich möglichst viele jungen Menschen an diesem „Memorial“ mit der Geschichte auseinandersetzen.
Weitere Informationen:
www.memorial-hwk.eu
Öffnungszeiten des Historials:
Bis 14. November: Dienstags bis samstags: 10:00 - 17:00 Uhr
Sonntags und an Feiertagen: 10:00 - 18:00 Uhr
Montags geschlossen
Öffnungszeiten der Krypta:
Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10:00-12:30 Uhr - 13:30-17:00 Uhr
Pressekontakt:
Koppelstätter Media
Horst Koppelstätter
hok@koppelstaetter-media.de
Tel 07221 9737211
Beitrag von Jean Klinkert - Präsident des „Komitees für das Nationaldenkmal Hartmannsweilerkopf“
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