Freizeitparkbesucher wollen Nachhaltigkeit

Gespräch mit dem CEO des Weltverbandes der Freizeitindustrie (IAAPA ), Jakob Wahl

Jakob Wahl hat bereits zehn Jahre Erfahrung bei der IAAPA. Er kam zunächst als Programm-Manager zur IAAPA, wo er dem Verband fünf Jahre lang im Verbandsbüro in Brüssel diente. Anschließend arbeitete er als Referent der Geschäftsführung und Unternehmenssprecher im Europa-Park, bevor er 2017 als Vizepräsident und Geschäftsführer der IAAPA Europe, Middle East, and Africa (EMEA) zur IAAPA zurückkehrte. Ab November 2021 fungierte Wahl als Executive Vice President and Chief Operating Officer (COO), ehe er zum 1. Januar 2023 zum Chief Executive Officer (CEO) befördert wurde.

Warum ist es für den Tourismus und speziell für Freizeitparks unglaublich wichtig, nachhaltig und umweltfreundlich zu arbeiten?

Jakob Wahl: Während die Freizeitwirtschaft in der Vergangenheit kein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit war, haben wir in den letzten Jahren einen verstärkten Fokus der Branche auf dieses wichtige Thema gesehen. Bei einer Befragung unserer Mitglieder kam heraus, dass knapp drei Viertel der weltweiten Betreiber Nachhaltigkeit als sehr wichtiges Thema erachten. Das spiegelt sich auch im Verhalten der Besucher wider: Nachhaltigkeit wird von unseren Besuchern vorausgesetzt. Sie wollen nicht unbedingt mit dem Thema konfrontiert werden, doch sie erwarten, dass ein Unternehmen sich nachhaltig aufstellt. Und dabei sehen wir, dass es oftmals einen Übergang vom früheren Shareholder Value zum System Value gibt: Wie trägt ein Unternehmen dazu bei, eine erfolgreiche Zukunft nicht nur für sich, sondern für alle, zu schaffen? Darüber hinaus arbeiten die Politik und die Finanzwelt aber auch an Maßnahmen, die es in Zukunft schwieriger werden lassen, Projekte zu finanzieren, die Nachhaltigkeit außer Acht lassen.

Welche Entwicklung der Ökologie beobachten Sie weltweit bei Freizeitparks?

Wahl: Wir sehen die verschiedensten Bemühungen in diesem Bereich weltweit. Eine Studie des schwedischen Freizeitparks Liseberg hat ergeben, dass zwei Drittel des ökologischen Fußabdrucks durch die An- und Abreise der Gäste und der Mitarbeiter entsteht. Da sind natürlich Lösungen und Kooperationen, wie es der Europa-Park im Bereich Bahnanschluss macht, von besonderer Bedeutung. Darüber hinaus passiert aber wahnsinnig viel beim Thema der nachhaltigen Energiegewinnung, respektive Nutzung von klimafreundlichen Energie-Quellen, dem Einsatz von Verpackungsmaterialien im Bereich Shopping und Gastronomie und einem bewussten Umgang mit Ressourcen jeder Art. Bei der IAAPA haben wir bereits einen eigenen Nachhaltigkeits-Ausschuss eingerichtet, der die Arbeit der IAAPA, aber auch der Mitglieder, in diesem Bereich voranbringen soll.

Wo müsste noch mehr getan werden?

Wahl: Definitiv bei der An- und Abreise der Gäste, aber auch der Mitarbeiter. Auch die Lieferwege von Waren gehören dazu. Darüber hinaus denke ich aber, dass die soziale Komponente unserer Branche unterschätzt wird. Wir sehen, wie sich Unternehmen mit einer zielgerechten Agenda bei Nachwuchskräften, wie auch bei Kunden, übergeordneter Beliebtheit erfreuen. Und tatsächlich wundere ich mich, dass wir nicht zu diesen gehören: Letzten Endes stärken unsere Mitglieder die Regionen, in denen sie agieren, bringen sozialen und wirtschaftlichen Aufschwung. Und vor allem haben Freizeitparks die wundervolle Aufgabe, Menschen Freude zu bringen. Was kann es Schöneres geben?

Wie bewerten Sie die Initiativen des Europa-Park, etwa sich durch eine riesige Photovoltaik-Anlage ab 2024 autark zu machen oder auch durch andere hochmoderne Energie-Erzeugungsmaßnahmen wie Wärmepumpen, Wasserkraft und Blockheizkraftwerke nachhaltiger zu werden?

Wahl: Ich sprach bereits von dem Einfluss eines Unternehmens auf seine Umwelt. Der Europa-Park ist da ein wunderbares Beispiel mit seiner Auswirkung auf den wirtschaftlichen Erfolg der Region, für seinen sozialen Einfluss und auch für seine Projekte im Bereich der Ökologie. Der Ortenau und seinen Bewohnern geht es heute in allen Belangen besser aufgrund des Unternehmens Europa-Park. Die Energiegewinnung ist da ein wichtiges Puzzleteil, gleichzeitig aber nur eines von vielen.

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Jakob Wahl

Wie können Reisende selbst dazu beitragen, Tourismus ökologischer und nachhaltiger zu gestalten?

Wahl: Ich möchte ungerne jemandem vorschreiben, wie er zu leben und zu agieren hat. Aber ich glaube, jeder von uns kann bei sich anfangen und einen Unterschied machen. Kann ich mein Reiseziel mit der Bahn erreichen? Wie engagiert sich der Ort, das Hotel, der Freizeitpark in dem Bereich? Wo kommen die Nahrungsmittel her, die dort angeboten werden? Gibt es Alternativen zum Einweg-Geschirr? Das sind alles Fragen, die sich jeder im Kleinen stellen kann und die letzten Endes einen Unterschied machen werden.

Als erster Deutscher übernahm Europa-Park-Chef Roland Mack im November 2011 für ein Jahr die Präsidentschaft des Weltverbandes der Freizeitindustrie IAAPA (International Association of Amusement Parks and Attractions). 2016 wurde er in die „Hall of Fame“ aufgenommen, zu der auch prägende Gesichter der Branche wie Walt Disney und sein Vater Franz Mack zählen.

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